Die gemeinnützige Ifa-Akademie hat Liquiditätsprobleme. Grund: die Teilnehmerzahlen in Deutschkursen sind rückläufig. Nicht nur wegen sinkender Flüchtlingszahlen.

Stuttgart - Beunruhigende Nachrichten für die Mitarbeiter der aus dem Stuttgarter Institut für Auslandsbeziehungen (Ifa) hervorgegangenen gemeinnützigen Stuttgarter Ifa-Akademie: Am Freitagnachmittag teilte die in München ansässige Pluta Rechtsanwalts-GmbH mit, das Amtsgericht Stuttgart habe eine vorläufige Insolvenzverwaltung über das Vermögen der in eine finanzielle Schieflage geratenen Akademie angeordnet und den Sanierungsexperten Michael Pluta zum Insolvenzverwalter bestellt.

 

Die zehn Mitarbeiter und etwa knapp 40 Honorarlehrkräfte, die im Auftrag der Ifa-Akademie Deutschkurse erteilen, seien darüber informiert worden, heißt es in der Pressemitteilung. Der Geschäftsbetrieb werde fortgeführt, die Gehälter der Mitarbeiter seien für drei Monate gesichert. Alle Sprachkurse würden weiterhin angeboten. Interessenten könnten auch neue Kurse buchen.

Ifa-Webseite war wochenlang nicht erreichbar

Als Grund für die finanzielle Schieflage wurde eine sinkende Nachfrage nach Deutschkursen genannt. Mit dem Rückgang der Migranten- und Flüchtlingszahlen sei auch die Nachfrage gesunken. „Angesichts des hohen Wettbewerbsdrucks bieten einige Anbieter Sprachkurse zu sehr niedrigen Preisen an, mit denen die Ifa-Akademie bei ihrem Qualitätsanspruch nicht mithalten kann.“ Hinzu kämen Einbußen durch Hackerangriffe. Deswegen sei die Ifa-Webseite über mehrere Wochen hinweg nicht erreichbar gewesen. „Entsprechend verzeichnete die Akademie einen starken Rückgang der Kursteilnehmerzahlen. Zuletzt habe sich die finanzielle Lage wieder leicht verbessert. Der Insolvenzverwalter erklärte laut einer Mitteilung: „Die Akademie soll erhalten bleiben. Hierfür müssen wir eine Lösung mit dem Gesellschafter, dem Ifa-Verein, finden oder einen Investor von außen suchen“.

Die Ifa-Akademie selbst war am Freitagnachmittag nicht mehr erreichbar. Patrick Sutter von der Firma Relatio PR, die die Pressearbeit für Pluta macht, unterstrich am Abend: Selbst wenn die Akademie nicht fortbestehen würde, hätte das für das Ifa selbst keine Auswirkungen. Michael Pluta sei aber sehr zuversichtlich. Ziel sei es, die Akademie so aufzustellen, dass sie sich finanziell trage. Es sei nicht das Ziel, schnell einen Käufer zu finden.

Deutschlands älteste Mittlerorganisation

Die Mutter Ifa bezeichnet sich selbst als Deutschlands älteste Mittlerorganisation. Im Jahr 2017 feierte sie ihr 100-jähriges Bestehen. Das Institut hat sich auf die Fahnen geschrieben, sich weltweit für ein friedliches und bereicherndes Zusammenleben von Menschen und Kulturen zu engagieren. Seine Programme drehen sich um fünf Kernthemen. Das sind Kunst- und Kulturaustausch, Dialog der Zivilgesellschaften, Flucht und Migration, Kultur und Konflikt sowie Europa.

Das Ifa veranstaltet Ausstellungen und Konferenzen und sieht sich selbst als Kompetenzzentrum der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Es wird gefördert vom Auswärtigen Amt, vom Land Baden-Württemberg und von der Landeshauptstadt Stuttgart. Diese wollte das Ifa zwar immer in Stuttgart halten, knauserte bisweilen jedoch etwas mit Geld – bis das Ifa im Jahr 2015 nachdrücklich auf die Erhöhung des 1993 gesenkten Zuschusses pochte. Mit Erfolg.