Alle Jahre wieder . . . wird das Parkplatz-Chaos in der Innenstadt von Ludwigsburg zur Vorweihnachtszeit besonders schlimm. Wer clever ist, kann dennoch Gemüt und Geldbeutel schonen.

„Zehn Euro für dreieinhalb Stunden parken, ja spinn‘ ich?“, sagt eine Frau vor einem Parkautomaten in der Wilhelmgalerie: „Das war doch vor kurzem noch nicht so teuer!“ Recht hat sie. Mitte Oktober gab es dort eine saftige Preiserhöhung. Da aber die erste halbe Stunde noch immer günstig ist und 1,50 Euro statt wie zuvor einen Euro kostet, entsteht bei vielen der Eindruck, Parken in der Wilhelmgalerie sei besonders günstig. Das stimmt nur für Kurzparker. Eine Stunde Parken kostet jetzt 2,50 Euro statt zwei Euro. Bis zur dritten Stunde wird aber im Halbstundentakt abgerechnet, ab der angefangenen vierten Stunde stündlich.

 

Wer also knapp über drei Stunden in der Wilhelmgalerie parkt, macht den schlechtesten Deal: Das kostet jetzt nämlich 10 Euro – so viel wie die Pauschale für den ganzen Tag im Marstallcenter. Damit ist das Parkhaus im Marstall allerdings das günstigste in der Innenstadt für alle, die ihr Auto länger stehen lassen wollen. Zum Vergleich: In der Wilhelmgalerie beträgt die Tagespauschale jetzt 15 Euro. Auch Kurzparker kommen im Marstall günstig durch: Die erste Stunde kostet einen Euro, jede weitere 1,50 Euro. Viele wissen das und sorgen deshalb vor allem an Samstagen rund um das Center für ein großes Verkehrschaos. Die Frage ist also: Will man Geld oder Nerven sparen?

Geheimtipp am Wochenende: Das Parkhaus am Landratsamt

Für Autofahrer, die gut zu Fuß sind, empfiehlt Matthias Knobloch, Leiter des Fachbereichs nachhaltige Mobilität der Stadt Ludwigsburg, erst gar nicht so weit in die Stadt zu fahren. „Unser Parkhaus Solitude ist eigentlich nie voll ausgelastet, dort gibt es immer freie Plätze“, sagt er „Und man ist zu Fuß in wenigen Minuten in der Innenstadt.“ Die erste halbe Stunde ist wie in allen städtischen Parkhäusern kostenlos. Bei der ersten Stunde werden zwei Euro verrechnet, jede weitere angefangene kostet einen Euro. Die billigste Parkmöglichkeit in der Nähe der Innenstadt bleibt der Parkplatz Bärenwiese mit einer Tagespauschale von vier Euro und einer Abendpauschale ab 18 Uhr von drei Euro. 483 Parkplätze stehen dort zur Verfügung. Finden allerdings Veranstaltungen im Blühenden Barock oder im Forum am Schlosspark statt, sieht es dort schlecht aus.

Vor allem an Samstagen und Sonntagen empfiehlt Knobloch daher das Parken in der Parkgarage Alt-Württemberg-Allee. „Da gibt es Platz, denn dann parken die Mitarbeiter des Landratsamts nicht dort.“ Auch unter der Woche stehen die Plätze der Öffentlichkeit rund um die Uhr zur Verfügung und kosten pro Stunde nur einen Euro. Der Tageshöchstsatz am Wochenende beträgt 12 Euro. Generell gibt es einen Abendtarif ab 18 Uhr. Viele haben dieses Parkhaus allerdings abgeschrieben, weil dort zwei Jahre lang gebaut wurde. Seit Mitte April 2023 ist es aber wieder geöffnet – mit einer Besonderheit: Nahezu alle 158 Stellplätze verfügen über 3,7-Kilowatt-Wallboxen, an denen man kostenlos Strom tanken kann.

Ähnlich ergeht es der Sparkassengarage, die durch die lange Bauzeit ebenso vom Radar vieler Besucher der Innenstadt verschwunden ist. Sie ist seit April 2024 wieder geöffnet. Inzwischen hat sich die ehemalige Mini-Garage zum modernen dreistöckigen Parkhaus mit 145 Plätzen und 20 E-Ladepunkten gemausert. Dort gibt es eine neue Technik: Die Schranke öffnet bei der Ausfahrt automatisch über die Kennzeichenerkennung, sobald sich das Fahrzeug nähert. Das Parkticket dient lediglich als Quittung. Bei Ticketverlust reicht es jetzt, das Kennzeichen am Kassenautomat einzugeben.

Für Schussel, die gerne ihr Parkticket verbummeln, bietet das Parkhaus in der Wilhelmgalerie seit einigen Monaten die beste Lösung: Dort gibt es gar keine Tickets mehr. Die Methode nennt sich „Free Flow“: Die Einfahrt erfolgt über die Kennzeichenerkennung. Die Schranken an der oberen Einfahrt sind jetzt weg. „Manche glauben, es sei ihr Glückstag, das Parksystem habe einen Defekt und das Benutzen eines Stellplatzes sei deshalb umsonst“, so Samuel Spaltner vom Betreiber B + B Parkhaus. Im System ist aber das Kennzeichen gespeichert, wer nicht bezahlt, auf den kommt eine Strafe von 30 Euro zu. „Ist die Schlange am Kassenautomat lang, muss man dort aber nicht bezahlen“, erklärt Spaltner. Das geht jetzt bis zu 48 Stunden später auch online. Ist die Schranke an der direkten Parkhauseinfahrt geschlossen, bedeutet das, dass alle Plätze belegt sind. An der Ausfahrt bremst eine Schranke die Fahrer aus, damit sie nicht zu schnell über den davorliegenden Gehweg brettern.

Vom Parkhaus Solitude sind es nur wenige Minuten zu Fuß in die Stadt. Foto: Simon Granville

Profitiert das Breuningerland?

Wenn es für Autofahrer bei der Abstimmung des Gemeinderats im Dezember schlecht läuft, kommt eine enorme Parkgebührenerhöhung für die städtischen Parkplätze im Frühjahr 2025. Dann wird es sich zeigen, wie viele Kunden überhaupt noch in die Innenstadt fahren. Denn das Breuningerland lockt mit 3000 kostenlosen Parkplätzen – und keine Schranke hält die Kunden auf. Die Stadt will immerhin künftig mit attraktiven Angeboten auf den ÖPNV umleiten.

Eine App und ein Geheimtipp

Navi
Eine Liste der städtischen Parkhäuser und deren Auslastung findet sich auch in der App „Stadtnavi Ludwigsburg“. Dort sind auch Busverbindungen zu finden, falls man sich das Parkchaos in der Innenstadt ganz ersparen möchte.

Geheimtipp
Der Parkplatz des Staatsarchivs in der Mathildenstraße ist ab 19 Uhr für alle geöffnet und bietet kostenlose Parkplätze. Dementsprechend chaotisch geht es dort allerdings oft zu. Viele parken auf nicht gekennzeichneten Parkflächen – werden sie vom Ordnungsamt erwischt, lohnt sich das Parken dort für sie nicht mehr.