Beim ersten Sport-Hackathon in Stuttgart haben zehn Teams zwei Tage lang an innovativen Ideen rund um den Fußball gebastelt. Eingeladen hatte der VfB Stuttgart.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Der vergangene Spieltag in der Bundesliga ist für den VfB Stuttgart sehr erfolgreich gewesen. Platz zwei in der Tabelle kann sich sehen lassen. Immerhin: Das VfB-Team in der E-Sport-Bundesliga, einem virtuellen Wettbewerb auf Basis der Fußballsimulation Fifa, hält die weiß-roten Vereinsfarben hoch und findet ein immer zahlreicheres Publikum. In diesem von der Deutschen Fußball-Liga offiziell veranstalteten Wettbewerb treten 22 Vereine aus der Ersten und Zweiten Bundesliga gegeneinander an; weder Bayern München noch Borussia Dortmund sind bisher dabei. Doch in Ländern wie Südkorea ist der E-Sport inzwischen ein wachsender Wirtschaftszweig.

 

Für Christian Ruf, der beim VfB für das digitale Geschäft und die Fandienstleistungen zuständig ist, gehört die Verzahnung von virtuellen Welten mit dem realen Sport zu einem der Zukunftsfelder, mit denen sich der Verein beschäftigt. Früher als andere Clubs habe man sich der Frage gestellt, wie technologische Innovationen das Fußballgeschäft weiterbringen können, sagt Ruf: „Auch wir als Traditionsverein müssen uns dem Thema Zukunft stellen.“

Der erste Sport-Hackathon in Stuttgart - auch Standortpolitik

Ein nach außen sichtbares Ergebnis war jetzt der erste Sport-Hackathon in Stuttgart, der direkt oberhalb des VfB-Rasens in Räumlichkeiten der Mercedes-Benz-Arena stattfand. „Sie bekommen beim emotionalen Thema Sport einfach andere Leute zusammen“, sagt Veit Haug, der bei der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, die das Event unterstützte, für die Kreativbranche zuständig ist.Zehn Dreierteams stellten sich den vom Verein vorher festgelegten Aufgaben. Sie reichten von der eingangs erwähnten Frage, wie der VfB den virtuellen und realen Sport miteinander verknüpfen kann, bis zum Thema Mobilität, also dem Problem, wie 60 000 Fans besser zum Stadion gelotst werden können.

Der VfB Stuttgart hat zehn Aufgaben gestellt

Das Team mit der Aufgabenstellung „Wie kann der VfB Stuttgart in der Welt von E-Sports weiter Fuß fassen?“ entwickelte eine App, die es erlauben soll, für elektronische Spiele Partner zu finden, mit denen man sich real und nicht nur virtuell trifft. Nah am Kerngeschäft, dem Fußball auf dem Rasen, blieb eine Gruppe zur Aufgabenstellung Künstliche Intelligenz. Hier entwickelte man einen Prototypen, der dem Trainer auf dem Tablet-Computer schon während des Spiels eine Echtzeit-Datenanalyse bietet: Ballkontakte, Laufstrecke, Sprintgeschwindigkeit, Zweikämpfe, Fouls. Problemkandidaten werden da gleich auf dem Bildschirm rot markiert.

Ungewöhnliche Ideen waren ebenfalls dabei. Das Team Nachhaltigkeit beispielsweise beschäftigte sich mit der Frage, wie man die Energie der Fans buchstäblich zu Strom machen kann. Ein Start-up in London habe spezielle Beläge für Gänge und Treppenstufen entwickelt, mit denen man durch Tritte Elektrizität generieren kann, sagte das Team bei seiner Präsentation.

Die Idee der Gruppe Mobilität, zu der ein Berliner Designer eigens nach Stuttgart gereist ist: umfassende, aktuelle Informationen über sämtliche Anfahrtsmöglichkeiten. Neben dem Auto und den öffentlichen Verkehrsmitteln könnten dazu auch innovative Alternativen wie Mitfahrgelegenheiten und gecharterte Busse gehören. „Wir wollen informieren, dirigieren, Alternativen bieten“, sagt Teammitglied Arne Knust, Designer und VfB-Fan aus Bad Cannstatt. „Mit einer Ampelskala zeigen wir, welcher Weg der entspannteste ist“, sagt der Berliner Teilnehmer Marvin Tendies, ebenfalls Designer.

Kein bloßes Schaulaufen

Ein bloßes Schaulaufen für kreative Ideen sei der erste Sport-Hackathon in Stuttgart nicht, sagt Ruf. Schon bei der Auswahl unter einer dreistelligen Zahl an Bewerbern für das Event hatte man darauf geachtet, zueinander passende Talente zusammenzubringen. Die meisten Teilnehmer waren um die dreißig, am Ende des Studiums oder in den ersten Jahren im Beruf, wo man für den Sprung ins Start-up-Leben offen ist. Sieben Frauen unter den dreißig Technikfreaks waren für solche Events eine ganz gute Quote.„Wir suchen Ideen, die anschließend ganz konkret zu einem Start-up werden können“, sagt der VfB-Digitalexperte. Die Konzepte sollten kompatibel mit dem Kerngeschäft Fußball sein. Dass der Verein selber als Start-up-Investor einsteigen könnte, ist noch Zukunftsmusik, wenngleich das prinzipiell offen ist.

Zunächst einmal bekommen die erfolgreichen Gruppen die Chance, sich vor potenziellen Partnern und Investoren zu präsentieren. Zudem können nach dem ersten Sport-Hackathon in Stuttgart im neuen Start-up-Zentrum Steyg Arbeitsplätze und Betreuung genutzt werden.