Die Initiative Papiertiger möchte das Mittendrin-Café als festen Beratungspunkt etablieren. Bereits im vergangenen Jahr hat ein solches Mittendrin-Café stattgefunden.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Wilfried Kremer ist ein viel beschäftigter Mann: Er ist Mitglied der katholischen St.-Georg-Gemeinde an der Heilbronner Straße und aktiv in der Initiative Mittendrin: Diese kümmert sich um die Nachbarschaftshilfe in der Gemeinde, den Tauschring Nordpool, die Secondhand-Boutique PragA und die Gruppe der Papiertiger: Zu diesen gehört auch Wilfried Kremer. „Wir helfen beim Verfassen, Erstellen und Ausfüllen von Formularen, Briefen oder Anträgen“, erklärt er. Der ehrenamtliche Service richtet sich vor allem an Menschen mit Migrationshintergrund, die die deutsche Sprache nicht gut genug sprechen oder lesen können, um mit den Einzelheiten etwa eines Sozialhilfeantrags umgehen zu können. „Diese Leute wissen oft auch einfach nicht, zu welchen Leistungen sie berechtigt sind oder an wen sie sich überhaupt wenden müssen“, sagt Kremer. Doch auch viele Deutsche kommen zu den Papiertigern – die Formulare der städtischen Ämter können auch für Muttersprachler unverständlich sein. „Die Dinge sind oft so verklausuliert, dass man sie nicht verstehen kann“, weiß Wilfried Kremer. Zum Beispiel bei der Gebühreneinzugszentrale (GEZ): „Viele wissen nicht, ob sie zahlen müssen oder nicht.“ Auch am Beispiel einer Familie aus dem Iran zeigt sich, wie nötig die Arbeit der Papiertiger ist: „Wegen eines Wasserschadens in der Wohnung wurde die Wand aufgerissen, und einfach so gelassen. Wir haben gemeinsam die Vermieter angeschrieben, damit sie sich darum kümmern.“

 

„Bei uns wird man zuverlässig und korrekt informiert“

Um dieses Angebot auszubauen, wollen die Papiertiger nun das Mittendrin-Café als feste Beratungsstelle im Bezirk etablieren. „Mehrmals im Jahr möchten wir Informationsabende veranstalten“, sagt Wilfried Kremer. Dazu wird jeweils ein Referent eingeladen, der zu einem bestimmten Thema vortragen und Fragen beantworten wird. Außerdem sind die Mitglieder der Papiertiger selbst vor Ort, um ihre Beratung anzubieten. Bereits im vergangenen Jahr hat ein solches Mittendrin-Café stattgefunden, damals mit Werner Schüle vom Stuttgarter Stadtseniorenrat, der über Vorsorgevollmachten informiert hat. Nun will die Gruppe diese Veranstaltung weiterführen und zur Reihe ausbauen.

Der nächste Termin ist am 12. Juni. Zu Gast wird Bernd Opitz sein, der stellvertretende Leiter des Bürgerservices Leben im Alter des Sozialamts der Stadt Stuttgart. Thema werden soziale Leistungen, insbesondere im Alter, sein. Für die Zukunft kann sich Kremer auch Kooperationen mit dem Kolpingwerk oder ähnlichen Einrichtungen vorstellen.

Auf diese Idee gebracht hat Wilfried Kremer ein Angebot der evangelischen Kirchengemeinde Zuffenhausen: Café Formularis heißt dort ein regelmäßiger Treff, bei dem eine ähnliche Beratung stattfindet. „Bei uns machen das zwar alles Ehrenamtliche, aber auch uns ist es sehr wichtig, an die Leute heranzukommen, die wirklich Hilfe benötigen“, sagt Kremer. „Wir möchten, dass die Menschen wissen, dass man bei uns zuverlässig und korrekt informiert wird.“ Das Mittendrin-Café wird, wie auch die Treffen der Papiertiger mit den Hilfesuchenden, im Familien- und Stadtteilzentrum Nord (FaZ) stattfinden. Fünf Ehrenamtliche sind zurzeit bei den Papiertigern aktiv und kümmern sich um die vier bis fünf Anliegen, die pro Monat an sie herangetragen werden.