Der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) überlebt durch einen Trick aus dem Chemiebaukasten auch tiefe Minusgrade im Winter – und ist im Frühjahr als eines der ersten Insekten zu sehen. Ein Nahrungsspezialist für Zitrusfrüchte ist er aber nicht.

Fellbach - Um bei der Leserschaft gar keine falsche Vorstellung aufkommen zu lassen: Nein, ein Zitronen-falter faltet wirklich keine Zitronen – auch wenn es in einem sattsam bekannten Kalauer genau darum geht. Ihren Namen hat die auffällige Schmetterlingsart allein wegen der gelben Flügelfarbe.

 

Viele Schmetterlingsarten sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert

Mit sauren Zitrusfrüchten hat der Schmetterling ansonsten nichts zu tun – im Gegensatz zu anderen Faltern, deren Namen mitunter auf spezielle Nahrungspflanzen hindeuten. Nicht immer ist es sprachlich so einfach wie beim Distelfalter. Manchmal hören diese Schmetterlinge auf so aparte Namen wie Kreuzenzian-Ameisenbläuling oder Brombeer-Perlmutterfalter. Viele Schmetterlingsarten sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert, manchmal nur auf eine einzige Art. An diesen fressen überwiegend die Raupen. Manchmal suchen aber auch die erwachsenen Tiere – ein Insektenkundler spricht von Imagines – gezielt Pflanzen als Nektarspender auf.

Hier lohnt es sich, ein bisschen Chemie zu beherrschen

Nach dem Winter gehören Zitronenfalter zu den ersten Insekten. Selbst wenn noch kaum eine Blüte zu sehen ist, flattern schon erste Falter an sonnigen Waldrändern. Warme Sonnenstrahlen haben die knallgelben Schmetterlinge aus ihrem Quartier gelockt. Selbst Minusgrade bis etwa 20 Grad Celsius machen den Insekten nicht zu schaffen. Doch wie überleben die filigranen Geschöpfe solche Bedingungen? Hier lohnt es sich, ein bisschen Chemie zu beherrschen: Eine hohe Konzentration von Zucker, hauptsächlich Glyzerin und Sorbit, im Blut verhindert, dass die Falter komplett durchfrieren. Das ist im Grunde nichts anderes als das Frostschutzmittel, das Autofahrer ins Kühlwasser kippen. Mit diesem cleveren Trick aus dem Chemiebaukasten der Natur überstehen Zitronenfalter die dunkle Zeit von Eis und Schnee.

Aber der Zitronenfalter hat ja seine Tricks, wie er über den Winter kommt

In der warmen Jahreszeit, wenn seine Lebensgeister wieder erwacht sind, ernährt er sich nicht wie manch andere hoch- spezialisierte Falter nur von einer Pflanzenart. Zitronenfalter sind keine ausgesprochenen Nahrungsspezialisten, die Raupen haben aber eine gewisse Vorliebe für Faulbaum und Kreuzdorn, weshalb man an diesen Sträucher auch Eier, Raupen oder zumindest Fraßspuren findet. Erwachsene Falter besuchen Blüten von Seidelbast, Lerchensporn, Blutweiderich, Kohldisteln und ähnlichen Pflanzen. Wenn sie solche Blütenpflanzen in einem Garten finden, sind sie – oft zusammen mit anderen Schmetterlingen – das ganze Jahr über zu sehen. Bis der nächste Winter die ganze flatternde Pracht zum Stillstand zwingt. Aber der Zitronenfalter hat ja seine Tricks, wie er über den Winter kommt.