Deutschland erhält konsularischen Zugang zu dem in Haft sitzenden Journalisten Deniz Yücel. Der „Welt“-Korrespondent wird seit sieben Wochen in der Türkei festgehalten, ihm wird Terrorismusunterstützung vorgeworfen.

Berlin - Sieben Wochen nach der Festnahme des „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel in der Türkei erhält Deutschland konsularischen Zugang zu dem Journalisten. Die Türkei habe per Verbalnote bestätigt, dass Deutschland ab Dienstag Zugang zu Yücel erhalte, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin. Yücel wird seit Mitte Februar in der Türkei festgehalten, offiziell wird ihm Terrorismusunterstützung vorgeworfen.

 

Yücel hatte sich am 14. Februar der Polizei in Istanbul zur Befragung gestellt und war daraufhin in Gewahrsam genommen worden. Zwei Wochen später ordnete ein Haftrichter an, den deutsch-türkischen Journalisten wegen „Terrorpropaganda“ und „Volksverhetzung“ in U-Haft zu nehmen. Gemäß geltendem Recht kann diese bis zu fünf Jahren dauern.

Erdogan wirft Yücel Spionage vor

Die Entscheidung stieß in Deutschland auf scharfe Kritik, auch die Bundesregierung schaltete sich ein. Präsident Recep Tayyip Erdogan warf Yücel in einer Rede Yücel „Spionage“ vor und bezeichnete ihn als Agenten der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Kritiker sehen das Verfahren als politisch motiviert an und verweisen darauf, dass Yücel ausschließlich wegen seiner journalistischen Arbeit inhaftiert wurde.

Von deutscher Seite war die Vermutung geäußert worden, Erdogan wolle durch sein hartes Vorgehen bei türkischen Nationalisten Sympathien für seine geplante Verfassungsreform sammeln. Die neue Verfassung, über die am 16. April in einem Referendum abgestimmt wird, soll die Machtbefugnisse des Präsidenten erheblich erweitern.