Die Zahl der Besitzer des kleinen Waffenscheins hat sich seit 2014 mehr als verdoppelt – die Politik sieht den Trend kritisch.

Stuttgart - Die Zahl der Bürger in Baden-Württemberg, die einen kleinen Waffenschein besitzen, der zum Tragen bestimmter Schreckschuss- und Reizstoffwaffen berechtigt, hat sich binnen fünf Jahren mehr als verdoppelt. Ende des Jahres 2014 besaßen 40 001 Bürger im Land den kleinen Waffenschein, Ende Juni 2019 ist die Zahl auf 85 395 gestiegen. Das teilte das Landesinnenministerium unserer Zeitung mit. Ein Sprecher nannte die Zahl zwar „nicht beunruhigend“, sagte aber auch: „ Es gibt keinen Grund dafür, sich zu bewaffnen. Die Menschen im Land sollten die Sicherheitsfragen denen überlassen, die etwas davon verstehen – und das ist die Polizei.“

 

Experten sind besorgt

Experten sind durchaus besorgt. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Oliver Malchow sagte unserer Zeitung: „Solche Waffen suggerieren eine trügerische Sicherheit oder auch höhere Verteidigungsbereitschaft. Genau das kann eine Lage zuspitzen und den Nutzer letztendlich selbst zum Straftäter machen.“

„Keine Entsprechung in den Polizeistatistiken“

Torsten Frei, Vize-Fraktionschef der Bundestagfraktion der Union, sagte, er sehe die Entwicklung „mit Sorge“. Sie spiegle ein zunehmendes Unsicherheitsgefühl der Menschen wider, „das keine Entsprechung in den Polizeistatistiken findet“. Die Kriminalitätsbelastung sei in den vergangenen Jahren konstant zurückgegangen.

Grüne finden Anstieg „gefährlich“

Johannes Fechner, der rechtspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, findet den Anstieg der kleinen Waffenscheine „auffallend hoch“. Aus Bayern wisse man, dass immer mehr rechtsextremistische Personen kleine Waffenscheine beantragen. „Wir müssen verhindern, dass sich gefährliche Leute bewaffnen.“ . Die grüne Innenpolitikerin Irene Mihalic sagte, die starke Zunahme sei „gefährlich, denn mehr Waffen bringen nicht mehr Sicherheit“.