Rettungsschwimmer für eine Sommersaison zu verpflichten wird zusehends schwerer. In Stuttgarts größtem Freibad fehlt es an Personal, deshalb ist zurzeit nur ein Einschichtbetrieb möglich. Doch auch andere Stuttgarter Bäder kennen das Problem.

Stuttgart - Déjà vu am Neckarufer – wie schon 2016 haben passionierte Frühschwimmer in Stuttgart Pech, zumindest wenn sie ihre Bahnen in Stuttgarts größtem Freibad, dem Inselbad in Untertürkheim, ziehen wollen. Der Grund: Weil es an nötigen Rettungsschwimmern für die Aufsicht fehlt, kann das Bad nur mit verkürzten Zeiten betrieben werden. Bis zum 31. Mai öffnet das Areal auf der Neckarinsel am Vormittag erst um 10 Uhr statt wochentags um 7 Uhr und am Wochenende um 9 Uhr. Am Abend ist um 18.30 Uhr Einlassende, eine Stunde später wird geschlossen. Von 1. Juni an verschiebt sich das Ganze um eine Stunde nach hinten, das Inselbad ist dann täglich zwischen 11 und 20.30 Uhr geöffnet. Dies soll laut den Stuttgarter Bäderbetrieben „voraussichtlich“ bis Ende Juni so bleiben. Danach hofft man wieder im Zweischichtbetrieb arbeiten zu können.

 

Vor allem im Mai und Juni ist es eng

Dahinter steckt ein Problem, das nicht neu ist. Die anderen vier städtischen Freibäder greifen zu großen Teilen auf das Personal von im Sommer geschlossenen Hallenbädern zurück, das Inselbad startet jedes Jahr aufs Neue bei Null und hat den größten Personalbedarf. Am meisten Probleme haben die Bäderbetriebe, die nötigen Rettungsschwimmer aufzubieten. Dabei sind die Konditionen für die überwiegend jungen Leute, die ein DLRG-Rettungsschwimmerabzeichen in Silber besitzen, nicht schlecht. Die Bäderbetriebe bieten Kandidaten eine saisonale Anstellung nach dem Tarif des Öffentlichen Diensts an. Das bedeutet ein Grundgehalt von knapp 2100 Euro plus Schicht- und Sonntagszulagen. Trotz der nicht uncharmanten Bezahlung für den Sommerjob lassen sich offenbar zumindest für die Monate Mai und Juni nicht genügend Kandidaten finden. Dies weiß man allerdings nicht erst seit gestern. 2016 haben die Bäderbetriebe angekündigt, aus der damaligen Situation Lehren ziehen zu wollen.

Laut Bäderbetriebe gibt es das Problem auch anderswo

Gefruchtet haben die offenbar nicht. Auf Anfrage erklärte Jutta Silbereisen von den Bäderbetrieben: „Leider ist es den Stuttgarter Bädern trotz intensivem Bemühen nicht gelungen, zum Saisonstart genügend Aufsichtspersonal zu gewinnen.“ Im übrigen sei der Mangel an Fachkräften kein spezielles Stuttgarter Problem: „Verkürzte Öffnungszeiten oder gar Schließungen lassen sich auch andernorts nicht vermeiden.“

Auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bestätigt die Probleme. Zum Teil liege es daran, dass die Ausbildungsmöglichkeiten für Rettungsschwimmer durch die bundesweiten Bäderschließungen oder Umwidmungen zu Spaßbädern schwieriger würde. Ein Sprecher der DLRG weist zudem darauf hin, dass die Verschulung vieler Studiengänge dazu führt, dass es für Studenten schwieriger geworden ist, vier Monate Auszeit am Stück für einen Job als Rettungsschwimmer zu nehmen. Das sei früher einfacher gewesen.

Dauerkarte kann zurückgegeben werden

Die Beobachtung der DLRG deckt sich mit der Stuttgarter Realität, dass eben gerade die Monate Mai und Juni kritisch sind. In den Ferienmonaten Juli und August finden sich dagegen leichter Kandidaten, die Chancen dass dann wieder normal geöffnet wird, sind gut. Den Frühschwimmern im Inselbad nutzt die Erkenntnis aktuell erst einmal nichts. Ihnen bleibt in den Vormittagsstunden nur die Fahrt in ein anderes Freibad oder die Rückgabe ihrer Dauerkarte. Dies ist laut Auskunft der Bäderbetriebe nach wie vor möglich.