Zwischenstopp Insolvenz: Nach einer Restrukturierung kann der Modelleisenbahn-Hersteller Märklin nun wieder schwarze Zahlen ausweisen.

Göppingen - Der Modelleisenbahnhersteller Märklin hat bei sinkendem Umsatz seinen Gewinn 2010 um zwei Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr erhöht. Das zeigt die Jahresbilanz, die das Unternehmen gestern veröffentlicht hat. So verbuchten die Göppinger im vergangenen Jahr einen Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) von 10,1 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2009 waren es knapp acht Millionen Euro. Der Umsatz verringerte sich jedoch um fünfeinhalb Millionen Euro von 111,2 Millionen in 2009 auf 105,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

 

Den Gewinn steigern konnte das Unternehmen, weil es rigoros Kosten gesenkt hat. Den größten Bereich machten dabei die Personalkosten aus, detaillierte Auskünfte konnte ein Firmensprecher gestern hierzu nicht geben. Geschäftsführer Stefan Löbich war telefonisch für Rückfragen nicht zu erreichen. Die geringeren Personalkosten resultieren aus der Insolvenz von 2009, in deren Folge Märklin Arbeitsplätze abbaute. Momentan beschäftigt der Modelleisenbahnhersteller etwa 1000 Mitarbeiter, jeweils zur Hälfte in den Werken in Göppingen und im ungarischen Györ. Nun wächst das Unternehmen wieder: Kürzlich stellte Märklin in Györ 50 neue Mitarbeiter ein. Knapp 60 Prozent der Produktion kommen aus Ungarn.

Lieferanten gewechselt

Den Rotstift setzte Insolvenzverwalter Michael Pluta, der sich im vergangenen Jahr um die Geschäfte Märklins kümmerte, aber nicht nur beim Personal an: So wechselte das Unternehmen zuletzt verstärkt zu Lieferanten, die gleichwertige Leistungen deutlich günstiger anboten. Außerdem wurden Produkte aus dem Sortiment genommen, die sich schlecht verkauften. Auch Artikel, die eine zu geringe Marge erzielten, entfernte Märklin aus dem Programm. Das gesamte Sortiment sei optimiert worden, sagte der Sprecher. Diese Optimierung sei verantwortlich für die im vergangenen Jahr erlittenen Umsatzrückgänge. Die Erlöse seien jedoch auch durch die Skepsis mancher Kunden gedrückt worden. Wegen der Insolvenz hätten weniger Modellbahner neue Produkte gekauft. Außerdem litt das Geschäft darunter, dass die Kunden unsicher waren, wie lange das Traditionsunternehmen noch existieren würde.

Dass Märklin diese Insolvenz überhaupt überstanden hat, verdankt das Unternehmen seinen Gläubigern, die auf Teile ihrer Forderungen verzichtet haben und heute Miteigentümer sind. Die Sanierung aus eigener Kraft gelang zudem durch zwei erfolgreiche Geschäftsjahre, in denen Märklin weder Zinsen noch Steuern entrichten musste. Grund für die steuerliche Entlastung ist, dass die Verluste aus denVorjahren mit den jetzigen Gewinnen verrechnet werden können.

Umsatz auf Vorjahresniveau

Inzwischen schreibt das Unternehmen wieder schwarze Zahlen, für das aktuelle Geschäftsjahr rechnet Geschäftsführer Löbich mit einem ähnlichen Ergebnis wie in 2010. Der Umsatz liege momentan auf Vorjahresniveau, hieß es in der Mitteilung. Traditionell ist das erste Halbjahr in die Spielwarenindustrie schwächer, auch Märklin profitiert hauptsächlich vom Weihnachtsgeschäft. Weil die Nachfrage in Deutschland seit Jahren sinkt und die Bevölkerung immer älter wird, sieht Geschäftsführer Löbich vor allem im Ausland Wachstumschancen : "In vielen europäischen Ländern ist Märklin noch gar nicht oder nur zurückhaltend tätig", heißt es in der Mitteilung.