Timo Saier, der am 15. August die Leitung des Weinguts der Stadt Stuttgart übernimmt, ist Diplom-Ingenieur für Weinbau und Önologie. Nach dem Studium an der Weinbau-Fachhochschule in Geisenheim am Rhein hat er einige Jahren Erfahrungen im Ausland – unter anderem in Australien und Argentinien – gesammelt.

Der Neue: Timo Saier, der am 15. August die Leitung des Weinguts der Stadt Stuttgart übernimmt, ist Diplom-Ingenieur für Weinbau und Önologie. Nach dem Studium an der Weinbau-Fachhochschule in Geisenheim am Rhein hat er einige Jahren Erfahrungen im Ausland – unter anderem in Australien und Argentinien – gesammelt. Schließlich folgte er seinem bayerischen Studienfreund Holger Hagen in die Südsteiermark, um dort beim Aufbau eines Weinguts mit knapp 15 Hektar Rebfläche mitzuhelfen. Seit 2007 zeichnete er dort als Kellermeister für die Weine verantwortlich und organisierte die Pflege der Weinberge. Dass das Anbaugebiet an der Grenze zu Slowenien jüngst von einer Hagelkatastrophe betroffen war, soll dem Weingutbesitzer und dem Kellermeister den Abschied erleichtert haben.

 

Das Erbe: Über das städtische Weingut ist in Stuttgart in den letzten Jahrzehnten immer wieder heftig diskutiert worden. Im Dezember 2006 blies der damalige CDU-Fraktionschef Reinhold Uhl zur Privatisierung des Weinguts, das seit 1946 städtisch ist. Dabei klassifizierte Uhl die Weine als „Semsakreblser“. Der zuständige Bürgermeister Michael Föll konterte und machte seinen Parteifreund in der Folge für Umsatzeinbrüche beim Weinverkauf verantwortlich. Der damalige Weingutleiter Bernhard Nanz brachte zur Verballhornung des CDU-Fraktionschefs einen Wein mit dem Namen „Semsakrebsler“ auf den Markt. Die Verpachtung des städtischen Weinguts an einen Privatwengerter nach dem Vorbild von Frankfurt am Main wurde im Frühjahr 2007 vom Gemeinderat abgelehnt. Allerdings war man sich einig, dass das Weingut bei der Qualität zulegen soll.

Die Verwaltungsposition: Bürgermeister Föll schwankte zwischen Ablehnung der Privatisierung wie 2006 und Sympathien dafür in späteren Jahren. 2015 veranlasste ihn das Jahresergebnis 2014 des Weinguts (notwendiger Barzuschuss der Stadt von 430 000 Euro, Gesamtaufwand einschließlich der Bewirtschaftung von stadbildprägenden Steillagen 800 000 Euro) zu beißender Kritik: Pro Flasche Wein bezahle die Stadt 5,40 Euro drauf. Das sei ein „absurder“ Zuschussbedarf. Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) setzte im Juni 2016 beim Abschied von Weingut-Chef Bernhard Nanz andere Akzente und lobte den Scheidenden: Während manche versucht hätten, das Weingut schlechtzurechnen, habe es zunehmend „Preise eingeheimst“. (jos)