Fröhlich, bunt, praktisch: Möbel von Muji, Kleider von Miyake – Ikonen des japanischen Designs sind in einem opulenten Bildband zu entdecken.

Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)

Stuttgart - Design und Kunst aus Asien hat immer wieder auch Künstler und Gestalter in Europa inspiriert, etwa zur Zeit der Jahrhundertwende um 1900. In seiner Schlichtheit und Reduktion hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg wiederum Japan vom europäischen, vor allem vom skandinavischen Möbeldesign inspirieren lassen.

 

Japan hatte zeitweise keinen guten Ruf, was neues Design betrifft, weil vieles kopiert wurde, wie auch in einem Essay in dem Bildband „Japanisches Design seit 1945“ von Naomi Pollock erklärt wird. Das Buch zeigt aber auch viel Eigenes, Originelles; neben schön schlichten Holzstühlen finden sich bunte, fröhliche Entwürfe. Und Isamu Kenmochis kugelrunder Rattan Chair, der schon vier Jahre nach seinem Erscheinen, 1964, vom Museum of Modern Art in New York in die Sammlung aufgenommen wurde.

Nicht nur Tradition (Teeservice, Kimonos), auch Innovationsfreude und Fortschrittsbegeisterung, vor allem in technischen Bereichen des Lebens, ist in dem Buch ein Thema. Die Älteren erinnern sich: wer in den 1980ern stilistisch auf der Höhe der Zeit sein wollte, spielte seine Kassetten in einem Sony-Walkman ab; in seiner Farbigkeit, Schlichtheit und kompakten Form setzte das Gerät Maßstäbe. Ein Beispiel in Gelb ist im Bildband enthalten.

Gitarren von Yama, Möbel von Muji

Computer von Toshiyuki Kita für Sharp sind darunter. Kita entwarf aber auch auch farbenfrohe Stühle mit integrierten Lautsprechern ( für die Weltausstellung 1992 in Sevilla). Selbstredend kommen die berühmten E-Gitarren und Klaviere von Yamaha vor, Autos wie der „Nissan Silvia“ von 1966.

Außerdem zu sehen: Verpackungs- und Plakatkunst verschiedener Designer. In Falten gelegte Kleider von Modeschöpfer Issey Miyake, Möbel, Geschirr und Accessoires von dem in mehreren deutschen Städten ebenfalls angesiedelten Kaufhäusern Muji. Sie zeigen, wie man sich auch auf wenig Platz gut einrichten kann. Und sie haben sogar ein komplettes Fertighaus im Angebot.

Das Buch bietet einen umfassenden, beeindruckend kenntnisreichen Überblick über in Europa weniger bekannte Designer, informiert in Essays über kulturelle und historische Hintergründe – bietet also Lesestoff für viele Stunden.

Info zum Buch

Naomi Pollock: Japanisches Design seit 1945. Dumont-Verlag, 448 Seiten, 700 farbige Abbildungen, 58 Euro.