Er hat eine 130 Millionen Jahre alte Erzwespe im Büro, erhalten in Bernstein. Lars Krogmann ist ein Insektenforscher. Er erzählt von Massakern, Wildbienen und winzigen Wespen.

Stuttgart - Lars Krogmann hat schon als Kind Schmetterlinge gefangen, später hat er sich im Studium mit Parasiten befasst. Seit April 2008 ist er Wissenschaftlicher Angestellter am Stuttgarter Naturkundemuseum als Kurator für Hautflügler.

 
Herr Krogmann, was macht Ihre Windschutzscheibe?
Die ist sauberer als früher. Da hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann recht. Ich weiß noch, wie früher im Fernsehen diese Mittel zum Reinigen der Scheibe beworben wurden. Das ist heute kein Thema mehr.
Weil es weniger Insekten gibt?
Wir sind an einem Punkt, wo jeder, der im Freiland unterwegs ist, merkt: Die Anzahl von Arten und die Menge von Individuen gehen zurück. Wir als Wissenschaftler fragen uns: Was können wir machen, um auf dieses Thema hinzuweisen? Vom Insektensterben haben die meisten Menschen nichts gehört; wenn sie es hören, sagen sie: Ist doch gut!
Weil dann keine Wespen mehr auf dem Apfelkuchen stören?
So ähnlich. Aber die meisten der über 30 000 Insektenarten sind extrem wichtig. Ohne die Insekten im Boden gäbe es keine Landwirtschaft. Die Gegenspieler halten Schädlinge im Zaum. Und die Bestäuber ernähren uns durch ihre Arbeit.
Sie widmen sich den Hautflüglern. Was ist das?
Das ist eine der vier großen Insektenordnungen. Es gibt Käfer, Schmetterlinge, die Fliegen und Mücken und dann die Hautflügler, die Bienen, Wespen und Ameisen. Diese Gruppen haben das Puppenstadium erfunden. Das ermöglicht eine hohe Flexibilität, die Larven können an Pflanzen fressen, die Erwachsenen können sich räuberisch ernähren oder Nektar saugen.