Der Borkenkäfer ist hierzulande der gefährlichste Feind des Fichtenwaldes. Von den rund 580 Hektar Waldfläche in Fellbach und Kernen sind jedoch lediglich rund vier Prozent mit der wuchsfreudigen Nadelholzart bepflanzt.

Fellbach - Der Borkenkäfer ist hierzulande der gefährlichste Feind des Fichtenwaldes. Von den rund 580 Hektar Waldfläche in Fellbach und Kernen sind jedoch lediglich rund vier Prozent mit der wuchsfreudigen Nadelholzart bepflanzt. An einzelnen Nordhängen jedoch kommt der „Brotbaum des Försters“ auch im westlichen Schurwald gehäuft vor.

 

In diesem Jahr hat das unangenehme Folgen, denn der Borkenkäfer hat sich über einzelne Fichten auf Fellbacher Gemarkung sowie – noch umfangreicher – im Kernener Wald hergemacht. Etwa 200 Festmeter Käferholz sind im Zuständigkeitsbereich von Revierförster Stefan Baranek dieses Jahr angefallen.

Kommt starke Trockenheit hinzu, dann versagen die Abwehrmechanismen des Baums

Verantwortlich für den, im Vergleich zu den Verhältnissen in Bayern, immer noch mäßigen Schaden ist eine Kombination mehrerer Faktoren. So sind die beiden größeren vom Schädlingsbefall betroffenen Flächen auf Kernener Gemarkung Rekultivierungsflächen. Sie liegen beim Stettener Steinbruch und beim Waldspielplatz Blaues Loch. Dort hat sich der Boden noch nicht vollständig regeneriert und speichert weniger Wasser. „Es ist ein sensibler Baum“, sagt Stefan Baranek über die dort einst angepflanzte Fichte. Starkwinde haben einige Exemplare an den beiden Stellen umgerissen, und die plötzliche Öffnung im Kronendach ist Stress für den Baum des Jahres 2017. Kommt außerdem noch starke Trockenheit hinzu, dann versagen die Abwehrmechanismen des Baums mit den spitzen Nadeln. Die harzreiche Fichte wehrt sich üblicherweise mit ihren Baumsäften gegen den Borkenkäfer. Gelingt das nicht mehr, dann stirbt der Baum in kürzester Zeit ab. Wie ein schwacher Regen prasseln dann Fichtennadeln auf Waldbesucher herab. „Innerhalb einer Woche ist der Baum kahl“, sagt der Oeffinger Forstunternehmer Milan Grobelnik über vorgeschädigte Fichten. Im Frühstadium kann der Fachmann den Befall durch das um den Stamm verteilte Bohrmehl erkennen. Fressfeinde des Borkenkäfers sind ein weiterer Hinweisgeber. „Sie sehen oft, dass sich der Specht dafür interessiert“, sagt Stefan Baranek. Im Verlauf des Befalls nagt sich der Borkenkäfer durch die saftführenden Rindenschichten der Fichte. Die Leitungsbahnen werden unterbrochen und der Baum stirbt ab. Spätestens dann ist Eile geboten, denn die „Käferbäume“ müssen schnellstmöglich aus dem Forst, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Stefan Baranek nutzt die Kalamität, um sein Revier fit für die Zukunft zu machen

Die Hinterlassenschaft bietet ein trauriges Bild. Beim Rommelshauser Waldspielplatz „Blaues Loch“ liegt eine fast kahle Fläche. Hier hat das vermehrungsfreudige Insekt gewütet und dabei überwiegend – aber nicht nur – Fichten befallen, denn „es gibt auch einen Kiefern-Borkenkäfer“, sagt Stefan Baranek über die in Europa gut 150 Arten umfassende Unterfamilie der Rüsselkäfer. Nur einige etwa 30 Jahre alte Douglasien haben auf der Fläche überlebt.

Stefan Baranek nutzt die Kalamität, um sein Revier fit für die Zukunft zu machen. Für die feuchtigkeitsliebenden und eher an Bergwälder angepassten Fichten pflanzt er hartholzige Eichen, wuchskräftige Douglasien und die als Forstbaum im Rems-Murr-Kreis weniger bekannten, aber lukullisch wie wirtschaftlich interessanten Esskastanien. Sie sind an den Klimawandel zumindest auf Fellbachs Hausberg deutlich besser angepasst als Fichten.