Ins Gebäude des traditionsreichen Schreibwarenhändlers Haufler am Stuttgarter Marktplatz zieht im Mai ein Gastronom ein. Es handelt sich um eine Zwischennutzung, die dort sechs Monate lang bleiben soll.

Stuttgart - Nach dem Ende des Café Scholz wird zumindest für einige Monate wieder gastronomisches Leben vor dem Rathaus einkehren. Im Gebäude des ehemaligen Schreibwarenhändlers Haufler am Marktplatz wird es eine Zwischennutzung geben. Der Betrieb soll Anfang kommenden Monats eröffnen und für sechs Monate am Platz bleiben.

 

Die Renaissance der Gastronomie vor dem Rathaus ist zunächst nicht mehr als eine Interimslösung. Vorgesehen ist ein sogenannter Pop-up-Store, ähnlich der Läden, die sich aktuell sehr erfolgreich in der Calwer Passage unter dem Namen Fluxus zusammengeschlossen haben. „Es ist eine Mietdauer von sechs Monaten vorgesehen“, bestätigt Alexander Veiel, der Regional Manager Stuttgart der Gewerbemakler von Jones Lang Lasalle auf Anfrage der StZ. Über eine endgültige Lösung für die prominente Immobilie werde derzeit verhandelt, berichtet Veiel. Die Makler sprechen dabei sowohl mit potenziellen Käufern als auch mit möglichen Mietern. „Sobald das Gebäude verkauft ist, wird der neue Eigentümer seine endgültigen Mieter präsentieren“, erklärt Alexander Veiel. Das soll noch im Lauf der kommenden Monate geschehen.

Experten: 150 Euro pro Quadratmeter kostet die Miete

Diese Gespräche seien bereits weit fortgeschritten, sagt Veiel. Aus Sicht des Immobilienmaklers kommen sowohl verschiedene internationale Modemarken als auch Gastronomieketten als spätere Nutzer am Marktplatz in Frage. Da nach dem Verkauf das Hauses wohl ein aufwendiger Umbau des Gebäudes sowie, je nach Art der endgültigen Nutzung, ein möglicherweise längeres Genehmigungsverfahren ansteht, wurde die Interimsnutzung auf die Dauer von sechs Monaten angelegt.

Dass abgesehen von der Zwischennutzung nun auch langfristig über ein neues Restaurant oder Café am Rathaus nachgedacht wird, ist überraschend. In der Vergangenheit hatten Makler die hohen Mieten stets als das K.o.–Kriterium für Gastronomen beurteilt. Nach Aussage von Immobilienexperten wird für das Haufler-Gebäude eine Miete von rund 150 Euro pro Quadratmeter verlangt. Für Restaurants und Cafés gelten jedoch schon Mieten jenseits von 50 Euro als ungewöhnlich teuer und werden somit nur selten bezahlt. „Es gibt aber Ketten aus dem Gastronomiebereich, die inzwischen so viel bezahlen wie Textiler“, erklärt hingegen Alexander Veiel.

Durch das gastronomische Zwischenspiel am Marktplatz wird nun ein Teil der Lücke geschlossen, die das Café Scholz hinterlassen hat. Seitdem das Scholz am Marktplatz nicht mehr existiert, wird der Platz nicht mehr bewirtet. Im Rathaus setzt man alle Hoffnung auf den neuen Pächter des Ratskellers, der ein schlüssiges Konzept für die Bewirtschaftung des zentralen Platzes in Stuttgart vorlegen muss. Der jetzige Pachtvertrag mit der Gastronomenfamilie Brunner läuft aber noch bis 31. März 2016. Das Aus von Haufler am Markt hatte in der Stadt eine Debatte ausgelöst. Das Ende des Traditionsbetriebs steht für viele Menschen in Stuttgart symbolisch für den aktuellen Wandel im Einzelhandel – weg von heimischen und inhabergeführten Betrieben hin zu internationalen Ketten.

In Immobilienkreisen wird zudem berichtet, dass die Verwaltung selbst Informationen zum Preis des Gebäudes eingeholt hat. Konkrete Angebote wurden aus dem Rathaus danach jedoch nicht gemacht.