Instagram liegt bei jungen Nutzern im Trend. Statt viele Worte zu verlieren, stehen bei dem sozialen Netzwerk die Bilder im Fokus. Die StZ stellt vier spannende Instagrammer aus Stuttgart vor. Heute: Florentine Pilvi Möhrle, @f_pilvi, 10 700 Abonnenten.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Gibt man sich bei Instagram mit den falschen Freunden ab, kann man das Netzwerk ganz schnell sehr anstrengend finden: die drei unheilvollen „F“ der Plattform, Fashion, Food und Fitness, nehmen leider viel zu viel Raum ein. Zwischen Bildern von Mittagessen, Fotos aus dem Fitnessstudio und echt kreativen Fotos von den neuen Adidas Stan Smith bleibt oft kein Platz mehr für wirklich spannende Inhalte.

 

Zum Glück gibt es Kanäle wie den der Stuttgarterin Florentine Pilvi Möhrle, die alle nur Pilvi rufen. Pilvi ist Finnisch und bedeutet Wolke. Das ist aber nicht der Grund dafür, dass Möhrle jede Menge Wolken fotografiert. „Ich mag den Himmel, wenn er richtig wild ist und zornig aussieht“, sagt Möhrle, die im Gegensatz zu den meisten Nutzern bei Instagram nicht mit dem Handy, sondern mit ihrer Sony Alpha 7 Vollformat-Kamera fotografiert, die Bilder dann mit verschiedenen Programmen bearbeitet und sie dann erst bei der Plattform hochlädt.

Möhrles liebstes Werkzeug: Rauch

Am liebsten fotografiert Pilvi draußen in der Natur – unter Zuhilfenahme eines ungewöhnlichen Werkzeugs: Rauch. „Ich mag es einfach total, wenn irgendwo Nebel hängt“, so Möhrle. Da der aber selten auf Knopfdruck auftrete und eine persönliche Nebelmaschine etwas unhandlich sei, habe sie immer Rauchbomben im Gepäck. „Für Modellflugzeuge gibt es kleine Rauchentwickler, pinkes Pulver, das kokelt ab, brennt nicht richtig und sieht für die Fotos super aus.“ Das einzig gefährliche sei, dass jemand die Feuerwehr rufen könnte. „Das ist aber zum Glück bisher nicht vorgekommen.“

Dafür sorgt der Rauchentwickler in Pilvis Bildern für eine ganz besondere Stimmung. „Seelenbilder“ nennen Möhrles Freunde ihre Aufnahmen, „meine engen Freunde behaupten, sie lesen meine Gemütszustände aus den Aufnahmen heraus“, so Möhrle. „Ich will bei Instagram auf jeden Fall nichts darstellen nach dem Motto, ,bin gerade in New York in einem Café mit wichtigen Leuten und heute Abend bin ich auf einer Party mit noch wichtigeren Menschen’. Ich nutze Instagram wie ein kleines Portfolio, schaue, wie die Bilder zusammen wirken und freue mich über die Resonanz von fremden Menschen, die sich meinen Bildern ohne Vorurteile nähern.“

Viel Resonanz trotz digitalem Aufmerksamkeits-Selbstmord

Florentine Pilvi Möhrle bekommt erstaunlich viel Feedback für ihre Bilder. Dabei verwendet die 31-Jährige keine Hashtags, wodurch ihre Bilder durch die gängigen Suchmuster fallen und meist verortet sie ihre Aufnahmen nicht einmal. Das kommt in Bezug auf die Wahrnehmung eigentlich einem digitalen Aufmerksamkeits-Selbstmord gleich. Möhrle schadet es nicht, im Gegenteil: Fast 11 000 Abonnenten folgen ihr, ihre Fotos bekommen zum Teil mehr als tausend Likes.

Mit dem Fotografieren angefangen hat Möhrle bereits mit 13. Damals absolvierte sie ihr erstes Praktikum bei zwei Fotografen am Bodensee. „Ich wollte das aber nicht beruflich machen, weil ich Angst hatte, dass mir das Fotografieren sonst irgendwann keinen Spaß mehr machen könnte. Mittlerweile könnte ich es mir aber ganz gut vorstellen.“

Statt sich ausschließlich der Fotografie zu widmen, ist Florentine Pilvi Möhrle schließlich in der Mode gelandet. Die staatlich anerkannte Modedesignerin lebt seit 2004 in Stuttgart. Seit vergangenem Jahr ist sie neben Hannes Steim das Gesicht der Einzelhandels-Zwischennutzung Fluxus am Rotebühlplatz. Hier hält sie gerade die Mieter auf Trab, weil die neue Frühjahrs- und Sommerdeko ansteht: 3000 getrocknete Blumen an Nylonschnüren, die bald von der Fluxus-Decke baumeln sollen. Klingt nach einem wunderschönen Motiv für Instagram, am besten durch eine kleine Rauchbombe veredelt. Demnächst ganz bestimmt unter @f_pilvi zu bewundern.

Florentine Pilvi Möhrle übernimmt den Instagram-Kanal der Stuttgarter Zeitung ab heute eine Woche lang. Folgen Sie uns und Möhrle unter @stuttgarterzeitung. Möhrle ist außerdem Teil von #igersoffline, der Instagram-Ausstellung der StZ, deren Vernissage am 14. Mai von 19 bis 22 Uhr im Stadtkaufhaus Gerber stattfindet.