Konrad Adenauer ist lange tot, aber manche Idee von ihm lebt weiter. Dank Werner Spec auch in Ludwigsburg.

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - Die Bedeutung der Vergangenheit kann nicht hoch genug bewertet werden. „Der beste Prophet der Zukunft ist die Vergangenheit“, sinnierte in längst vergangenen Zeiten der kluge Lord Byron. Oder, um es mit dem viel, viel älteren Konfuzius zu formulieren: „Erzähle mir die Vergangenheit, und ich werde die Zukunft erkennen.“ Werner Spec hat also wieder mal alles richtig gemacht, als er seinen neuesten Coup gezündet hat: Er hat sich an Konrad Adenauer erinnert.

 

Erst Print, dann Online

Da muss mancher jetzt vielleicht kurz innehalten. Immerhin ist der Mann schon 51 Jahre tot. Aber – wer weiß es nicht? – große Ideen halten ewig. Und einer dieser großen Ideen haben die Deutschen ihr Zweites Deutsches Fernsehen zu verdanken. Eigentlich wollte der Kanzler seine Bürger mit einem Staatsfernsehen beglücken, damit sie nicht dem Gewäsch des Rotfunks auf den Leim gehen müssen. Deshalb gründete er 1960 die Deutsche Fernseh GmbH. Dummerweise urteilte das Bundesverfassungsgericht, dass Rundfunk staatsfern zu sein habe. Adenauer musste seinen Plan aufgeben – stattdessen ging das ZDF an den Start.

Was nicht bedeutet, dass Adenauers Idee im Kern schlecht war, also aus Adenauers Sicht. Daran muss sich Werner Spec erinnert haben, als er sein jüngstes Meisterstück präsentiert hat: den Stadtfunk. Natürlich heißt er nicht so, übrigens auch nicht Spec-TV. Nein, der neue Info-Kanal, der seit diesem Monat über die Homepage der Stadt zu empfangen ist, heißt ganz schlicht „LB Journal“. Das Journal, so heißt es im vor ebenfalls nicht allzu langer Zeit gegründeten städtischen Newsletter „LB kompakt“, biete Informationen aus Ludwigsburg im Filmformat. Berichtet werde über Kommunalpolitik, städtische Projekte und Veranstaltungen.

Mit dem Neuen sieht man klarer

Das ist eine fantastische Idee, schließlich ist der aufgeklärte Bürger wesentlich für die funktionierende Stadtgesellschaft. Und von wem könnte der Bürger besser über seine Stadt aufgeklärt werden als von seiner Stadt! In der ersten Ausgabe des „LB Journal“ wird der Ludwigsbürger also darüber aufgeklärt, wie wunder-wunderschön der Ludwigsburger Weihnachtsmarkt ist. Und er erfährt, wie „wunderbar“, „klasse, super“ und „sehr gut“ die Ballettgala im Forum am Schlosspark gewesen ist. Und, fast wie nebenbei, erfährt der Bürger zwischen den beiden vier und zwei Minuten langen Filmchen in einem fünf Minuten langen Filmchen auch noch, wie herausragend das Schnellbussystem ist, das der Oberbürgermeister seinen Bürgern bescheren möchte.

Ganz eindeutig: Mit dem Neuen sieht man klarer! Endlich keine Störfeuer von stadtbekannten Nörglern, keine kritischen Fragen von ewigen Besserwissern. Einfach mal pure Information. Herrlich! Wie bedauerlich zugleich, dass das neue Magazin nur einmal im Monat erscheint. Dabei gibt es doch so unendlich viele Themen, die einer angemessenen Aufarbeitung harren.

Themen in Hülle und Fülle

Weiß denn wirklich jeder Ludwigsbürger, wie wunder-wunderschön der Ludwigsburger Wochenmarkt ist? Und der Ludwigsburger Pferdemarkt? Kann man ahnen, wie wunderbar der Silvesterball im Forum gewesen sein wird? Und das Eröffnungskonzert der Schlossfestspiele? Wohl so wenig, wie dem arglosen Ludwigsbürger bewusst ist, wie schwer ein Gemeinderat einem OB das Leben machen kann.

Um wie viel schneller könnte der Chef dieser wunderbaren Stadt diese Stadt noch wunderbarer machen, wenn er sich nicht ständig mit Argumenten anderer Leute aufhalten müsste. Von denen eines Landrats ganz zu schweigen. Auch von dort: ständig Widerworte. Es ist kaum zu glauben, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen haben wird – im „LB Journal“.

Was für ein beruhigendes Gefühl, dass ein Oberbürgermeister zugleich oberster Informant, Inhaber und Hüter der einzig wahren Wahrheit sein kann. Also unbedingt „LB Journal“ einschalten!