Wie sieht die Zukunft des Hauses Edelberg in Rommelshausen aus? Die Eigentümergemeinschaft sieht durch neue Vorgaben ihren Besitz gefährdet. Was die Gemeinde unternimmt, erfahren die gut 300 Besucher eines Informationsabend.

Rommelshausen - Eigentlich sei die Pflegesituation in Kernen bestens, sagt Werner Geiser, Fachberater bei der Altenhilfeplanung des Rems-Murr-Kreises. Bei einer Informationsveranstaltung zum Thema Pflege in Kernen erläuterte er, dass die Gemeinde rechnerisch bis zum Jahr 2025 einen Bedarf an 160 Betten im stationären Pflegebereich habe.

 

Doch die neue Heimbauverordnung fordert Einzelzimmer für jeden Bewohner, dadurch würde sich die Zahl der Pflegeplätze im Haus Edelberg auf 84 verringern

Genau so viele Pflegeplätze gibt es aktuell im Haus Edelberg in Rommelshausen. Es bestehe eine Auslastung von 98 Prozent, Pflegekräfte gebe es in ausreichender Zahl, ergänzte der Einrichtungsleiter des Hauses, Sebastian Schleinitz, bei der Veranstaltung im Bürgerhaus.

Doch die neue Heimbauverordnung fordert Einzelzimmer für jeden Bewohner, dadurch würde sich die Zahl der Pflegeplätze im Haus Edelberg auf 84 verringern. Um das zu erreichen, dürften drei Jahre lang keine neuen Bewohner mehr aufgenommen werden. Das ist nicht nur für Interessenten an einem Heimplatz kaum vorstellbar, sonder auch für die Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG), die seinerseits das Haus finanziert hat. Wolfgang Riethmüller, der Sprecher der WEG, beschrieb, dass das finanzielle Engagement von rund 200 Kerner Familien alles andere als lukrativ gewesen sei.

Verschiedene Probleme forderten unterschiedliche Lösungen

Nicht einmal eine Rendite von zwei Prozent hätten sie erwirtschaftet, wer seine Wohnung verkaufte, habe unter den Einstandspreis gehen müssen. Momentan seien die Appartements unverkäuflich. „Falls das Landratsamt wenigstens 97 Plätze zulässt, bekommen wir künftig nur noch 60 Prozent unserer Miete und sollen gleichzeitig in den Umbau investieren. Sollten die Kosten weiter steigen, stehe eine Schließung des Hauses bevor.

Was also tun? Barbara Steiner, Professorin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heidenheim sprach über die unterschiedlichen Wohn- und Unterstützungsformen im Alter. Hilfe- und pflegebedürftig werde nur ein kleiner Teil der Senioren, es seien neben der Pflege viele andere Fragen zur Gestaltung des Alters wichtig. Demenz, chronische Krankheiten, Behinderungen, psychische Erkrankungen: Verschiedene Probleme forderten unterschiedliche Lösungen. Immer noch pflegten vor allem Frauen, auch wenn sie voll berufstätig seien, ihre Angehörigen.

Allerdings wolle die Diakonie nicht über einen Neubau sprechen, sondern biete vielmehr bestehende Gebäude für betreutes Wohnen an

„Der Markt alleine wird es in diesem Fall nicht richten, Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe von Kommune, Wirtschaft und freiwilligem Engagement“, forderte Steiner und verwies auf „vorbildliche Projekte“ wie die Seniorengenossenschaft Riedlingen, die Bürgergemeinschaft Eichstetten oder das Projekt „Sorglos wohnen“ in Dettingen.

Ian Bigland, Geschäftsführer von Orpea Deutschland, dem Träger des Hauses Edelberg, signalisierte sein Interesse an einer Verlängerung des 2020 auslaufenden Vertrages. „Der Betreiber und die WEG müssen das Problem mit dem Haus Edelberg lösen, nicht die Gemeinde“, sagte Bürgermeister Stefan Altenberger. Trotzdem sei die Gemeinde tätig. So verhandle sie seit zwei Jahren über einen Neubau, auch mit der Diakonie Stetten sei man im Gespräch über den Bau eines Altenheimes in diesem kleineren Ortsteil. Allerdings wolle die Diakonie nicht über einen Neubau sprechen, sondern biete vielmehr bestehende Gebäude für betreutes Wohnen an.

Gemeinderäte der Offenen Grünen Liste kritisierten gleichwohl, dass sich die Gemeinde bei diesem Thema nicht viel mehr engagiere und monierten das festhalten am aktuellen Betreiber.

Stefan Altenberger: „Ein Heim in kommunaler Hand, das ist nicht unsere Kompetenz.“ Nach der Sommerpause werde es zum Thema weitere Veranstaltungen geben, kündigte Otto Förstner vom Seniorenrat Kernen an.