Bosch setzt große Hoffnungen auf die intelligente Vernetzung von Alltag und Produktion über das Internet. Eines von vielen Anwendungsbeispielen sind Parksensoren, die unter anderem an Park+Ride-Stationen in der Region Stuttgart eingesetzt werden.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Park+Ride-Ange bote sollen Autofahrer animieren, ihr Vehikel stehen zu lassen und auf umweltfreundlichere öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Allerdings müssen Nutzer die P+R-Stationen bislang auf gut Glück ansteuern. Wenn dann gerade kein Platz frei ist, bleibt ihnen oft nichts anders übrig, als doch mit dem Auto weiterzufahren – trotz Stau und hoher Feinstaubwerte. Manchmal dauert die Parkplatzsuche auch so lange, dass die S-Bahn leider schon weg ist.

 

Ein neues System von Bosch soll Autofahrer künftig bei der Parkplatzsuche unterstützen und Park+Ride auf diesem Wege deutlich attraktiver machen. Wie der Technologiekonzern am Mittwoch mitteilte, beginnt noch im März ein Pilotprojekt in der Region Stuttgart, für das 15 Park+Ride-Anlagen entlang der S-Bahnlinien S2 und S3 mit Sensoren ausgerüstet werden. Diese erfassen, ob ein Parkplatz frei oder besetzt ist und senden die Informationen per Internet in das Bosch-Rechenzentrum. Dort wird minutengenau eine Parkplatzkarte erstellt, auf die Autofahrer über eine App des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) zugreifen können.

Digitale Hilfe für müde Trucker

Der Parkplatzsensor ist eine von mehreren Anwendungen für das sogenannte Internet der Dinge – also für die intelligente Vernetzung des Alltags und der Produktion. Ein weiteres Beispiel aus dem Bereich Mobilität ist ein neuer Bosch-Service namens Secure Truck Parking, der müden Lkw-Fahrern bei der Suche nach einem Ruheplatz hilft und im Sommer in Betrieb gehen soll. Das System erfasst sowohl die Position des betreffenden Lasters als auch freie Abstellplätze und lenkt den Fahrer zum nächstgelegenen Platz. Auch Reservierungen sollen möglich sein.

Eine andere Innovation von Bosch richtet sich an Autofahrer, die kein Problem damit haben, wenn ihnen ihr Kfz-Versicherer über die Schulter schaut. Möglich macht das eine Art Black Box im Auto, die Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit oder Querbeschleunigung in Kurven erfasst und die Daten per Mobilfunk an ein Rechenzentrum sendet. Als Lohn für die Dauerüberwachung winkt bei defensiver Fahrweise ein Beitragsrabatt. Verbraucherschützer sind von solchen Angeboten nicht begeistert. Versicherungsexperten glauben aber, dass der geldwerte Vorteil solcher Tarife in Zukunft viele Kunden locken könnte.

Bosch hat noch etliche weitere Anwendungsmöglichkeiten für das Internet der Dinge – neudeutsch: Internet of Things (IoT) – im Sortiment. Die Stuttgarter haben auch einen Akkuschrauber entwickelt, der per Funk seine Position an das Smartphone oder Tablet des Handwerkers sendet und diesem so die zeit- und nervenzehrende Werkzeugsuche erleichtern soll. Weitere Beispiele sind die intelligente Haus- und Heizungssteuerung, die Überwachung von Transportkisten in Echtzeit oder Bodentemperatursensoren, die Spargelbauern via Internet über den optimalen Zeitpunkt zum Stechen informieren.

Bosch setzt auf eine eigene Cloud

Ob es nun um die Parkplatzsuche oder ums Spargelstechen geht – bei den genannten Anwendungen werden die Daten nicht vor Ort verarbeitet, sondern in der sogenannten Cloud (deutsch: Wolke). Dabei handelt es sich in der Regel um ein Rechenzentrum, das prinzipiell irgendwo auf der Welt stehen kann. Gerade deutsche Nutzer sehen das kritisch, weil sie um die Sicherheit sensibler Daten fürchten. Diese Bedenken greift Bosch auf und versichert, dass die Daten der konzerneigenen IoT-Anwendungen „in einem eigenen Rechenzentrum nahe Stuttgart“ verarbeitet werden.

„Verbraucher wollen wissen, ob ihre Daten geschützt und sicher sind“, sagt Bosch-Chef Volkmar Denner. Das deutsche Datenschutzrecht sei in diesem Zusammenhang ein Wettbewerbsvorteil für Bosch. Nach Angaben des Konzerns sind bereits mehr als fünf Millionen Geräte und Maschinen in die Bosch-Internetwolke eingebunden, die Denner stolz als „Gehirn der vernetzten Welt“ bezeichnet.