Bodo Skaletz ist für eine Übergangszeit als Geschäftsführer der Stadtwerke Schorndorf engagiert worden. Der 65-Jährige hat in der kurzen Zeit viel vor.

Schorndorf - Der Kalender ist voll, das Gespräch mit der Presse einer von acht Terminen an diesem Tag. So hatte sich Bodo Skaletz den Mai nicht vorgestellt: Seit dem 30. März ist der 65-Jährige eigentlich ein frischgebackener Ruheständler. 20 Jahre hat er als Geschäftsführer der Stadtwerke Ludwigsburg gewirkt, hat aus dem kleinen Gas- und Wasserbetrieb einen Energiekonzern gemacht.

 

Warum also sitzt er nicht daheim auf dem Sofa, sondern als Interims-Geschäftsführer in der obersten Etage der Schorndorfer Stadtwerke? „Ich hab’ zuerst Nein gesagt“, erzählt Skaletz. Nach dem plötzlichen Weggang des bisherigen Geschäftsführers Andreas Seufer im Februar ist er vom Schorndorfer Oberbürgermeister gefragt worden, ob er für ein halbes Jahr die Leitung der Stadtwerke Schorndorf übernehmen könnte – bis eine neue Doppelspitze gefunden sei. Umgestimmt habe ihn das Schicksal der mehr als 100 Mitarbeiter: „Mir wurde ihre unsichere Situation dargelegt. Ich habe es in meinem Berufsleben selbst erlebt, wie das an einem nagen kann“, erzählt er.

Das Ziel ist, Ruhe in das Unternehmen zu bringen

Angetreten ist Bodo Skaletz mit dem Ziel, Ruhe in das Unternehmen zu bringen und zudem ein paar Weichen für die Zukunft zu stellen. Warum Andreas Seufer nicht mehr bei den Stadtwerken ist, darüber wird nichts nach außen getragen, es gilt eine Verschwiegenheitspflicht. Aber es wurde eine Prüfkommission installiert, die sich alle Bereiche des städtischen Tochterunternehmens vornimmt und schaut, was nicht so gut gelaufen ist.

„Wir brauchen mehr Transparenz, ein vernünftiges Controlling und ein Berichtswesen“, sagt Bodo Skaletz, dem es wichtig ist, die Mitarbeiter in die Verantwortung zu nehmen: „Es darf nicht alles auf den Geschäftsführer zugeschnitten sein. Zugleich muss klar sein, dass Fehler gemacht werden dürfen.“ Ihm sei wichtig, respektvoll mit den Mitarbeitern umzugehen, ihnen Wertschätzung zu zeigen. „Es ist bereits zu spüren, dass sich das Klima im Unternehmen geändert hat. Die Mitarbeiter öffnen sich, sie trauen sich, ihre Ideen einzubringen. Um weiterzukommen, müssen wir das Potenzial aller nutzen“, sagt Bodo Skaletz.

Schließlich gibt es allerhand zu tun bei den Stadtwerken Schorndorf: Im Teilort Schlichten hat der groß angelegte Glasfaserausbau begonnen, in Miedelsbach steht der Start kurz bevor. Die Vorgehensweise gefällt Bodo Skaletz gut: „Wir haben dort teilweise noch viele Strom-Freileitungen. Diese werden in den Boden verlegt, parallel dazu kommen Glasfaserkabel rein.“ Eine seiner großen Ziele für seine sechsmonatige Amtszeit sei es, ein Konzept vorzulegen, wie der weitere Breitbandausbau in Schorndorf aussehen soll.

Beschäftigt hat sich Bodo Skaletz zudem mit dem Thema Energiebeschaffung. Die Preise würden derzeit extrem schwanken. „Wir müssen unabhängiger werden, müssen uns eine Vorgehensweise überlegen, wie wir über das Jahr verteilt einkaufen.“ Ein Konzept habe man bereits dem Aufsichtsrat vorgelegt. Den Aufsichtsrat habe er auch darauf vorbereitet, dass das Tochterunternehmen in den kommenden Jahren kaum Gewinn ausschütten werde: „Wir haben mit dem Glasfaserausbau, der Digitalisierung, der Energiewende große Aufgaben vor uns“, sagt Skaletz.

Viel Erfahrungen bei Ludwigsburger Stadtwerken gesammelt

Bei den Ludwigsburger Stadtwerken hat er viel bei dem Thema erneuerbare Energien bewegt: Mehrere kleine Biokraftwerke und ein großes Holzkraftwerk wurden gebaut, die bundesweit größte Solarthermieanlage lief vor kurzem im Probebetrieb. „Ich möchte schauen, welche Potenziale es in Schorndorf gibt“, sagt Bodo Skaletz, der angesichts der begrenzten Zeit zumindest eine Bedarfsanalyse starten möchte.

Und dann gibt es noch einige betriebsinterne Arbeiten: Derzeit wird die Innenausstattung des Stadtwerke-Neubaus geplant, „aber das wird von den Mitarbeitern sehr eigenständig weiterentwickelt.“ Der Umzug in das neue Gebäude ist für das kommende Frühjahr geplant. Skaletz möchte den Energieverbrauch der Stadtwerke mittels eines Energiemanagementsystems analysieren und zudem die Stadtwerke als kritische Infrastruktur besser vor Angriffen von außen schützen.

Kein Wunder also, dass der Kalender voll ist. Trotzdem sieht Bodo Skaletz alles andere als gestresst aus: „Ich habe immer noch Spaß und Freude an meinem Beruf.“