Die Lähmung des Kulturlebens durch Corona trifft die Kreativen hart. Nun finden im Netz Künstler zusammen – und kämpfen um ihre Existenz.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Stuttgart - Bühnen bleiben leer, Säle bleiben zu und Aufträge bleiben aus – wenige Berufsgruppen leiden härter unter den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise als freiberuflich tätige Künstler. Weil auf unbestimmte Zeit fast alle Veranstaltungen ausfallen, stehen viele Kreative vor dem Nichts. „Konzerte, Lesungen, Vernissagen, Drehs, Theater, Reportagen, alles abgesagt“, sagt Stefan Bau. „Und keiner bekommt den Ausfall bezahlt.“

 

Stefan Bau ist freiberuflicher Fotograf, und er will nicht nur hilflos zusehen, wie das Virus ihn um seine berufliche Existenz bringt. Am Dienstag hat der 56-Jährige aus Bietigheim bei Karlsruhe unter dem Hashtag #supporttheartist in sozialen Netzwerken eine Bewegung ins Rollen gebracht, die Künstler zusammenführen, die Öffentlichkeit wachrütteln und die Politik für die Nöte der Branche sensibilisieren soll. „Freiberufler haben keine Lobby“, sagt Bau, der das ändern will. Die Resonanz habe ihn selbst überrascht. Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich das Schlagwort #supporttheartist mitsamt Stefan Baus Aufruf zur Solidarität rund um den Globus. „Ich bekomme Nachrichten von Künstlern aus der ganzen Welt, die den Schulterschluss suchen.“

Keine finanziellen Reserven

Vier bis fünf Aufträge hatte Stefan Bau in normalen Wochen, jetzt sind es: null. Wie lange er das durchsteht? „Nicht lange.“ Für ihn bleibe als letzte Option die Privatinsolvenz, und er ist damit nicht allein. „Musiker, Tänzer, Schauspieler, Kleinkünstler – so geht es gerade allen Kreativen.“ Denn weil Honorare in den vergangenen Jahren immer weiter gekürzt worden seien, sei es nahezu unmöglich gewesen, finanzielle Reserven anzulegen. Überbrückungskredite würden der Branche kaum helfen. „Wir müssten das Geld zurückzahlen, und das werden viele nicht können.“ Immerhin deutet sich langsam an, dass die Politik das Problem erkannt hat. Die Regierung hat jetzt einen Notfallfonds für Selbstständige angekündigt. Die konkreten Konditionen sind allerdings noch unbekannt.