Der beruf des Baugeräteführers ist der Renner unter den Bauberufen. Für die Branche wird die Nachwuchswerbung immer wichtiger.
Remshalden/Stuttgart - Die Tiefbauer haben keine Probleme, Nachwuchs für ihre Berufe zu finden, im Hochbau sieht es ganz anders aus. „Baugeräteführer ist bei den jungen Leuten sehr beliebt. Da geht es um Maschinen und Technik“, sagt Martin Kleemann, der Leiter des Bau-Ausbildungszentrums in Remshalden-Geradstetten, wo sich am Dienstag Schulklassen aus der gesamten Region Stuttgart ein Bild von den verschiedenen Berufen machten, die es in der Bauwirtschaft gibt. Landesweit hat der Infotag mehr als 7000 Schüler und Lehrer in die Zentren gelockt.
Nachwuchswerbung ist für die Bauwirtschaft mittlerweile noch wichtiger als in den vergangenen Jahren. Manche Berufe haben unverdient ein schlechtes Image, allen voran der Maurer. „Dabei ist das ein anspruchsvoller Beruf. Wenn jemand gesucht wird, der allein möglichst alles auf einer Baustelle machen soll, ist es praktisch immer ein Maurer“, sagt Kleemann. Der typische Hochbauberuf ist seit Jahrzehnten die klassische Ausbildung, um sich später zum Polier weiterzubilden. Dennoch sei das Image weiterhin schlecht. „Im Schnitt sind die Azubis, die wir hier haben, ungefähr 18 Jahre alt. Die haben sich dann schon in anderen Berufen umgesehen und sind dann beim Maurer angekommen.“
Nachwuchswerbung wird für die Baubranche immer wichtiger
Demgegenüber seien die angehenden Baugeräteführer im Schnitt 15 bis 16 Jahre alt. „Das sind zum Teil noch richtige Kinder, die direkt von der Schule kommen. Die meisten haben sich von vorneherein vorgenommen, diesen Beruf zu ergreifen, und arbeiten ganz gezielt darauf hin. Viele Firmen wissen mittlerweile, dass sie gute Schüler bekommen, wenn sie Ausbildungsstellen zum Baugeräteführer anbieten“, sagt Kleemann.
Mittlerweile kommt eine Schulklasse nach der anderen im Ausbildungszentrum an. Nach der Begrüßung werden sie von Azubis zu den acht Infostationen geführt. Dort sind neben Ausbildern des Zentrums auch Auszubildende als Instrukteure am Werk. „So, junger Mann“, sagt einer zu einem Schüler, der nur ein oder zwei Jahre jünger als er ist, bevor er ihm zeigt, wie man mit Rödeldraht Stahlmatten flicht.
Währenddessen hämmern in der Nachbarhalle andere Schüler lange Zimmermannsnägel in Holzbalken, und auf dem Hof vor der Halle dürfen sie auf ein Gerüst mit drei Etagen steigen. „Ungeübte brauchen wie wir drei Tage, um das zu bauen“, verrät ein Azubi dem neugierigen Besucher. „Wer es kann, schafft das in anderthalb Stunden“, meint er. Wichtig sei, dass alles gerade montiert wird. „Da muss man immer mit der Wasserwaage kontrollieren, sonst wackelt alles.“
Der Bau verliert in den nächsten zehn Jahren 80 0000 Kräfte
Wie sich zeigt, haben die angehenden Handwerker bereits einen ausgeprägten Ethos, was ihren Beruf angeht: Egal ob Zimmermann oder Straßenbauer, stolz wird darauf verwiesen, was man wird. Der Landesverband Bauwirtschaft wirbt dennoch mit Hochdruck, um weitere junge Leute zu überzeugen. „Wir haben eine neue Kampagne gestartet, die einen zweistelligen Millionenbetrag kostet“, sagt Eleni Auer, die Sprecherin des Verbandes. „In den nächsten zehn Jahren werden altershalber rund 80 000 Bauhandwerker in den Ruhestand gehen. Bisher können wir nur die Hälfte durch den Nachwuchs ersetzen.“