Dank einer Finanzspritze vom Gemeinderat bekommt Stuttgart ein mobiles Interimsbad. Es wird dort aufgestellt, wo Sanierungen oder Neubauten anstehen – zunächst in Zuffenhausen.

Stuttgart - Recht überraschend hatte der Gemeinderat im Rahmen seiner Beratungen zum Doppelhaushalt 2022/2023 entschieden, 6,3 Millionen Euro für ein transportables Interimsbad zur Verfügung zu stellen (wir berichteten). Das soll zunächst in Zuffenhausen, später in Möhringen und dann in Vaihingen aufgestellt werden. Die Zeit drängt, denn bereits in zwei Jahren sollen in Zuffenhausen die Arbeiten für das neue Bad beginnen. Damit die Schwimmer nicht auf dem Trockenen sitzen, muss die transportable Halle bis dahin fertig sein.

 

„Das Projekt hat aktuell natürlich eine sehr hohe Priorität für uns“, sagt Jens Böhm, Pressesprecher der Stuttgarter Bäderbetriebe. Es sei geplant, 2023 mit dem Bau des Interimsbades zu beginnen, 2024 solle es dann betriebsbereit sein. Wo es in Zuffenhausen stehen werde, sei final noch nicht geklärt. Ein möglicher Standort könnte eventuell der Kelterplatz sein. Die erforderliche Grundfläche beträgt circa 32 auf 36 Meter, dazu kommen noch die Verkehrswege. Das Bad bekommt ein 25 Meter langes überdachtes Becken mit fünf Bahnen. Dazu kommen Toiletten, Duschen, Umkleidekabinen und Geräteräume, sie werden in Containern untergebracht. Das eigentliche Becken wird auf eine Bodenplatte gestellt und besteht aus transportablen Modulen. Die Schwimmhalle soll eine Metall-Holzkonstruktion sein und wird, ähnlich wie bei einem Fertighaus, in Sandwichpaneelen angeliefert. Die Leichtbau-Konstruktion soll Wind- und Wetter ebenso gut aushalten wie Schneelasten.

Das Bad soll mindestens zehn Jahre genutzt werden

Auch bei der Interimskonstruktion müssen die geltenden Normen und Gesetze eingehalten werden. Was Wassertechnik, Lüftung und sanitäre Anlagen betrifft, gibt es keinen Unterschied zu stationären Bädern. Wohl aber beim Aufbau: Die einzelnen Teile werden im Werk montiert und in gesonderten Transporten zum Standort gebracht. Badewassertechnik, sanitäre Einrichtungen und periphere Teile werden fertig geliefert und aufgestellt. Wer welche Bausteine liefert, ist momentan noch nicht geklärt, Planungs- und Bauleistungen werden ausgeschrieben.

Das Mobilbad soll mindestens zehn Jahre lang genutzt werden. Somit würden die anteiligen Investitionskosten 630 000 Euro pro Jahr betragen. Das ist zwar nicht gerade wenig Geld, aber nur so lässt sich vermeiden, dass es Zwangspausen für das Schulschwimmen und den Vereinssport gibt – und für alle anderen Bürger, denn auch sie dürfen die Einrichtung nutzen. Wie problematisch eine Badsanierung und die damit verbundene Schließung ist, hatte sich zuletzt in Feuerbach gezeigt. Dort war der Ärger über ausgefallene Schwimmzeiten seinerzeit sehr groß. Und da in Stuttgart regelmäßig Bäder-Sanierungen anstehen, gäbe es nicht nur in Zuffenhausen einigen Unmut, wenn es zu ähnlichen Engpässen wie in Feuerbach käme. Die Zuffenhäuser Bezirksbeiräte hatten Ende vergangenen Jahres die Pläne für das Interimsbad ausdrücklich begrüßt und an die Stadträte appelliert, das Vorhaben finanziell zu ermöglichen.

Von Zuffenhausen nach Möhringen

Momentan ist vorgesehen, dass die mobile Schwimmhalle im Jahr 2026 von Zuffenhausen nach Möhringen zieht, wo sie als Ersatz für das Hallenbad Sonnenberg fungiert, das neu gebaut wird. Wo dort das Interimsbad stehen soll, ist noch nicht endgültig geklärt. Im Gespräch ist der Parkplatz des Freibades Möhringen – oder, wie es im Bezirksbeirat hieß, das eigentliche Freibadgelände. Dritte Station könnte dann Vaihingen sein. An den jeweiligen Standorten soll das Personal des aktuell geschlossenen Bades ins Interimsbad wechseln. Wenn das Bad eines Tages nicht mehr gebraucht wird, dann muss es entsorgt werden – grundsätzlich ist es aber möglich, einzelne Komponenten bei Bedarf auszutauschen. Die Stuttgarter Pläne dürften deutschlandweit einmalig sein. Zwar wurde im Herbst 2021 in Berlin-Kreuzberg eine ähnliche Konstruktion in Betrieb genommen, allerdings ist sie stationär und nicht mobil.