Die SSB wollen im Mai die Stadtbahn-Röhren aus dem Europaviertel mit dem bestehenden Netz verbinden. Der Andrea- und der Veronika-Tunnel sollen den Hauptbahnhof im Juli erreichen.

Stuttgart - Etwa zwei Meter pro Tag werden die neuen Stadtbahntunnel vorangetrieben. Der Andrea- und der Veronika-Tunnel sollen im Juli den Hauptbahnhof erreichen. Ein gutes Drittel der unterirdischen Verkehrswege rund um das neue Europaviertel haben die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) gemeinsam mit dem städtischen Tiefbauamt bereits gegraben. Im Jahr 2016 sollen sämtliche Anlagen des aktuellen Bauabschnitts in Betrieb gehen.

 

Wer mit dem Auto auf der Heilbronner Straße in Richtung Hauptbahnhof unterwegs ist, muss auf Höhe des Geno-Hauses einer Baustelle ausweichen. Dass die eigene Fahrspur danach in Teilen auf Pfeilern bis zu 13,5 Meter über dem Boden schwebt, wird allerdings den wenigsten bewusst sein. Auf Höhe der Sparkassen-Akademie befindet sich eine der drei Baugruben, die die SSB für die Tunnelarbeiten rund um Bahnhof und Europaviertel gegraben hat. Zwischen Hauptbahnhof und der ehemaligen Bahndirektion sowie vor der Stadtbibliothek befinden sich die beiden anderen.

Eine schmale Holztreppe führt in die Baugrube. „Am Ende werden wir einen Tiefe von 13,5 Metern erreichen“, erklärt der Leiter des Projekts U 12, Bernd Schröder vom Tiefbauamt. Sein Kollege auf Seiten der SSB ist Markus Wittmann. „Die Arbeiten an den Stadtbahntunneln sind eine Kooperation von Stadt und SSB“, erklären sie.

Bezirksvorsteherinnen als Namensgeberin

Nach Beendigung der Bauarbeiten werden drei Ebenen Tunnel übereinander liegen. Ganz unten, rund 20 Meter unter der Heilbronner Straße, befinden sich die beiden Röhren der neuen Linie U 12 – eine Richtung Stadt und eine stadtauswärts. Darüber werden die neuen Gleise der Linien U 5, 6, 7 und 15 verlaufen. „Der Bestand muss wegen der Gleise des Tiefbahnhofs verlegt werden“, erklärt Schröder. Am nächsten unter der Oberfläche verläuft ein sogenannter Medienkanal, der beispielsweise Strom und Wasserleitungen führt.

„Momentan haben wir ein Drittel der Strecken gegraben“, sagt Wittmann. Die beiden U 12-Tunnel wurden nach den zwei zuständigen Bezirksvorsteherinnen, Veronika Kienzle für Stuttgart-Mitte und Andrea Krueger für den Bezirk Nord, benannt. „Wir sind bereits 260 beziehungsweise 270 Meter weit ins Erdreich vorgedrungen“, so Schröder. An diesen Strecken wird in 24-Stunden-Schichten gearbeitet, erklärt der Projektleiter.

Im Juli soll am Hauptbahnhof Tunnelanschlag gefeiert werden. „Was Zeitplan und Baukosten angeht, sind wir gut unterwegs“, sagt SSB-Projektleiter Wittmann. „Doch natürlich gibt es wie bei jedem größeren Projekt einige Nachträge.“ 90 Millionen Euro investieren die SSB in das Projekt. Tunnelbau sei immer mit Risiken verbunden, ergänzt Schröder und fügt an: „Es kann stets etwas unvorhergesehenes im Erdreich warten. Dann steigen die Kosten und die Baustelle steht still.“

Derzeit wird das Wohngebiet westlich der Heilbronner Straße unterfahren. „Das Gestein im Tunnel wird mit Baggern aus dem Erdreich gebrochen“, sagt Wittmann. Aktuell befinden sich diese Bagger unter den Straße Im Kaisemer und der Kriegerstraße, berichten die Projektleiter. Die betroffenen Anwohner wolle man so gut es geht betreuen. Dieser Tage werden rund 3000 Informationshefte ausgegeben. „Die Setzungen an der Oberfläche halten sich in Grenzen“, erklärt Schröder, „kleine Schäden an Gebäuden hat es aber gegeben.“ Man gehe dann auf die Betroffenen zu und melde das sofort der Versicherung, sagt Wittmann.

Im Mai steht der nächste Meilenstein für das Projekt bevor. „Dann beginnen wir damit, die neuen und die bestehenden Tunnel auf Höhe des Geno-Hauses zu verbinden“, so Schröder. Auf einer Länge von rund 80 Metern wird dann ein Loch in die Wand der vorhandenen Röhren gesägt. „Das ist ein Prozess, der mehrere Wochen dauern wird“, erklären die Projektleiter. Denn die ausgesägten Stücke Tunnelwand müssen unter anderem an Ort und Stelle zerkleinert werden. „Nur dann sind sie leicht genug, damit sie aus der Baugrube gehoben werden können“, sagt Schröder.