Im neuen Laden der AfB in bereiten behinderte und nicht-behinderte Mitarbeiter ausgemusterte Computer großer Firmen auf und verkaufen sie weiter.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Im neuen Laden der AfB im Westen verkaufen Kollegen mit und ohne Handicaps PCs, Notebooks, Drucker, Smartphones, Zubehör und die passende Software zu ziemlich günstigen Preisen. Das gemeinnützige IT-Systemhaus ist darauf spezialisiert, ausgemusterte Hardware von großen Konzernen und öffentlichen Einrichtungen zu übernehmen und hat jüngst eine Filiale in der Silberburgstraße 167 eröffnet. Sie ersetzt die Filiale am Fasanenhof.

 

„Es ist der erste Shop in einer Innenstadt. Alle anderen befinden sich in irgendwelchen Gewerbegebieten“, sagt Lorena Schlund, Pressefrau bei AfB. Das gemeinnützige Unternehmen unterhält 14 Standorte in Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz und hat damit mehr als 200 Arbeitsplätze in der IT-Branche geschaffen, davon 50 Prozent für Menschen mit Handicap.

Mehr Ruhe bei der Arbeit

Jörg Adler ist hoch zufrieden mit seinem Job als Kundenberater in der Silberburgstraße. „Man hat mehr Ruhe und mehr Zeit bei der Arbeit. Alle gehen mehr auf einen ein“, sagt der 37-Jährige mit geistiger Behinderung. Er hatte zuvor in einer Gärtnerei gearbeitet. Die Hektik dort hat ihm zugesetzt, und als er nach acht Jahren an die Luft gesetzt wurde, war er zunächst bloß froh, dass er bei der AfB unterkam. Welch ein Glücksgriff der Job war, ist ihm erst mit der Zeit klar geworden. „Für IT habe ich mich immer schon interessiert. Ich habe ein gewisses Vorwissen mitgebracht.“

Drei Kollegen von Adler haben keine Behinderung, ein Vierter, leidet an Rückenproblemen und arbeitet in der Technik, wo die Geräte auseinandergenommen und repariert werden. Wie alle Arbeitsbereiche im Unternehmen ist auch dieser barrierefrei. Sämtliche Arbeitsschritte werden sowohl von behinderten als auch von nicht-behinderten Menschen verrichtet.

Bei der AfB landet die gebrauchte Hardware großer Firmen und Institutionen wie beispielsweise der EnBW oder SSB. „Heute schon sind über 400 große Konzerne, Banken, Versicherungen und öffentliche Einrichtungen CSR-Partner von AfB“, heißt es auf der Internetseite der Firma. Sie erhält die Geräte – meist sind es mehrere Hundert auf ein Mal – umsonst, holt sie dafür ab und löscht die Daten darauf verlässlich.

Früher landeten Tausende Geräte aus Unsicherheit über den Umgang mit den Daten im Müll. Inzwischen sind die professionelle Datenlöschung, die Aufarbeitung der gebrauchten Rechner und der Verkauf an Privatkunden oder Händler aber salonfähig und zu einer eigenen Branche mit zweistelligen Wachstumszahlen geworden. Die AfB hat sich auf diesem Mark zum respektablen Player gemausert. Sie bereitet die Hardware auf: Sie wird nicht bloß geputzt, sondern gründlich neu aufgebaut und häufig mit neuen Tastaturen, stärkeren Speichern oder neuen Akkus versehen.

Die alten Rechner sind öko

Eine wichtige Rolle spielt das Angebot von Microsoft, für die aufbereiteten Rechner neue Windows-Lizenzen zu sehr günstigen Preisen bereitzustellen. „Auf allen unseren Geräten läuft Windows 7“, erläutert Lorena Schlund. Sind die Geräte wieder auf Vordermann, landen sie im Laden bei Jörg Adler, der sich damit auskennt. „Zu uns kommen Kunden, die auch ein paar Erläuterungen haben wollen, die Fragen stellen – anders als in den großen Elektromärkten“, sagt Schlund. Kollegen wie Jörg Adler nehmen sich für die Kunden alle Zeit, die nötig ist.

Die typische Klientel seien zum einen Computerneulinge – häufig im Rentenalter – sowie sozial eingestellte und umweltbewusste Leute um die 40 Jahre, sagt Adler. Denn die alten Rechner sind ziemlich öko: Sie ersetzen die ressourcenverzehrende Neuproduktion von Hardware und reduzieren auf diese Weise Elektroschrott und CO-Ausstoß. Defekte oder zu alte Geräte zerlegen die AfB-Mitarbeiter zwecks Ersatzteilgewinnung in ihre einzelnen Bestandteile, die übrigen Rohstoffe gehen an zertifizierte Recyclingbetriebe.

Ein weiterer Pluspunkt sind die Preise: Ab 100 Euro für einen einfachen Rechner oder einen Laptop ist man dabei. Für gut das Doppelte gelangt man bereits ins Reich der elektrotechnischen Wohlfühlzone. Im Schnitt sind die Computer und Laptops vier Jahre alt. Das ist in etwa der Turnus, in dem große Firmen ihre Hardware ausmustern, erklärt Lorena Schlund.