Immer mehr exotische Tiere werden wild ausgesetzt. Daher erwägt Agrarminister Peter Hauk (CDU) einen Sachkundenachweis für das Halten exotischer Tiere. Denn manch ein Lebewesen kann gefährlich werden.

Stuttgart - Agrarminister Peter Hauk erkennt in Baden-Württembergs Haushalten einen bedenklichen Trend zur Haltung von exotischen Tieren und erwägt dafür staatliche Kontrollen. „Man sollte über einen Sachkundenachweis oder eine Anzeigepflicht nachdenken“, sagte der CDU-Politiker am Dienstag und kündigte an, darüber mit dem Tierschutzbeirat der Landesregierung sowie der neuen Landesbeauftragte für den Tierschutz, Julia Stubenbord, zu reden.

 

Immer mehr solcher Exoten wie etwa Schlangen, Skorpione oder auch Schnappschildkröten würden auch ausgesetzt. Diese könnten dann zu einer Gefahr für die Bevölkerung werden. Hauk: „Schnappschildkröten sind zunehmend ein Problem in den Gewässern Baden-Württembergs.“ Wenn sie zubeißen, sei das „mehr als ein Zwicken“.

Jährlich werden 1200 Tiere gerettet

Hauk berief sich unter anderem auf Erfahrungen der Auffangstation für Reptilien e.V. in München, die auch Tiere aus Baden-Württemberg aufnimmt. Mit jährlich über 1200 geretteten und weitervermittelten exotischen Tieren ist diese nach eigenen Angaben größte deutsche Auffangstation. Baden-Württemberg beteilige sich zwar an den Betriebskosten, doch erwarte die Station auch eine Beteiligung an den Baukosten: „Das kann man nicht ganz von der Hand weisen.“ Die Zahl der dort abgegebenen Tiere hat zugenommen. Zusammen mit Bayern will Hauk der Frage nachgehen, ob es nach der Freisetzung von exotischen Tieren zu Verletzungen von Menschen gekommen ist. „Wir wissen derzeit gar nicht, wer Exoten hat.“

Mehr Geld für Tierheime?

Der CDU-Minister kündigte außerdem an, die Sanierung der Tierheime im Land stärker finanziell fördern. Vor allem die Tierschutzvereine sollten entlastet werden. Für den Bau oder die Sanierung von Tierheimen stünden jährlich 500 000 Euro im Haushalt zur Verfügung. Bisher wurden die Kosten zwischen Land, Kommunen und Vereinen gedrittelt, künftig könne das Land 40 Prozent zuschießen. Bei gleichbleibendem kommunalem Anteil komme das den Vereinen zugute. Hauk zufolge wurden seit 2010 insgesamt 60 Vorhaben im Land mit fast drei Millionen Euro bewilligt.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, der Tierschutzgedanke sei ein zentrales Thema der Landesregierung. Mit der Landesbeauftragten sei vor fünf Jahren eine neutrale und unabhängige Einrichtung geschaffen worden, die sich bewährt habe. Die bisherige Amtsinhaberin Cornelie Jäger wolle nun eine Auszeit nehmen, deshalb werde Julia Stubenbord die Stabsstelle übernehmen. Sie wurde 1975 in Landau in der Pfalz geboren und hat in Budapest sowie München Tiermedizin studiert. Anschließend hat sie mehrere Jahre als Tierärztin in der Kleintiermedizin praktiziert.

Fehlende Amtstierärzte

„Tierschutz bedeutet, Tiere artgerecht zu halten und zu versorgen sowie Tiere vor Missbrauch, Verwahrlosung und unsachgemäßer Haltung zu schützen“, sagte Hauk. Deshalb habe das grün-schwarze Bündnis im Koalitionsvertrag gezielte Maßnahmen für den Tierschutz ergriffen. Der FDP-Abgeordnete Friedrich Bullinger nannte die Aussagen Hauks hingegen „Lippenbekenntnisse“. Das Land lasse beim Vollzug des Tierschutz- und Verbraucherschutzrechts vielmehr seine Pflichtaufgaben schleifen und statte die Veterinär- und Verbraucherschutzbehörden nicht mit dem Personal aus, das diese benötigten: „Nach einer gemeinsamen Berechnung des Fachressorts und des Landkreistags fehlen aufgrund der Aufgabenzuwächse in den Veterinärbehörden derzeit 199 Amtstierärzte.“