Am Wochenende findet das Straßenkunstfestival Labyrinth entlang der Moserstraße statt.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Mitte - Die alten Reifen hatte ein Autohaus übrig, das Holz wäre auf dem Müll des Staatstheaters gelandet und Wimpel haben sie aus alten Labyrinth-Stofftaschen zugeschnitten. Zusammen gibt es die Girlanden für das Labyrinth-Festival am Wochenende: „Uns geht es um nachhaltige Arbeit. Das fängt schon bei dem Aufbau unseres Festivals an“, sagt die Labyrinth-Gründerin Patrizia Birkenberg. Um sie herum, in der Werkstatt an der Urbanstraße, wo sie beim Verein für internationale Jugendarbeit einen Unterschlupf gefunden haben, sitzen ihre Mitarbeiterinnen und basteln aus alten Milchtüten und Blumentöpfen weitere Dekoartikel für das Straßenfestival.

 

Internationale Künstler spielen und musizieren entlang der Moserstraße

Das interkulturelle Straßenfest Labyrinth findet in diesem Jahr zum zweiten Mal entlang der Moserstraße statt. Was das Straßenfest von anderen in Stuttgart unterscheidet? Internationale Künstler beleben die Straße für ein Wochenende gemeinsam mit jugendlichen Geflüchtete, die an den Projekten von Labyrinth beteiligt sind. Die Nachbarn sind auch involviert. „Und das Publikum kann Kunst genießen und gleichzeitig interaktiv mitgestalten“, sagt Birkenberg. „Sie können malen, töpfern, zum Beatbox- oder Siebdruck-Workshop gehen oder einfach zum Tanzen.“

Bei dem zweiten Festival wird gleichzeitig die fünfjährige Existenz des Projektes gefeiert: Das gemeinnützige Unternehmen Labyrinth ist im Jahr 2012 aus einer Studienarbeit Birkenbergs an der Musikhochschule heraus entstanden. Ihr Ziel? „Ich wollte die künstlerische Vielfalt, die wir an der Hochschule haben, für die interkulturelle Arbeit nutzen.“ Das heißt konkret: „Die Idee war, diesen etwas elitären Ort für benachteiligte Menschen zu öffnen.“ Die Musikhochschule unterstützt das Projekt seitdem konstant, indem sie Probenräume zur Verfügung stellt.

Labyrinth vereint Theater und Kulturfestival für Flüchtlingskinder

Labyrinth, das ist inzwischen ein zweigeteiltes Projekt. Da ist zum einen das Festival, das von allen Teilnehmern und den Künstlern, mit denen man kooperiert, immer gestemmt wird. Der zweite Schwerpunkt von Labyrinth liegt auf Theaterarbeit für geflüchtete Jugendliche und Jugendliche mit Migrationshintergrund. 17 verschiedene Nationalitäten haben Birkenberg und ihr Team mal gezählt. Das Besondere sei, so Birkenberg, dass man mit vielen verschiedenen Kunstdisziplinen arbeite, wie zum Beispiel Akrobatik, Sprechkunst oder Figurentheater. Die Kinder und Jugendlichen sollen ein Gefühl für Musik, Rhythmus und Bewegung kriegen – und vor allem auch für die deutsche Sprache. „Das geht über Kunst ziemlich gut“, so ihre die Erfahrung.

Im Theaterbereich sind 14 Jugendliche engagiert. „Da haben wir wirklich eine ganz persönliche Begleitung“, sagt die Leiterin. Die meisten seien neu in Stuttgart. Viele sind minderjährige unbegleitete Geflüchtete. Nach einem Theaterjahr engagieren sie sich meistens ein Jahr beim Festival. Dort sind dieses Jahr 35 Kinder und Jugendliche mit dabei. „Das Festivaljahr ist für mich wirklich gelebte Integration“, sagt Birkenberg.

Wie bei allen kleinen sozialen Initiativen gibt es bei Labyrinth ein Problem, nämlich die Finanzierung. Seit Jahren lebt man von der Unterstützung durch Stiftungen und Programme von Stadt und Land. „Oft schreiben wir ganz, ganz viele Anträge“, sagt Birkenberg. „Allein die Geldakquirierung frisst fast eine eigene Stelle.“ So viele Stellen gibt es aber bei Labyrinth gar nicht. Für die Zukunft wünscht sich Birkenberg eine finanzielle Grundsicherung, damit sie mit einem konstanten und größeren Team arbeiten kann. Ein entsprechender Antrag bei der Stadt läuft derzeit. Von Anfang an unterstützt wird Labyrinth maßgeblich von der Stuttgarter Addy von Holtzbrinck Stiftung.

Gemeinsam ein Wochenende lang das Leben feiern

Auch die generelle Asylpolitik erschwere ihre Arbeit. „Viele engagieren sich super bei uns, aber sie leben in der ständigen Angst, abgeschoben zu werden. Ein „Ankommen“ im Land sei da schwierig. Mit dem Festival wollen sie den Geflüchteten etwas geben, was sie sonst selten haben: „Einfach das Leben feiern zu dürfen.“