Die Zahl der Unternehmenspleiten sinkt auf Tiefstwerte, im Landkreis Böblingen genauso wie bundesweit.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Böblingen - Unternehmer im Landkreis Böblingen gehen fast schuldenfrei pleite – jedenfalls im Vergleich zu anderen Regionen im Land. 53 Unternehmen mussten im Jahr 2016 ihre offizielle Zahlungsunfähigkeit anmelden. Zusammen hatten sie einen Schuldenstand von etwas weniger als neun Millionen Euro, was pro erfolgloser Firma 170 000 Euro ausmacht.

 

Im regionalen Vergleich ist dies der mit Abstand niedrigste Wert. Nur die Pleitiers im Kreis Göppingen blieben ebenfalls deutlich unter der Marke von einer halben Million. Spitzenreiter im Schuldenmachen waren die gescheiterten Unternehmer in der Stadt Stuttgart und im Landkreis Esslingen. Deren Gläubiger mussten im mathematischen Mittel um mehr als eine Million Euro bangen. Die Zahlen stammen vom Statistischen Landesamt. 2016 ist das vorerst letzte Jahr, für das eine amtliche Insolvenzstatistik verfügbar ist. Der bundesweite Wirtschaftsboom macht sich selbstredend auch in der Zahl der Pleiten bemerkbar. Im Kreis Böblingen sank sie im Jahresvergleich von 58 auf 53. Was rechnerisch ein Minus von fast neun Prozent ausmacht, angesichts der niedrigen absoluten Zahlen allerdings wenig Aussagekraft hat. Die Werte für die gesamte Region Stuttgart bestätigen die Entwicklung aber genauso wie die für Baden-Württemberg. Der Rückgang pendelt sich in beiden Tabellen bei etwa 10,5 Prozent ein.

Zahl der Pleiten auf dem tiefsten Stand seit 23 Jahren

Dieser Trend scheint sich zu verfestigen. Dies legt jedenfalls eine Statistik der Wirtschaftsauskunftei Creditreform nahe. Das Unternehmen hat ebenfalls Zahlen zur Insolvenz erhoben, dies bundesweit und bereits für das Jahr 2017. Demnach sank die Zahl der Pleiten in der gesamten Republik auf den tiefsten Stand seit 23 Jahren und ging von 2016 auf 2017 erneut deutlich zurück – von 122 600 auf 116 000. Der durchschnittliche Schaden pro Insolvenz summiert sich auf rund eine Million Euro.

Allerdings bildet dieses mathematische Mittel die Wirklichkeit nur schemenhaft ab. Kaum einem Deutschen dürfte entgangen sein, dass 2017 die Air Berlin mit ihren mehr als 8600 Mitarbeitern aufgeben musste. Vergleichbares gilt für den Traditions-Küchenhersteller Alno. Weniger Aufmerksamkeit erfuhren die Pleiten des Personaldienstleisters Tempton oder der Reederei Rickmers. Gemessen an den Mitarbeiterzahlen von 6000 und 2200 zählt Creditreform aber auch sie zu den Großinsolvenzen 2017.

Die Pleiten in den Landkreisen um Stuttgart hatten vergleichsweise geringe Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Zahlen legen nahe, dass die Mehrzahl der Betroffenen wohl Einzelunternehmer waren. So wurden im Landkreis Böblingen pro insolventem Unternehmen lediglich vier Mitarbeiter in Mitleidenschaft gezogen. Den regional niedrigsten Wert weist in dieser Hinsicht der Kreis Göppingen auf. 49 Pleitefirmen stürzten 46 Beschäftigte mit sich in finanzielle Not. Im Schnitt der gesamten Region liegt dieses Verhältnis recht genau bei fünf Mitarbeitern pro betroffener Firma.