Eine vollwertige Uni hat Heilbronn zwar nicht. Trotzdem darf die Stadt künftig den Titel „Universitätsstadt“ tragen. Dafür gab es gute Gründe und – zum Glück – einen etwas parteiischen Entscheider.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Heilbronn - Im dritten Anlauf hat es geklappt: Die Stadt Heilbronn darf künftig das Wörtchen „Universitätsstadt“ auf ihre Ortsschilder malen. Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) verlieh der 130 000-Einwohner-Stadt jetzt diesen Titel. Heilbronn ist damit nach Tübingen, Mannheim, Konstanz und Ulm die fünfte Stadt im Land, die diese Bezeichnung offiziell tragen darf. Die alten Unistädte Freiburg und Heidelberg verzichteten bisher auf einen Antrag, ebenso die Großstädte Stuttgart und Karlsruhe.

 

Zweimal war Heilbronn der Titel von der Landesregierung in der Vergangenheit verwehrt worden. Denn anders als in Konstanz oder Ulm gibt es in Heilbronn keine Landesuniversität. Seinen neuerlichen Vorstoß hatte Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) aber mit der dynamischen Entwicklung auf dem Bildungscampus begründet, wo unter anderem die Hochschule Heilbronn – eine ehemalige Fachhochschule – und die Duale Hochschule angesiedelt sind. Vor einem Jahr hatte an diesem Standort auch eine Außenstelle der Technischen Universität München eröffnet. Dass es sich dabei um eine bayerische Uni handelte, hatte für Irritationen beim baden-württembergischen Wissenschaftsministerium gesorgt.

Der Altstadtrat war aufgeschlossen

Dennoch durfte Mergel optimistisch sein. Schließlich ist es das Innenministerium, das darüber entscheidet, was auf Verkehrsschilder geschrieben werden darf. Und an dessen Spitze steht in der Person von Thomas Strobl ein gebürtiger Heilbronner, den Mergel auch als langjährigen Stadtrat kennt.

Tatsächlich beruft sich Strobls Ministerium bei seiner Entscheidung nicht nur auf den bayerischen Uniableger, sondern hebt die Gesamtentwicklung in der Stadt hervor. Unterstützt durch die Dieter Schwarz Stiftung habe der Heilbronner Bildungscampus eine einzigartige Entwicklung genommen. Künftig würden 10 000 junge Menschen in Heilbronn studieren. Zum Vergleich: in der kleinsten Unistadt Konstanz (85 000 Einwohner), wo es neben der Universität ebenfalls eine Hochschule gibt, sind es 17 000.

Gute Nachricht am Freitag, den 13.

Mergel erreichte die gute Nachricht am Freitag, den 13. Dezember. „Wir freuen uns sehr über den Titel“, sagte der OB. Die Verleihung honoriere den konsequenten Weg zur Bildungs- und Wissenschaftsstadt. Das Stuttgarter Wissenschaftsministerium hat zumindest äußerlich seinen Frieden mit der Unistadt Heilbronn gemacht. In ihrer Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung umschifft die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) das Wort Universitätsstadt allerdings. Ihr Ministerium sei mit der Entscheidung nicht befasst gewesen. „Als Wissenschaftsministerin freue ich mich, dass sich der Hochschulstandort Heilbronn so hervorragend entwickelt. Ich kann deshalb nachvollziehen, dass der Innenminister der Stadt diese Möglichkeit eröffnet und damit einen lang gehegten und von vielen Seiten geäußerten Wunsch erfüllt.“

Ob nach Heilbronn nun auch andere Städte mit Hochschule wie Esslingen, Aalen oder Nürtingen sich Hoffnungen machen dürfen, in den erlauchten Kreis der Unistädte aufzusteigen, blieb offen.