David Gerstmeier und Maria-Pia Benner sammeln zurzeit im Internet Geld für ein Projekt: Sie wollen 15 000 Bienenwachskerzen verkaufen, um mit dem Erlös Deutschkurse für Flüchtlinge zu finanzieren.

Stuttgart - Wenn eine Deutschlehrerin einen Imker trifft, kann daraus eine nette Idee entstehen: Als Pia Benner und der Imker David Gerstmeier sich kennenlernen, kommt das Gespräch schnell auf Benners Arbeitsstätte. Als Deutschlehrerin unterrichtet sie Flüchtlinge und bringt ihnen die Sprache ihrer neuen Heimat bei. Es geht um mehr als nur das bloße Büffeln von Grammatik und Vokabeln, erzählt die junge Frau: „Die Klassen wachsen zu richtigen Gemeinschaften zusammen, da ist es jedes Mal richtig traurig, wenn wieder ein Kurs zu Ende geht.“ Zumal meist nur die ersten 200 Stunden Deutschkurs bezahlt werden, danach ist die Finanzierung ungewiss.

 

Deswegen haben Benner und Gerstmeier einen Plan entwickelt: Sie wollen gemeinsam mit der Hilfe der Flüchtlinge Geld einnehmen, das wiederum den Menschen in den Unterkünften zur Verfügung gestellt werden soll, um weitere Deutschkurse zu finanzieren – und zwar welche, die allen Flüchtlingen offen stehen, unabhängig vom Aufenthaltstatus der Asylbewerber und ohne strikten Zeitplan, stattdessen mit Platz und Zeit für spontane Aktionen. „Ich würde gerne auch einmal Ausflüge mit meinen Schülern unternehmen, damit sie die Stadt besser kennenlernen“, sagt die Deutschlehrerin Benner. Momentan sei das aber nicht möglich. Der Unterrichtsplan sieht das nicht vor.

Die Flüchtlinge erleben nur wenig

Gleichzeitig wollten die beiden jungen Stuttgarter den Flüchtlingen das Gefühl der Wertschätzung geben. „Viele der Asylbewerber haben hier kaum etwas zu tun“, sagt Pia Benner. Im Deutschunterricht sollte vor kurzem jeder Teilnehmer von seinen Erlebnissen des vergangenen Wochenendes berichten. Die Lehrerin war schockiert, als die Flüchtlinge nichts zu erzählen hatten – weil sie einfach nichts erlebten. Es wäre doch schön, wenn sie eine Aufgabe hätten und nicht nur rumsitzen würden, dachte sich David Gerstmeier: „Wir wollen etwas Sinnvolles gemeinsam schaffen, eine Aufgabe, für die sie gebraucht und mit der sie integriert werden.“

So kamen sie auf die Bienenwachskerzen. Gerstmeier ist Mitinhaber der Imkerei Summtgart und hat sich zum Ziel gesetzt, in zwei Monaten mit drei Flüchtlingen 15 000 Kerzen zu ziehen. In den Wintermonaten sollen sie verkauft werden – auf Weihnachtsmärkten in Schulen oder in Großpaketen an Unternehmen, die ein besonderes Weihnachtsgeschenk für ihre Kunden suchen. Das Problem ist die Vorfinanzierung. 28 000 Euro sind nötig, um das erforderliche Zubehör im Vorfeld zu kaufen und schließlich damit die Kerzen zu ziehen. Anfang Oktober soll der Herstellungsvorgang beginnen, bis dahin muss das Geld aufgetrieben sein.

Finanzierung ist nicht gesichert

Dies versuchen die jungen Unternehmer auf einer Plattform im Internet. Beim sogenannten Crowdfunding kann jeder einen selbstbestimmten Betrag dazu beisteuern, um das Projekt zu finanzieren. Sollte es nicht zustande kommen, ist das Geld allerdings nicht verloren: Die Spender bekommen es dann zurück.

Bisher ist nicht genug Geld zusammengekommen, gerade mal gute fünf Prozent der erforderlichen Gesamtsumme sind gespendet worden. David Gerstmeier und Pia Benner hoffen darauf, dass es in den kommenden Wochen noch mehr Spenden werden – und darauf, dass zu Weihnachten in vielen Haushalten die selbst hergestellten Kerzen brennen.