Die Maikäfer (Melolontha melolontha) gehören zu den bekannteren Käfern. Allerdings sind sie schon lange keine Allerweltsinsekten mehr. Auch in Fellbachs Wäldern muss man das Sinnbild des Frühlings bisweilen länger suchen.

Fellbach - Maikäfer kennt jedes Kind. Denkt man. Doch während Schüler die braunen Krabbler einst schuhkartonweise einsammelten müssen junge Insektenforscher heute lang durch den Wald streifen, um überhaupt mal einen der dicken Brummer zu finden. Längst ist der Maikäfer, durch Max und Moritz, Peterchens Mondfahrt und viele andere Lieder und Geschichten fest in unserem Kulturgut verankert, zur Seltenheit geworden.

 

Lediglich der Holzzuwachs ist in einem solchen Jahr geringer

Die Plagen lassen sich über den Entwicklungszyklus der Maikäfer erklären. Drei bis fünf Jahre dauert die Entwicklung der Käferlarven, der Engerlinge. In Flugjahren oder „Maikäferjahren“ treten die ausgewachsenen, flugfähigen Käfer in großer Zahl auf. Wenn sie dabei über frisches Blattwerk herfallen, können sie ganze Wälder kahl fressen. Die Schäden, die dadurch in der Forstwirtschaft entstehen, sind jedoch gering, denn die derart „angefressenen“ Bäume sterben nicht ab, sie treiben in der Regel mit dem Johannistrieb erneut aus. Lediglich der Holzzuwachs ist in einem solchen Jahr geringer. Problematischer ist der Fraß der Engerlinge. Die unterirdisch lebenden Larven knabbern an Wurzeln von Gräsern und Kräutern herum, später gehen sie an die Wurzeln junger Bäume oder an Nutzpflanzen wie Getreide oder Kartoffeln. So können sie ganze Felder vernichten.

Deshalb wurde in den 1950er- und 1960er-Jahren die chemische Keule ausgepackt

Die bis zu drei Zentimeter großen Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae), deren letzte drei Fühlerglieder fächerförmig erweitert sind. Hier befinden sich Geruchsrezeptoren der Männchen, die damit die Weibchen aufspüren. Weltweit gibt es mindestens 20 000, in Mitteleuropa rund 200 Arten dieser Familie. Dazu gehören prominente Vertreter wie der durch Stuttgart 21 berühmt gewordene Juchtenkäfer, der Rosenkäfer und der Nashornkäfer. Vom Maikäfer gibt es in Deutschland drei Arten. Die beiden häufigeren, Feldmaikäfer und Waldmaikäfer, kann man anhand der Farbe des Halsschildes und der Form des letzten Körpersegmentes unterscheiden.

Besonders ausgeprägte Maikäferjahre mit Massenvermehrungen folgen einem etwa 50-jährigen Zyklus zuletzt nach dem Zweiten Weltkrieg. Deshalb wurde in den 1950er- und 1960er-Jahren die chemische Keule ausgepackt, man war beim Einsatz des mittlerweile verbotenen Insektengifts DDT nicht sparsam. Die Folge der Vernichtung sind bis heute zu spüren: Der Maikäfer wurde so selten, dass man ab den 1970er-Jahren kaum noch einen zu Gesicht bekam. „Es gibt keine Maikäfer mehr“, sang Reinhard May bereits im Jahr 1974.

Mittlerweile haben sich die Käferbestände stellenweise wieder erholt, so dass schnell wieder der Ruf nach Bekämpfung laut wurde. So kamen in der Rheinebene vor wenigen Jahren dank Ausnahmegenehmigung wieder Pestizide zum Einsatz. In Vorkriegszeiten hat man die Maikäfer einfach an die Hühner verfüttert oder kurzerhand selbst verspeist – als Maikäfersuppe.