Mit anderthalb Jahren Verspätung ist nun die Redundanz in Betrieb gegangen, die einspringen soll, wenn die Haupt-Leitstelle ausfällt. Zudem werden neue Mitarbeiter eingestellt: Das Personal kommt an seine Grenzen.

Ludwigsburg - Seit zwei Jahren ist die Integrierte Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst (ILS) in der Marienstraße nun in Betrieb. Eigentlich hätte ein halbes Jahr nach der ILS auch die Redundanz in den Räumen der ehemaligen Leitstelle des Roten Kreuzes in der Reuteallee an den Start gehen sollen – schließlich soll auf diese ausgewichen werden, falls der Stammsitz ausfällt. Doch die Back-up-Leitstelle ist wegen erheblicher Verzögerungen bei der Anpassung der Technik und bei Umbau-Maßnahmen erst vor wenigen Tagen in Betrieb genommen worden. Aus sicherheitstechnischer Sicht sei das aber kein Problem, heißt es von Landratsamt und DRK.

 

Vielmehr sei es ungewöhnlich, dass es überhaupt eine solch umfassende Redundanz gebe, sagt Ina Jansen, die beim Landratsamt für die Leitstelle zuständig ist. „Das ist einzigartig in Baden-Württemberg“, sagt sie. In der Reuteallee sei im Prinzip noch einmal eine autonome Leitstelle eingerichtet, die lediglich weniger Arbeitsplätze habe als die Hauptstelle in der Marienstraße. Nur für den Fall, dass die reguläre ILS komplett geräumt werden müsse, etwa wegen eines Bombenalarms oder eines Gaslecks, weiche man auf die Ersatzleitstelle aus.

Verschiedene Systeme für den Notfall

Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu diesem Szenario komme, sei aber sehr gering, sagt Jansen. Schließlich seien die technischen Systeme in der Marienstraße schon in sich redundant, sprich: kommt es zu einem Ausfall an einer Stelle, springt sofort ein Ersatzsystem ein. Im Zweifelsfall könne auch sofort auf die Infrastruktur der Polizei umgeleitet werden – der Notruf sei also immer erreichbar.

Dennoch sei es ärgerlich, dass die Ausweichanlage in der Reuteallee erst mit so viel Verzögerung fertig geworden sei, sagt Ina Jansen. Das habe unter anderem daran gelegen, dass man auch in der Hauptstelle zu Beginn enorme Probleme mit der Technik gehabt habe. Da die Ersatzleitstelle mit dem gleichen System funktioniere, habe man zunächst warten müssen, bis die Originalversion richtig laufe, erklärt Jansen. Zudem hätten die Umbau-Maßnahmen in der einstigen Leitstelle des Rettungsdienstes viel Zeit in Anspruch genommen, sagt Utz Remlinger, Vizelandrat und Vorsitzender des DRK-Kreisverbands. Schließlich hätten die Räume an die neuen Anforderungen angepasst werden müssen – rund 100 000 Euro habe man dafür investiert.

Zahl der Anrufe erhöht sich aus unbekannten Gründen

Unabhängig von dieser Verzögerung laufe der Betrieb in der ILS aber sehr gut, betonen sowohl Ina Jansen als auch Utz Remlinger. Allerdings habe sich die Zahl der Anrufe im vergangenen Jahr aus unbekannten Gründen dermaßen erhöht, dass die bislang 23 Disponenten mit der Arbeit nicht mehr hinterherkämen. Deshalb werden nun fünf neue Mitarbeiter eingestellt, das sei über den Haushaltsplan bereits vom Kreistag abgesegnet worden, sagt Ina Jansen.

Nichts bewegt hat sich hingegen bei der Finanzierung: Die Kosten würden nach wie vor je zur Hälfte von Landkreis und Krankenkassen übernommen, teilt Jansen mit. Dem Kreis ist das schon lange ein Dorn im Auge, schließlich sei bei den meisten Einsätzen der Rettungsdienst gefragt, nur selten die Feuerwehr. Doch man orientiert sich an einer Empfehlung des Landes – die allerdings auch anderswo umstritten ist.

Wechselvolle Geschichte

Historie
Der Weg zur Integrierten Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst (ILS) in Ludwigsburg war holprig. Zunächst stritt man sich mehr als zehn Jahre lang über den idealen Standort der Einrichtung. Dann gab es Unstimmigkeiten darüber, wie und an wen die Bereitstellung und Betreuung der Technik vergeben werden sollte. Nachdem dies endlich geklärt und die ILS offiziell eröffnet worden war, scheiterte mehrfach die Umstellung vom Probe- auf den Regelbetrieb – Grund dafür waren laut den Verantwortlichen stets technische Mängel. Auch nach der erfolgreichen Umstellung gab es zunächst immer wieder Kritik an der neuen Einrichtung – oft auch anonym. Doch seit etwa anderthalb Jahren ist es ruhig geworden.

Finanzierung
Im Landratsamt ist man keineswegs einverstanden mit der Kostenteilung im Verhältnis 50:50 mit den Krankenkassen. In anderen Kreisen sieht man das ähnlich: Sowohl im Rems-Murr-Kreis als auch im Kreis Tübingen klagte man dagegen – und bekam sogar vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim recht. Allerdings ziehen sich die Neuverhandlungen mit den Krankenkassen offenbar noch hin.