Auf dem Gelände des Bio-Gemüsehofs Hörz in Bonlanden werden 80 Kulturen angebaut. Erstmals ist in diesem Jahr Ingwer dabei. Das gab es im Umkreis offenbar noch nie.

Bonlanden - Rechts Feldsalat, links Frühlingszwiebeln. Und dazwischen hat sich unter dem Folientunnel ein dichter, etwa kniehoher Dschungel ausgebreitet. Die schmalen Blätter erinnern auf den ersten Blick an Bambus. Exotisch sind die Pflanzen tatsächlich. Auf etwa 400 Quadratmetern gedeiht vor den Toren von Bonlanden Ingwer. Angebaut hat ihn das Team des Bio-Gemüsehofs Hörz. Das ist insofern skurril, als dass man die Gewürz- und Heilknollen sonst nur aus tropischen und subtropischen Ländern kennt. „70 Prozent kommen aus China“, erklärt Jörg Hörz, ein anderes Anbaugebiet sei beispielsweise Peru.

 

Sarvjot Khinda arbeitet als Teamleiter auf dem Gemüsehof. Er stammt ursprünglich aus Indien, auch im Süden seines Geburtslandes wächst Ingwer. Und neuerdings eben auch in Filderstadt. Er bekennt: Anfangs habe er gedacht, das werde nichts. Nun aber erntet er die korallenförmigen, gelb-rosafarbenen Wurzeln aus dem Filderboden.

Der Filder-Ingwer ist anders als der aus China

Es ist der erste Filderstädter Ingwer überhaupt, teilt die Firma Hörz mit. Die Aussage scheint zu stimmen. Das Internet findet lediglich Anleitungen, wie man daheim auf dem Fenstersims Ingwer ziehen kann. Auch ein Rundruf bei fünf anderen Landwirten im Ort bringt stets dasselbe Ergebnis: Ingwer? Hier, bei uns? Gibt’s nicht! „Es gibt kaum Erfahrungen in Deutschland“, sagt Beate Hörz. In einer Fachzeitschrift hätten sie und ihr Mann von einem Versuch in Franken gelesen – und gedacht, das könnte man auch mal auf den Fildern testen. „Man kann sagen, dass Biobetriebe gern ausprobieren. Wir sind ja neugierig“, sagt sie.

Da der Ingwer es feucht-warm, aber schattig mag, wurden über den Folientunnel dunkle Textilien gelegt, zwischen den einzelnen Reihen wurden zudem am Boden Folienbahnen ausgebreitet, um Feuchtigkeit drinnen und Unkraut draußen zu halten. Ansonsten sei die Erde klassisch bearbeitet worden, „wie wir alle unsere Beete vorbereiten“, erklärt Beate Hörz. Im Frühjahr wurden die Jungpflanzen gesetzt, seit Mitte Oktober wird geerntet. Der Schwaben-Ingwer ist allerdings ein anderer als der, den man aus dem Supermarkt kennt. Seine Haut ist sehr zart und frisch, daher muss er im Kühlschrank gelagert und rasch verzehrt werden. Grund: Hierzulande geht dem Gewächs irgendwann die nötige Wärme aus, um noch länger im Boden zu gedeihen. „Die Wachstumsperiode ist um die Hälfte kürzer“, sagt Beate Hörz.

Die Nachfrage ist hoch

Der Filderstädter Bio-Gemüsehof Hörz besteht im 25. Jahr. Um die 80 unterschiedlichen Kulturen werden auf zusammengenommen gut 20 Hektar Fläche angebaut. Der Ingwer hat möglicherweise das Potenzial, dauerhaft ins Sortiment aufgenommen zu werden, nachdem nun die ersten Erfahrungen damit gesammelt wurden. „Wir haben Spaß daran“, sagt Beate Hörz.

Ob sich das Experiment auch wirtschaftlich lohnt, wird eine Auswertung zeigen. Noch müsse man schauen, wie reich die Ernte überhaupt ausfällt, sagt ihr Mann. Die Filderstädter Kunden jedoch sind offenbar scharf auf die scharfen Wurzeln. Beate Hörz betont: „Sie kommen in den Hofladen und bestellen den Ingwer.“