Raphael Schäfer ist Seelsorger für Familien mit behinderten Kinder. Sein Büro hat es am Delpweg auf dem Fasanenhof. Vor kurzem hat Schäfer eine Handreichung herausgegeben. Er möchte das Kleinkinder mit und ohne Behinderung gemeinsam Gottesdienst feiern.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Fasanenhof - Integration ist ein gern benutztes Schlagwort, das nach Raphael Schäfers Ansicht nur zu selten mit Inhalt gefüllt wird. Schäfer ist seit mehr als elf Jahren Seelsorger für Familien mit behinderten Kindern und hat sein Büro im Pfarramt St. Ulrich am Delpweg. Für ihn ist die Gemeinde der ideale Ort für ein Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung. Und dennoch bestehe auch bei der Kirche noch Nachholbedarf, sagt Schäfer.

 

Wenn ein Paar Nachwuchs bekomme, fühle es sich oft ausgeschlossen. Denn viele trauten sich nicht, mit ihrem Kleinkind in die Kirche zu kommen – aus Angst diese könnten den Gottesdienst stören. „Als unser erstes Kind geboren wurde, hatte meine Frau zusammen mit einer Freundin die Idee, Krabbelgottesdienste anzubieten“, erinnert sich Schäfer. Doch schnell sei deutlich geworden, dass es nur wenig Literatur gebe, in der steht, wie man so etwas am besten anstellt. „Wir haben mühsam aus unterschiedlichen Bereichen Ideen zusammengetragen, um ein ganzes Jahr mit Themen füllen zu können“, sagt Schäfer.

Er fasste den Entschluss, die gemachten Erfahrungen zusammenzufassen und aufzuschreiben. Doch es sollten nicht einfach irgendwelche Krabbelgottesdienste werden. Sondern solche, die Kinder mit und ohne Behinderung gleichermaßen mitfeiern können. „Bei den ganz Kleinen sind die Inhalte noch sehr elementar“, sagt Schäfer. Es gehe noch nicht darum, Glaube und Gott wirklich zu verstehen. „Es geht um das Erleben“, sagt der Seelsorger. Und da müsse man keinen Unterschied zwischen Menschen mit und ohne Handicap machen.

Eine 30 Seiten umfassende Broschüre

Vor kurzem hat Raphael Schäfer eine 30 Seiten umfassende Handreichung zum Thema „Krabbelgottesdienste einfach inklusiv“ herausgegeben. Die Broschüre enthält zehn Leitfäden, wie ein Gottesdienst für die ganz Kleinen gestaltet werden könnte. Dabei werden die unterschiedlichen Feste im Jahreskreis aufgegriffen, also beispielsweise Fasching, Ostern, Erntedank, St. Martin und Advent. Im Anhang sind die Noten und Texte verschiedener christlicher Lieder abgedruckt. Die meisten sind mit Tipps versehen, wie die Musik mit Gesten und Mimik untermalt werden kann, damit die Kleinkinder den Inhalt besser verstehen.

Ein Dreivierteljahr lang hat Raphael Schäfer an der Broschüre gearbeitet. Finanziert wurde die Handreichung aus Mitteln des Caritas-Projekts „Kinder mit Behinderung: mitten im Leben“.

Raphael Schäfer hat das nächste Ziel schon vor Augen. Er möchte in Möhringen ein Junior-Schüler-Mentoren-Programm auf den Weg bringen. Siebtklässler sollen in einem 15-stündigen Grundkurs und einer 15-stündigen Praxisphase mehr über das Miteinander von behinderten und nicht behinderten Menschen erfahren. Anschließend sollen sie überlegen, wie sie an ihrer Schule das Thema Inklusion voranbringen können. Schäfer konnte die Freie Evangelische Schule und die Schule für Körperbehinderte als Kooperationspartner gewinnen. Die Schulleitungen seien von dem Projekt überzeugt, sagt er. Doch nun müssen noch die Schüler fürs Mitmachen gewonnen werden. Das sei die eigentliche Herausforderung, sagt der Seelsorger.