Deutsche Autokonzerne sind nach wie vor weltweit führend in Forschung und Entwicklung. Allerdings sind ihnen asiatische Hersteller dabei dicht auf den Fersen – und haben die Konkurrenz aus Deutschland auf Zukunftsfeldern teilweise auch bereits überholt.

Bergisch Gladbach - Deutsche Autohersteller sind die innovationsstärksten weltweit – allerdings im Bereich Elektromobilität tendenziell immer noch hinten dran. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle Innovations-Ranking des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Demnach kommt bei deutschen Autoschmieden aktuell etwa die Hälfte der Neuerungen aus den Zukunftsfeldern Konnektivität und Assistenzsysteme, also den Themen Vernetzung und autonomes Fahren. Elf bis 13 Prozent der Innovationen stammen immer noch aus dem Bereich Verbrennungsmotor. Und nur ein bis drei Prozent gehören zur Elektromobilität.

 

„Die deutschen Automobilhersteller sind trotz Dieselskandal und Bedrohungen durch neue Akteure die Innovationsführer in wichtigen Zukunftsfeldern. Im Bereich der Elektromobilität zählen sie jedoch eher zu den ,Fast Followern’ und müssen Rückstände schnell aufholen“, sagt Studienleiter und CAM-Direktor Stefan Bratzel. „Die Beibehaltung einer gewissen technologischen Breite erscheint für die global tätigen Konzerne aufgrund der Heterogenität der Märkte jedoch angemessen und sinnvoll.“

Toyota macht Boden gut

Insgesamt rangiert weiterhin auf Platz eins der VW-Konzern, der in den vergangenen Jahren eher mit problematischen Themen wie dem Dieselskandal oder verzögerten Auslieferungen wegen der verschärften Prüfbedingungen nach WLTP auf sich aufmerksam gemacht hat. 233 von 1224 bewerteten Innovationen stammt aus den Entwicklungsabteilungen von Audi, Porsche, VW und den anderen Konzernmarken. Auf Platz zwei und drei folgen BMW (88 Innovationen) und Daimler (73).

Größter Aufsteiger des Jahres ist der japanische Toyota-Konzern, der Platz vier belegt und sich damit im Vergleich zum Vorjahr um elf Ränge verbessert. Besonders die Tochtermarke Lexus präsentiere mit der Neuauflage des Modells LS in der Luxusklasse eine Reihe von hoch bewerteten Innovationen, darunter ein teilautonomer Autobahnpilot oder ein Ausweich-Assistent, der Fußgänger erkennen könne, so die Studie. Auch bei den Japanern entfällt rund die Hälfte der Neuerungen auf Konnektivität und Assistenzsysteme. Mit acht Prozent ist aber der Anteil des Verbrennungsmotors niedriger als bei der deutschen Konkurrenz. Deutlich innovativer ist laut CAM auch der indische Tata-Konzern (Platz sieben) geworden, der allerdings vor allem mit Neuerungen bei seinen Marken Land Rover und Jaguar punkten kann.

Fiat-Chrysler auf dem absteigenden Ast

Naturgemäß vor allem mit Elektromobilität macht der US-Konzern Tesla auf dem fünften Platz von sich reden – im Jahr zuvor belegten die Amerikaner noch den dritten Rang. 86 Prozent der Tesla-Innovationen entfallen auf elektrisches Fahren sowie Konnektivität und Assistenzsysteme, auf E-Mobilität alleine sind es 40 Prozent.

An Innovationsstärke verloren haben auch der italienisch-amerikanische Fiat-Chrysler-Konzern (FCA) sowie das südkoreanische Unternehmen Hyundai. FCA sei nach einem „Positivausreißer“ im Vorjahr von Platz acht auf Platz 14 abgerutscht. Hyundai habe drei Plätze eingebüßt und lande auf Rang zehn.

Chinesische Hersteller haben den Verbrenner abgeschrieben

Auffällig, so der Report, sei aber das Vorrücken chinesischer Hersteller. So fänden sich unter den Top-25-Konzernen 2018 bereits acht chinesische Autohersteller. Mit NextEV (Marke „Nio“) landet der Beste bereits auf Rang 13, noch vor Traditionsherstellern wie Fiat-Chrysler, Renault oder Mazda. NextEV habe allerdings – ebenso wie Byton – im Untersuchungszeitraum noch keine Serien-Fahrzeuge im Angebot. Aus technischer Sicht setzten die chinesischen Hersteller vor allem auf die Zukunftsfelder alternative Antriebe und Vernetzung beziehungsweise autonomes Fahren. Das Technologiefeld Verbrennungsmotor blendeten sie hingegen fast vollständig aus.