Die harmlosen Schwebfliegen sehen zumindest auf den ersten Blick wie wehrhafte Wespen aus. Das aber dient nur zur Abschreckung gefräßiger Feinde. In der Natur spielen sowohl ausgewachsene Tiere als auch die Larven eine wichtige Rolle.

Fellbach - Je mehr der Sommer an sein Ende kommt, desto weniger werden die blühenden Pflanzen in der Natur. An den verbliebenen Blüten finden sich jetzt unter anderem die letzten Hummeln, Honigbienen und einige Wespen ein – aber auch kleine, flinke Flieger, die nur so aussehen wie sie: Die Rede ist von Schwebfliegen.

 

Die meisten anderen Insekten und die nachgeahmten Wespen haben jedoch vier Flügel

Der Name passt. Wie ein Kolibri stehen sie über einer Blüte in der Luft. Sie fliegen vorwärts wie rückwärts. Und zack – eine blitzschnelle Schleife, dann landen sie wieder auf derselben Blüte. Bis zu 300 Mal pro Sekunde schwirren dabei die Flügel auf und ab. Wenn sie auf einer Pflanze sitzen bleiben, kann man gut erkennen, dass sie lediglich zwei Flügel haben, so wie das bei allen Fliegen der Fall ist, deren Ordnung deshalb auch Diptera heißt, was für Zweiflügler steht. Die meisten anderen Insekten und die nachgeahmten Wespen haben jedoch vier Flügel. Das zweite Flügelpaar der Fliegen ist zu sogenannten Schwingkölbchen reduziert, die bei der Flügelbewegung hilfreich sind.

Eine der öfter zu findenden Arten ist die Hainschwebfliege. Dieses etwa einen Zentimeter große Insekt hat einen auffällig orange-schwarz gestreiften Hinterleib. Die Beine sind gelb, Vorderkörper und Kopf eher grau. Die großen rötlichen Augen berühren sich bei den Männchen in der Mitte der Stirn, bei den Weibchen sind sie deutlich getrennt. Insgesamt ähnelt sie wie viele ihrer Verwandten einer Wespe oder einer Biene. Damit werden erfolgreich Fressfeinde abgeschreckt.

Die Weibchen legen ihre Eier gezielt bei Blattlauskolonien ab

Schwebfliegen sind jedoch friedfertig und harmlos. Sie besitzen weder Stachel noch Stechrüssel, außerdem haben sie keine sogenannte Wespentaille und wesentlich kürzere Fühler. Aber dazu muss man schon genau hinsehen. Als Mundwerkzeuge haben sie kleine Saugtupfer. Damit nehmen sie Blütenpollen und Nektar auf. Als Erwachsene ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen. Das macht sie neben Bienen zu den wichtigsten Bestäubern von Blütenpflanzen. Eine bedeutende Rolle, die oft verkannt wird.

Nicht minder wertvoll ist die Aufgabe, die von vielen Schwebfliegenlarven im Naturhaushalt übernommen wird, unter anderem die der Hainschwebfliege. Sie verzehren bevorzugt Blattläuse. Deshalb werden die Larven mittlerweile ähnlich wie Marienkäfer oder Florfliegen zur biologischen Schädlingsbekämpfung im Erwerbsgartenbau eingesetzt. Die Weibchen legen ihre Eier gezielt bei Blattlauskolonien ab. Die Larven schlüpfen also gleich mitten im Schlaraffenland und vertilgen während ihrer Entwicklung von zunächst madenartigem Aussehen bis zur Verpuppung je mehrere hundert Läuse. Nach zwei Häutungen und einer einwöchigen Puppenruhe schlüpft die fertige Schwebfliege und lebt dann an Blüten.

Die Hainschwebfliege hat noch zwei andere Namen: Wander- oder Winterschwebfliege. Es bestehen nämlich durchaus Chancen, dass man sie an einem sonnigen Wintertag als eines des wenigen Insekten antreffen kann. Manche von ihnen überwintern in milden Gegenden und kommen bei warmem Wetter zum Vorschein. Normalerweise zieht die winzige Winterschwebfliege im Herbst wie ein Zugvogel nach Süden. Auf ihrem Weg überfliegt sie sogar die Alpen. Im Frühjahr kehrt die Folgegeneration wieder nach Mitteleuropa zurück und gehört dann zu den ersten Blütenbesuchern. Eine unglaubliche Wanderleistung für ein nur wenige Milligramm schweres Insekt.

Manche Schwebfliegen haben ein recht skurriles Leben

In Deutschland kommen etwa 450 Arten von Schwebfliegen vor, viele sind schwer voneinander unterscheidbar.

Größe

Die größten sind gut zwei Zentimeter groß, die kleinsten kaum einen halben. Es gibt sie in allen Formen und Farben. Viele davon ähneln verblüffend Wespen, Bienen oder Hummeln. Einige führen ein skurriles Leben.

Totenkopf-Schwebfliege

Es ist ein wenig unappetitlich: Diese Schwebfliege wählt Kothaufen zur Eiablage. Sie hat eine Körperzeichnung, die wie ein Totenkopf aussieht, aber auch an eine Fledermaus erinnert.

Mistbienen

Auch Keilfleckschwebfliegen lieben Mist. Ihre Larven mit dem wenig schmeichelhaften Namen Rattenschwanz-larven entwickeln sich in Jauchegruben oder anderen trüben Brühen. Daher die Bezeichnung Mistbienen. Um in dem ziemlich exklusiven Lebensraum nicht zu ersticken, haben die Larven lange Atemröhren – wie ein Schnorchel.

Narzissen-Schwebfliege

Während die Larven mancher Arten Blätter minieren, in Holzmulm leben oder sich bei Ameisen- oder Hummelnestern einnisten, haben sich die Larven dieser Schwebfliege auf Blumenzwiebeln spezialisiert.