Die Behindertenförderung Linsenhofen wird 50, und das Café Regenbogen in Nürtingen lädt zur Jubiläumsfeier. Das Café ist ein Begegnungsort für Menschen mit und ohne Behinderung.

Nürtingen - Eines ist für Christian Brauße, den Leiter des Café Regenbogen im Nürtinger Bürgertreff, klar: An der Qualität der Speisen darf es keine Abstriche geben. „Das ist ein ganz normales Café, darauf lege ich Wert“, betont der 49-Jährige. „Ich kann nicht sagen: ,Eine Tomatensuppe dauert 30 Minuten. Dann kommt keiner‘“, weiß der Küchenchef.

 

Der Service lässt nichts zu wünschen übrig

Die Arbeitskräfte in dem Bistro haben zwar eine Behinderung, doch der Service stimmt. Und weil dies so ist, gibt es das integrative Café nun schon 15 Jahre lang. Für den Donnerstagabend hatte die Einrichtung in Trägerschaft der Behindertenförderung-Linsenhofen, die auf ihr 50-jähriges Bestehen zurückblickt, zu einer Feier in die Marktstraße 7 eingeladen.

Die Räumlichkeiten im Gebäude des Nürtinger Rathauses sind ein Ort der Begegnung für Menschen ganz unterschiedlicher Couleur. Hier verbringt beispielsweise der Banker seine Mittagspause und kommt mit dem Personal ins Gespräch. Auch für Rathausmitarbeiter ist die Einrichtung nicht nur wegen des kurzen Weges ein bevorzugter Aufenthaltsort.

Selbst gebackener Kuchen ist eine Spezialität

Die Lage ist zwar etwas versteckt, doch finden die Gäste den Weg zu dem integrativen Café, das im Sommer mit einer schönen Außengastronomie lockt. Das Angebot kann sich sehen lassen. Eine Spezialität sind die Kuchen. Martin Schmid, die „rechte Hand“ von Christian Brauße, macht beispielsweise die Streusel für den Apfelkuchen, die Äpfel dafür kaufen die Mitarbeiter im benachbarten Tafelladen ein. Mit den Kuchen beliefert das Café auch zwei Seniorenheime in Nürtingen.

Der Südsee-Salat mit Ananas, Mandarine und Putenstreifen, der Rathaus-Salat mit Tomate, Gurke und Pute sowie die Maultaschen zählen zu den beliebtesten Gerichten. Und wer noch nicht gefrühstückt hat, ist im Café Regenbogen ebenfalls bestens aufgehoben. Angefangen hat alles im Jahr 2003 als kleines Projekt der Nürtinger Sozialkonferenz. Vor acht Jahren verlängerte die Stadt Nürtingen den Vertrag für weitere zehn Jahre und stellt die Räumlichkeiten im Bürgertreff pachtfrei zur Verfügung. „Inzwischen sind wir angekommen. Es ist längst kein Projekt mehr, sondern eine Institution“, sagt Christian Brauße und fügt hinzu: „Klein aber fein machen wir es hier. Von der Qualität her müssen wir uns definitiv nicht verstecken.“

Die Behinderten-Förderung ist bunt und vielfältig

Sich nicht zu verstecken ist die Leitlinie insgesamt der Behinderten-Förderung-Linsenhofen. Das Jubiläumsjahr nutzt die Einrichtung, um die Öffentlichkeit auf sich und ihre Anliegen aufmerksam zu machen. „Inklusion – Einfach machen!“ – das ist laut dem Geschäftsführer Thomas Fick das Motto des Jubiläumsjahrs. „Bunt und vielfältig wollen wir uns darstellen. So können auf selbstverständliche Weise Begegnungen stattfinden – ganz im Sinne der Inklusion“, so Thomas Fick. Als regionaler Träger im Raum Nürtingen/Neuffener Tal mit Sitz in Oberboihingen hat die Behinderten-Förderung differenzierte Angebote für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen in den Bereichen Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung entwickelt.

Arbeitsplatz für 240 Menschen

Einrichtung
Die Behinderten-Förderung-Linsenhofen (BFL) ist eine der ältesten Einrichtungen in der Behindertenhilfe des Landkreises Esslingen. In den beiden Werkstätten für behinderte Menschen in Frickenhausen und Oberboihingen sowie an den Außenarbeitsplätzen sind 240 Mitarbeiter beschäftigt. Laut dem Geschäftsführer Thomas Fick steht die BFL „auf solidem Grund“. Eine Herausforderung stellt der demografische Wandel dar. So erreichen immer mehr Menschen mit Handicap das Rentenalter. Darauf muss sich die BFL einstellen.

Jubiläum
Zum 50-jährigen Bestehen erscheint am 5. Juli beim internen Festakt eine Festschrift, und es gibt eine Veranstaltungsreihe, die am 12. Mai ihre Fortsetzung findet. Beim Aktionstag „Familie spielt“ in Nürtingen wird die BFL am Sonntag mit einem Rollstuhlparcours vertreten sein und ein Mal- und Bastelangebot haben. Am 26. August tritt die Neckaraue Houseband bei der Bundesgartenschau in Heilbronn auf, und am 6. und 7. September gibt es in Frickenhausen einen Handicap-Basar.