In einer Kooperationsklasse in Leonberg haben Kinder mit und ohne Behinderung Vorurteile, Berührungsängste und Unsicherheiten abgebaut.

Vier Jahre gemeinsames Lernen und gemeinsame Wege als Sprungbrett für die Zukunft sind nun zu Ende. Die Kooperationsklasse zwischen der Leonberger Karl-Georg-Haldenwang-Schule (KGHS) und der örtlichen Gerhart-Hauptmann-Realschule (GHR) hat ihr Ziel erreicht. An letzterer ist zum Schuljahr 2018/2019 eine Kooperationsklasse eingerichtet worden, in der Schüler mit und ohne Behinderungen gemeinsam unterrichtet werden.

 

Bei dieser inklusiven Schulform haben Schülerinnen und Schüler der Karl-Georg-Haldenwang-Schule und Schülerinnen und Schüler der Gerhart-Hauptmann-Realschule eine gemeinsame Kooperationsklasse gebildet. Sie hatte ihren festen Sitz an der Realschule. Die KGHS ist ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in Leonberg.

Trotz Unterschieden gemeinsam lernen

„Formal zählen die Schüler mit sonderpädagogischem Bildungsanspruch weiterhin zu uns, in der Realität erleben sich die Schüler aber als eine Klasse“, sagt Timur Erdem, der Leiter der Haldenwang-Schule. Die Grundlage des Unterrichts in der Kooperationsklasse bilden die jeweiligen Bildungspläne der beiden Schularten, da die Schüler zwar an gemeinsamen Inhalten lernen, dies jedoch zieldifferent geplant wird.

Trotz der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schüler mit und ohne Behinderungen erleben sie täglich das gemeinsame Lernen und Handeln. In der Klasse arbeiten Lehrkräfte beider Schularten in einem Team. Das Grundprinzip des gemeinsamen schulischen Weges lautet: „Es soll so viel wie möglich gemeinsamer und nur wenn nötig getrennter Unterricht stattfinden“, schildert Erdem.

Die Haldenwang-Schüler wechseln an die Berufsschule

Doch mit dem Beginn der Sommerferien haben nun die vier gemeinsamen Schuljahre der Kooperation geendet, weil die Jugendlichen der KGHS an die Außenstelle der Berufsschulstufe mit Berufsvorbereitender Einrichtung (BBE) der Haldenwang-Schule wechseln. Dort werden sie gezielt auf die berufliche Eingliederung vorbereitet.

Klassenlehrerin Nathalie Reichel und Klassenlehrer Thomas Hirsch ziehen eine erfolgreiche Bilanz: „Alle am Schulleben Beteiligten haben die Erfahrung gemacht, dass es normal ist, verschieden zu sein. Vorurteile, Berührungsängste und Unsicherheiten wurden im täglichen Zusammenlernen abgebaut.“

Der Schulleiter der Gerhart-Hauptmann-Realschule, Marc Schwarz, ist auch zufrieden. „In der Kooperationsklasse konnte man erleben, wie Inklusion gewinnbringend für alle Beteiligten funktionieren kann. Ich kenne kein anderes Projekt, dass so erfolgreich ist“, sagt er.

KGHS-Leiter Erdem ist sich sicher, dass seine Schüler mit den positiven Erfahrungen an der GHR gut gerüstet für den weiteren Weg an der Berufsschule sind. „Ich bin den Kolleginnen und Kollegen an der Realschule sehr dankbar für die Offenheit, neue Wege zu gehen. Alle Beteiligten haben sich weiterentwickelt und sind zusammen an den Anforderungen gewachsen. Auch die Eltern waren hochzufrieden mit der Schulzeit an der GHR.“

Die Schullogos künstlerisch ineinander verschlungen

Zum Abschluss der gemeinsamen Schulzeit haben sich die Lehrkräfte etwas Besonderes einfallen lassen: Neben einer gemeinsamen Klassenfahrt nach Ulm planten sie in der letzten Schulwoche während der Projekttage eine letzte gemeinsame Aktion. Es entstand ein besonderes Graffiti – die Logos beider Schulen wurden künstlerisch dargestellt und von den Schülerinnen und Schülern beim Schulfest der GHR präsentiert. Und so wird eine Erinnerung an die gemeinsamen Schuljahre auf jeden Fall bleiben: Das Graffito wird zukünftig am Eingang des Sekretariats der GHR für alle sichtbar sein.