Auf dem Code_n New.New Festival hat der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann leidenschaftlich für eine neue Gründerkultur im Land geworben - und hat konkrete Erleichterungen bei der Bürokratie in Aussicht gestellt.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Karlsruhe - In Baden-Württemberg sollen Gründer künftig an einer einzigen Anlaufstelle alle notwendigen bürokratischen Formalien hinter sich bringen können. „Monatelange Gänge von Behörde zu Behörde müssen der Vergangenheit angehören. Das muss richtig flutschen!“, sagte Kretschmann auf dem Code_n New.new Festival in Karlsruhe – und erntete dabei unter dem im Publikum zahlreich vertretenden Start-up-Teams viel Beifall. Der Ministerpräsident machte deutlich, dass für ihn das Thema Gründungen eines der wirtschaftspolitischen Schlüsselthemen der kommenden Legislaturperiode sein soll. „Wir brauchen sie!“, sagte er.

 

Kretschmann: Die Angst vor dem Risiko schon in der Schule nehmen

Dafür versprach der baden-württembergische Ministerpräsident nicht nur einen massiven Ausbau der digitalen Infrastruktur, sondern vor allem, dass das Land gerade im Bildungsbereich eine andere Einstellung gegenüber dem Risiko fördern wolle: „Wir müssen schon in der Schule weg von einer Fehlervermeidungskultur zu einer Kultur der zweiten Chance.“ Das sei mentalitätsmäßig ein riesiger Sprung, räumte Kretschmann ein, aber es gebe dafür im Südwesten gute Anknüpfungspunkte: „Baden-Württemberg war einst die Region mit den ersten Garagenfirmen“, sagte er in Anspielung auf eine einstige Gründerkultur, die Weltfirmen wie Bosch hervorgebracht habe.

Man sei dank der vorhandenen industriellen Kompetenz dazu prädestiniert, die zweite Runde der Digitalisierung zu gewinnen. „Deutschland hat einen Fehlstart ins 21. Jahrhundert hingelegt“, sagte Kretschmann. Die erste Runde, in der sich vor allem digitale Produkte für die Konsumenten etablierten, sei klar an die Amerikaner gegangen.

Der Ministerpräsident sieht gute Chancen, „die zweite Halbzeit zu gewinnen“

„Aber ist es nun einfacher für Digitalfirmen industrielle Kompetenz zu erwerben? Oder ist es einfacher für Industrieunternehmen sich digitales Know-how anzueignen?“ In der zweiten Runde gehe es um das Internet der Dinge: „Da sind die digitalen Weltmärkte noch nicht verteilt.“ Deutschland und insbesondere Baden-Württemberg hätten deshalb beste Chancen, die zweite Halbzeit zu gewinnen. Sein Vertrauen auf die technologische Kompetenz des Landes habe er im übrigen dadurch unterstrichen, dass er mit einem im Silicon Valley tätigen Investor eine Kiste Wein darauf gewettet habe, dass Stuttgart schneller staufrei werde als San Francisco.