Ein Besuch auf dem Cannstatter Volksfest ist für manche Familien kaum bezahlbar. Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko
Während die einen gar nicht genug vom Cannstatter Wasen bekommen können, sehen andere keine Möglichkeit als Familie das Volksfest zu besuchen. Wir haben nach den Gründen gefragt.
Das 178. Cannstatter Volksfest, der Wasen, wurde seit Wochen von vielen Fans herbeigesehnt. Endlich wieder Lebkuchenherzen, Schokofrüchte und Schießbuden. Erwachsene bügelten im Vorfeld Dirndl, Hemden, bürsteten die Lederhosen. Denn für viele ist der Wasenbesuch der Inbegriff von Lebensfreude und Gemütlichkeit, daher ein Pflichttermin im Jahreskalender. Superfans wie Dany Arnold aus Großbottwar versuchen in den beiden Volksfestwochen so oft wie möglich, am liebsten täglich, zum fröhlichen Treiben dazu zu stoßen.
Am 26. September war es dann wieder so weit und tatsächlich: Nach nicht einmal einer Woche verzeichnete die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart 1,3 Millionen Wasen-Besucher. Man ahnte bereits im Vorfeld, dass das verlängerte Wochenende, dieses Jahr fiel das Fest zum Tag der Deutschen Einheit auf einen Freitag, zu einem neuen Besucherrekord führen könnte. So verwunderte es mache am Samstag, 4. Oktober wahrscheinlich nicht, dass der Zugang zum Wasen für zwei Stunden gesperrt werden musste. Der Besucherandrang war zwischendurch zu groß geworden.
Wasen ist für viele Familien zu teuer
Aber nicht nur Erwachsene, auch Kinder haben ihre Freude am Volksfest. Abenteuerliche Fahrgeschäfte, Losbuden oder Zuckerwatte lassen die Augen der kleinen Besucher leuchten. Allerdings können die Kosten dafür leicht in die Höhe schnellen, wenn man sich nicht bereits vor dem Besuch auf ein Limit einigt.
Doch trotz aller Tradition, Gemütlichkeit und Feierlaune: Nicht alle Erwachsenen sind Wasen-Fans und wir wollten wissen warum. Auf unserem Instagram-Kanal @stzfamilie haben wir die Frage aufgeworfen: „Geht ihr dieses Jahr aufs Volksfest?“ 42 Prozent antworteten darauf mit „Auf gar keinen Fall“. Daher wollten wir wissen, was der Grund für die Entscheidung ist und haben innerhalb der Community Stimmen gesammelt. Heraus kam dabei: Insbesondere Eltern sehen das Volksfest an manchen Stellen kritisch. Dabei scheinen sie zwei Themen besonders zu beschäftigen: Geld und Alkohol.
So stellt eine Userin kurz und knapp fest: „Kann sich fast keine Familie mehr leisten.“ Eine andere unterstreicht das Thema Geld gleich mehrfach: „Zu teuer, zu laut, nachmittags schon Betrunkene, zu wild und immer wieder zu teuer.“
Eine weitere Followerin stellt einen Vergleich zu einem Freizeitpark auf: „Sehr laut, sehr teuer. Da lohnt sich ein Freizeitpark-Besuch viel mehr.“ Und sie weist ebenfalls darauf hin, dass sie keine alkoholisierten Menschen im Umfeld ihrer Kinder haben möchte.
Neben den finanziellen Aspekten beschäftigt auch der Punkt Gemütlichkeit einige Follower: „Zu teuer“, stellt eine Userin zunächst fest. Auf Nachfrage wird sie deutlicher: Ein Bier für 15 Euro sei schon eine Ansage und sie bemängelt, dass das Gemütliche nicht mehr da sei, „nur junge Leute, die sich die Kante geben.“
Auch Schausteller müssen verdienen
Eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern zeigt Verständnis dafür, dass auch Schausteller natürlich verdienen müssen, stellt aber klar, dass sie sich einen Besuch auf dem Wasen unter keinen Umständen leisten könne.
Eine andere Umfrage auf unserem Instagram-Kanal im September hatte bereits gezeigt, dass Familien sich um ihre Finanzen sorgen. Gerade in Bezug auf Freizeit-Aktivitäten dürften daher viele als erstes Abstriche machen.