Mit einem zentralafrikanischen Diplomatenpass hofft Boris Becker sein Insolvenzverfahren in London beenden zu können. Doch aus dem Land kommen widersprüchliche Signale. Eine Anhörung vor dem zuständigen Gericht am Montag wurde einem Bericht zufolge vertagt.

London/Bangui - Der Streit um die angebliche diplomatische Immunität der Tennis-Legende Boris Becker (50) ist noch nicht ausgefochten. Eine Sitzung dazu am Londoner High Court endete am Montag laut einem Medienbericht zunächst ohne endgültige Entscheidung. Bis das Gericht über die Immunität Beckers befunden habe, solle das Insolvenzverfahren aber vorerst bestehen bleiben, berichtete der britische Sender ITV. Eine weitere Anhörung finde nicht vor dem 5. Oktober statt, zitierte ITV den Richter.

 

Eigentlich hätte das Verfahren diese Woche auslaufen sollen, Becker wäre schuldenfrei gewesen. Doch Insolvenzverwalter Mark Ford hatte einen Antrag auf Verlängerung gestellt, er wirft Becker mangelnde Kooperation vor. Zum Beispiel verlangt er Auskunft über den Verbleib eines Teils von Beckers Trophäen.

Beckers Anwälte hatten vergangene Woche Aufsehen erregt mit der Mitteilung, der Ex-Sportstar sei rechtlich nicht mehr zu belangen - wegen diplomatischer Immunität. Sie beriefen sich dabei auf einen ehrenamtlichen Posten, den Becker im April an der zentralafrikanischen Botschaft in Brüssel übernommen hatte.

Außenminister weist Beckers Darstellung zurück

Doch das wies der Außenminister der Zentralafrikanischen Republik einem Bericht der „Welt“ zufolge am Montag zurück. Becker genieße keine diplomatische Immunität, sagte Charles Armel Doubane der Zeitung. „Wir wollen nicht, dass Boris Beckers inoffizielle Position für unser Land mit seinen finanziellen Problemen assoziiert wird. Wir sagen klar, dass unser Land bei jeglichen rechtlichen Verfahren gegen Boris Becker die Justiz in keinerlei Weise behindern wird.“

Sein Land trete für Rechtsstaatlichkeit ein, so Doubane. Deshalb könne „die Zentralafrikanische Republik Boris Becker vor einem Gericht nicht schützen“. Doubane widersprach damit seinem eigenen Botschafter in Brüssel. Der war Becker am Sonntag zur Seite gesprungen. Der Deutschen Welle sagte er, der Ex-Tennisstar besitze einen Diplomatenpass und könne sich daher in einem Insolvenzverfahren auf diplomatische Immunität berufen. Später veröffentlichte die Botschaft sogar eine Pressemitteilung, die Beckers Diplomatentstatus bestätigte.

Eintrag auf der Website der Botschaft gelöscht

Auf der Website der Botschaft war Becker als „Attaché für die Beschaffung von Mitteln für sportliche, kulturelle und humanitäre Angelegenheiten“ bezeichnet worden. Der Eintrag wurde aber später gelöscht.

Doubane bestätigte, dass es zu einem Treffen zwischen Becker und dem Zentralafrikanischen Präsidenten Faustin Archange Touadéra gekommen sei. Er bestätigte auch, dass es dabei darum ging, wie Becker dem Land Kontakte in Sachen Sportförderung vermitteln könne. Zum „offiziellen Diplomaten“ sei Becker dadurch aber nicht geworden.

Um als Diplomat bestellt zu werden, sei neben der Ernennung des Präsidenten auch die Unterschrift des Außenministers nötig, so Doubane. Er habe aber entsprechende Dokumente nie unterzeichnet und sei auch vom Präsidenten des Landes nicht darum gebeten worden.