Daimler präsentiert zum Abschluss der ersten Runde seines Innovationsprogramms im Forschungscampus Arena 2036 an der Uni jetzt auch Porsche als Partner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Mit einer großen Abschlussveranstaltung auf dem künftigen Forschungscampus für Automobiltechnologie Arena 2036 an der Universität Stuttgart-Vaihingen ist die erste Etappe von Daimlers Kooperationsprojekt Start-up Autobahn zu Ende gegangen. Die 13 für das Programm ausgewählten internationalen Start-ups präsentierten sich vor fast 1000 Gästen bei der bisher größten Veranstaltung des im Mai 2016 gestarteten Innovations- und Kooperationsprogramms. Am Freitag findet in Stuttgarts bereits das Auswahlverfahren für die zweite Runde statt. Dort bewerben sich nach einer Vorauswahl noch 40 junge Unternehmen für die rund zehn verfügbaren Plätze.Daimler präsentierte am Donnerstag erstmals weitere Partner, die sich künftig an dem Innovationsprogramm beteiligen. Dessen Ziel ist es, nach dem Muster des Silicon Valley die Region Stuttgart zu einem internationalen Zentrum der Technologieentwicklung der Autobranche zu machen. Ein neuer Partner ist etwa das Automobilunternehmen Porsche, das damit als erster direkter Daimler-Wettbewerber in das Programm eingestiegen ist. „Unsere Innovationskultur erhält so einen weiteren Schub“, sagte Porsche-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume in der offiziellen Ankündigung. Weitere neue Teilnehmer sind der Automobilzulieferer ZF, der Chemiekonzern BASF sowie das japanische Unternehmen Murata, einer der größten Hersteller elektronischer Bauteile der Welt, der sich besonders für den Bereich der E-Mobilität interessiert. Die Partnerschaft mit dem IT-Konzern Hewlett Packard war bereits vor einiger Zeit verkündet worden.

 

Öffnung für weitere Firmen von Anfang an das Ziel

Die Öffnung für weitere Partner sei von Anfang an das Ziel der Start-up Autobahn gewesen, sagt Anke Kleinschmit, Chefin der Daimler Konzernforschung. Man habe bewusst nicht ein konzerninternes Innovationsprogramm auflegen wollen. Mit den zusätzlichen Partnern dürfte die Start-up Autobahn in der zweiten Runde an Attraktivität gewinnen.

Aus der ersten Runde, die zum großen Teil noch von Daimler bestritten wurde, sind 15 konkrete Technologieprojekte hervorgegangen, die der Autokonzern nun mit einem Teil der Start-ups weiterbetreiben wird. Nicht alle Firmen haben ein solches Anschlussprogramm, aber teilweise werden mit ein und demselben Start-up gleich mehrere Projekt weitergeführt. „Wenn sie etwa an den Bereich Cybersicherheit denken, dann ist das etwas, was in vielen Bereichen wichtig ist“, sagt Kleinschmit.

Daimler agiert dabei auf absehbare Zeit nicht als Investor, sondern als Projektpartner, der Ressourcen und Manager als Mentoren zur Verfügung stellt. Die Start-ups agierten, weiterhin autonom, sagte Kleinschmit. „Wir wollen nun aber in die konkrete Umsetzung kommen“, so Kleinschmit: „Für uns war die entscheidende Frage: Können wir uns das in einem Fahrzeug vorstellen?“ Nachdem in der ersten Phase das technologische Potenzial ausgelotet worden sei, gehe es nun um konkrete Entwicklungsziele. „Wir wollen Entwicklungsprozesse beschleunigen und dabei die Start-up-Mentalität nicht kaputt machen“, sagt die Daimler-Entwicklungschefin.

Nach Angaben von Saeed Amidi, Chef des amerikanischen Kooperationspartners und Start-up-Experten Plug and Play, haben vier der 13 Beteiligten während des Programms schon weiteres Kapital mobilisiert, teilweise im zweistelligen Millionenbereich. „Mercedes ist eigentlich eine ziemlich konservative Firma“, sagt Amidi, der weltweit mit 150 etablierten Firmen zusammenarbeitet, darunter auch mit den Autokonzernen Ford, Nissan, Peugeot und Toyota. „Aber Daimler ist für uns jetzt schon auf Rang drei oder fünf,“ sagt er über seine Erfahrung mit dem Programm.

Produktionsoptimierung und ein neues Warnradar

Auch wenn Daimler die weiterlaufenden Kooperationsprojekte bisher nicht kommuniziert, nannten einige Start-ups bei den Präsentationen konkrete Beispiele. Das ursprünglich aus Israel stammende Start-up N-join, das sich auf die digitale Optimierung von Produktionsprozessen spezialisiert hat, ist beispielsweise in Sindelfingen in die Optimierung der Lackiererei eingebunden. In Berlin kooperiert man bei der Verbesserung der Getriebeproduktion.

Konkrete Projektziele wurden auch von Canatu aus Finnland formuliert, das die unterschiedlichsten Oberflächen im Auto berührungsempfindlich macht und damit etwa ermöglichen will, einen Autositz allein mit der Berührung des Fingers einzustellen. Das Start-up hat im September 2016 zehn Millionen Dollar eingesammelt.

Vayyar aus Israel arbeitet zusammen mit Daimler an einem Radar, das in der Produktion Schutzzäune zwischen Robotern und Menschen überflüssig machen könnte, weil der Aufenthaltsort von Personen ständig exakt verfolgt werden kann.