Die Stadt hat eine Mitarbeiterin eingestellt, die bei Hausbesitzern Überzeugungsarbeit leisten soll. Es geht darum, nicht genutzten Wohnraum zu aktivieren.

Gerlingen - Gabriella Loreck arbeitet seit Monatsbeginn im Amt für Jugend, Familie und Senioren im Gerlinger Rathaus. Ihr Job ist alles andere als einfach: Die Dreißigjährige soll Besitzer leer stehender Wohnungen davon überzeugen, dass diese ihre Räume wieder vermieten – mit Hilfe der Stadt, und an Menschen in sozialen Notlagen. Diese haben so gut wie keine Chance, eine bezahlbare Bleibe zu finden. „Wir wissen“, sagt Martina Koch-Haßdenteufel, „es gibt bei uns Wohnungen, die leer stehen. Wir können die Leute nicht zwingen, zu vermieten“, sagt die Erste Beigeordnete, deshalb versuche man es mit Vertrauen und Überzeugung.

 

Gerlingen ist eine von vier Kommunen in der Region, die das Programm „Raumteiler“ des Landes unterstützen. Die Stadt hat eine halbe Stelle geschaffen und Gabriella Loreck dafür eingestellt. Sie hat Sprach- und Kulturwissenschaften studiert – „und sie brennt für die Aufgabe“, sagte der Amtsleiter Stefan Fritzsche. In Kasachstan geboren, kam sie als Kind hierher. Sie arbeitete für den akademischen Austauschdienst mit Studenten in Kasachstan, und sie ist als Freiwillige im Leonberger Seehaus aktiv – hat also Erfahrung mit benachteiligten Menschen. Diese will sie einbringen.

Gespräch auch über die Sicherheiten der Stadt

„Es geht darum, brach liegenden Wohnraum zu nutzen“, sagt Fritzsche. Nach einem ersten Kontakt rede man mit den potenziellen Vermietern über alle Aspekte – auch über die Sicherheiten, welche die Stadt bieten kann. Das könne bis zu kleineren Renovierungen gehen. Die Zielgruppe als Mieter seien nicht nur Flüchtlingsfamilien, die aus Unterkünften ausziehen wollten. Es gehe um Menschen, die von wenig Geld leben müssten, und die Leistungen vom Staat oder der Stadt bekommen. Angesprochene Vermieter seien Hausbesitzer, die Wohnungen nicht vermieten – weil sie schlechte Erfahrungen gemacht oder davon gehört hätten, weil sie die Miete nicht bräuchten, oder weil sie keinen Ärger wollten. Man wende sich auch an Wohnhaus-Erben, die eine Zwischenlösung suchten. Koch-Haßdenteufel hofft auf Eigentümer, „die sozial eingestellt sind“.

Am Programm „Raumteiler“ beteiligen sich in der Region Stuttgart außer Gerlingen noch Esslingen, Leinfelden-Echterdingen und Waiblingen. Im Strohgäu hat die Stadt Korntal-Münchingen an Hauseigentümer mit dem Grundsteuerbescheid einen Brief mitgeschickt. „Darin haben wir unser Interesse an einer Wohnungsanmietung mitgeteilt“, erklärt Regina Neuhöfer, die Fachbereichsleiterin für Familie, Bildung und Soziales. „Dadurch kommen nun vereinzelt Angebote.“

Erwartungen sind niedrig angesetzt

Hemmingen bemüht sich ebenfalls, „Anlaufstelle zu sein, um Wohnraum zu vermitteln“, so der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU). Eine Mitarbeiterin des Sozialamtes, die potenzielle Mieter kenne, spreche mit Vermietern, so Schäfer.

Die Erwartungen in Gerlingen derweil sind zunächst niedrig angesetzt. Der Amtsleiter Fritzsche sagt, er sei froh, wenn im ersten Jahr drei bis fünf Wohnungen nutzbar gemacht werden könnten.