Bei der Insolvenz des Stuttgart Festivals wurden mehr als 100 000 Euro verbrannt, vor allem Ticketkäufer bekamen ihr Geld nicht zurück. Das Verfahren wurde ohne jede Mitteilung an die Gläubiger abgeschlossen.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Wegen der „sehr schleppenden Ticketvorverkäufe“ beantragte die Stuttgart Festival GmbH am 22. Juni 2016 die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Es seien weniger als die Hälfte der Tickets vom Vorjahr weggegangen, hieß es. Bei der Premiere wurden an zwei Tagen 14 000 Besucher gezählt.

 

Mit der Insolvenz sind 116 405,27 Euro vernichtet worden. Das geht aus den Insolvenzbekanntmachungen hervor. So hoch waren die angemeldeten Forderungen, darunter jene von rund 900 Ticketkäufern, die sich bereits Karten gesichert hatten. Leider waren am Ende null Euro zu verteilen. Das Geld habe nicht mal für die Kosten des Insolvenzverfahren gereicht, heißt es bei der zuständigen Anwaltskanzlei. Seit Februar ist es abgeschlossen. Eigens angeschrieben wurden die Gläubiger nicht, weil ohnehin niemand etwas bekommen hätte und man sich so zumindest das Porto spart.

Wo das Geld aus den Ticketverkäufen hin ist, lässt sich nicht herausfinden. Die Stuttgart Festival GmbH hat für 2015 und 2016 keinen Geschäftsbericht veröffentlicht. Der Geschäftsführer Tobias Reisenhofer äußert sich gegenüber unserer Zeitung nicht und hat auch Freunde und Geschäftspartner angewiesen, das nicht zu tun. Dazu zählt Rebecca Bittner, mit der er im Dezember 2014 die (später in Stuttgart Festival GmbH umbenannte) Full Moon Live GmbH gegründet hat. Sie schied zwar noch vorm ersten Festival als Geschäftsführerin aus. Doch laut Gesellschaftsvertrag vom 22. Januar 2016 stellten sie und die Agentur Full Moon einen Großteil des Stammkapitals von 25 000 Euro und sicherten sich dafür umfangreichen Zugriff auf die Aktivitäten der Stuttgart Festival GmbH.

Tobias Reisenhofers finanzieller Verlust bei der Pleite des Stuttgart Festivals hielt sich also scheinbar in überschaubaren Grenzen. Die Ticketkäufer indes bekamen keinen Cent zurück, auch die Hoffnung auf ein Festival 2017 erfüllte sich nicht. Stattdessen spezialisierte sich Reisenhofer auf Konzertevents mit freiem Eintritt.

Eine Pleite kann sehr schmerzhaft sein

Auch ohne Festival kann man als Konzertveranstalter pleite gehen. Wie schmerzhaft das sein kann, weiß Sebastian Kränzlein. Zwei Jahre lang hatte er unter dem Namen Kessel Events Gitarrenkonzerte in Clubs für bis zu 500, seltener 1500 Besucher veranstaltet. Vergangenen Sommer ging ihm das Geld aus, und weil er als Einzelunternehmer mit seinem Privatvermögen haftet, wird das Gehalt aus seinem neuen Job zum Teil gepfändet.

Die Marge bei kleinen Konzerten sei meist gering, sagt Kränzlein: „Manchem Konzertbesucher ist nicht ganz klar, wer alles vom Eintrittsgeld bezahlt werden muss“. Örtliche Veranstalter haben von der Saalmiete bis zum Hotel für die Band hohe Fixkosten – und machen nur Gewinn, wenn sie genügend Tickets verkaufen. Immerhin: in der Branche sei man ihm „sehr einfühlsam“ begegnet, lobt Kränzlein. Der Veranstalter Musiccircus hat einige Konzerte übernommen, sodass Kränzlein nur drei Abende absagen musste.

Es ist laut Kränzlein übrigens nicht ausgeschlossen, dass die Ticketkäufer für diese drei Konzerte einen Teil ihres Geldes zurückbekommen.