Die Stadt Leinfelden-Echterdingen, Kirchengemeinden und Ehrenamtliche organisieren eine Woche zur Integration von Flüchtlingen.

Leinfelden-Echterdingen - Die Große Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen steht, wie alle Kommunen in Deutschland, derzeit vor einer immensen Aufgabe. Immer mehr Flüchtlinge drängen ins Land – und holen ihre Familien nach. Es gilt, Platz zu schaffen für die Menschen in Not. Die Neuankömmlinge haben Schlimmes erlebt und kämpfen deshalb laut Peter Löwy, dem Leiter des Amtes für Soziale Dienste, nicht selten mit psychischen Problemen. Auch in L.-E. gibt es eine große Hilfsbereitschaft. Bürger spenden mehr Kleidung und Möbel als die Helfer annehmen können.

 

„Niemand weiß, wann und ob diese Flüchtlingswelle wieder abebben wird“, sagt Oberbürgermeister Roland Klenk. „Neben der Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge, ist es auch unsere Aufgabe etwas dafür zu tun, dass diese Menschen hier integriert werden.“

Der Anlass: Mitarbeiter der Stadt veranstalten gemeinsam mit Ehrenamtlichen des Arbeitskreises Asyl und des Freundeskreises LE für Kriegsflüchtlinge sowie Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in L.-E. (ACK) und einer muslimischen Gemeinde von Samstag, 26. September, an eine interkulturelle Woche. Dabei steht das Thema Integration von Flüchtlingen im Mittelpunkt.

Fünf Veranstaltungen

Fünf Veranstaltungen stehen auf dem Programm. Eine Ausstellung von Pro Asyl über das Menschenrecht Asyl gehört dazu, genauso wie eine Lesung über multikulturelles Leben und ein Abend mit Erzählungen von der Flucht. Mitglieder einer muslimischen Religionsgemeinschaft werden aus Dankbarkeit einen Baum pflanzen. Ein Auslandskorrespondent berichtet über seine Erfahrungen in Syrien.

Die Veranstaltungen sollen einen Beitrag dazu leisten „die Menschen zu verstehen, die bei uns Asyl suchen“, sagt Thomas Mozer, Pastor der evangelisch-methodischen Kirche in Echterdingen. Der interkulturelle Reigen soll dazu dienen, dass Menschen mit und ohne fremde Wurzeln Bekanntschaft machen. „Und diese auch dann weiter pflegen und aushalten, wenn Frust aufkommt, es also schwierig wird“, sagt Rainer Müller. Er ist evangelischer Pfarrer in Musberg und Vorsitzender der ACK. „Als Pfarrer höre ich im Zusammenhang mit Flüchtlingen immer wieder auch ängstliche Stimmen“, sagt er. Bürger haben demnach „Angst vor anderen Religionen, Angst um die bisherige Ordnung“ und vor lärmenden, fremden Nachbarn. „Da ist Überzeugungsarbeit gefragt.“ Er ermutige Bürger immer wieder, persönliche Kontakte zu den Neuankömmlingen aufzubauen. Es gehe darum, sich gegenseitig zu tragen und auch zu ertragen.

Wandel der Gesellschaft

„Unsere Gesellschaft verändert sich“, sagt derweil Christiane Robel. „Das ist auch etwas Schönes.“ Sie leitet seit einem Jahr die Kontaktstelle für Integration der Stadt. Sie wollte den schlimmen Bildern aus den Medien und den Ängsten der Bürger etwas Positives entgegensetzen. Deshalb ist die Integrationsbeauftragte auf die Kirchengemeinden und die anderen Kooperationspartner zugegangen.

Persönliche Begegnungen sollen also helfen, das Eis zwischen Einheimischen und Fremden zu brechen. Zu der interkulturellem Woche passt auch ein ökumenischer Stadtgottesdienst, der für den 18. November in der Oberaichener Friedenskirche, an der Achalmstraße, geplant ist. Das Thema lautet „Grenzerfahrung“. Es geht dabei um Landesgrenzen und um persönliche Grenzen. Joachim Schlecht, der neue Asylpfarrer der Landeskirche, wird die Predigt halten.

Das Programm

Den Auftakt der interkulturellen Woche macht am Samstag, 26. September, 15 Uhr, die Eröffnung der Ausstellung „Asyl ist ein Menschenrecht“ im Treff Impuls am Neuen Markt. Am Dienstag, 29. September, 17 Uhr, pflanzen Vertreter der muslimischen Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat einen Baum am Stettener Gräbleswiesenweg, um sich bei der Stadt für ihre Aufnahme in Deutschland zu bedanken.

Wie fühle ich mich in Deutschland? Dieser Frage wird am Mittwoch, 30. September, von 16 Uhr an, in der Echterdinger Zehntscheuer, Maiergasse 8, nachgegangen. Zuvor liest Stephanie Freudner-Hagestedt aus dem Buch der Schauspielerin Proschat Madani vor. Die Ehrenamtliche gibt Migrantinnen Sprachunterricht. Das Buch heißt: „Suche Heimat, biete Verwirrung: Mein persisch-deutsch-österreichisches Leben.“

Ebenfalls am 30. September berichtet Jörg Armbruster von seinen Erfahrungen als Auslandskorrespondent in Syrien. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr in der Echterdinger Stephanuskirche. Der Titel lautet: „Die syrische Tragödie – kein Friede in Sicht.“ Am Freitag, 2. Oktober, berichten Bewohner des Oberaichener Flüchtlingsheims, von 19 Uhr an, in der evangelisch-methodistischen Johanneskirche, Kapellenweg 14, über ihre Flucht.