Einen Monat nach der gescheiterten Schulleiterbesetzung zieht das Führungsgremium Konsequenzen. Der Vorstand tritt geschlossen zurück.

Salem - Die wichtigste Erklärung gab Jochen Spethmann gleich zu Beginn der dreistündigen Sitzung des Internatsvereins der Schule Schloss Salem ab. Der von ihm geleitete Vorstand und Aufsichtsrat trete geschlossen zurück, erklärte Spethmann den knapp 30 Anwesenden. Das vom Personal her identische fünfköpfige Gremium zieht damit die Konsequenz aus der gescheiterten Bestellung der CSU-Politikerin Monika Zeyer-Müller zur neuen Schulleiterin des Eliteinternats.

Als Verantwortliche gescheitert


Die Tochter des ehemaligen saarländischen Ministerpräsidenten Werner Zeyer (CDU) war am 6. März vom Vorstand als neue Leiterin der renommiertesten deutschen Privatschule vorgestellt worden. Drei Wochen später musste die Entscheidung zurückgenommen werden, weil kurze Zeit nach ihrem Bekanntwerden große Unruhe bei den Schülern, Lehrern und Eltern entsandten war. Die Pädagogin ist als Rektorin des Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt seit längerem wegen ihres autoritären Führungsstils umstritten.

In einem offenen Brief wandten sich mehr als 200 Schüler, Eltern und Lehrer gegen Zeyer-Müllers Ernennung. Die Altsalemer Vereinigung fühlte sich übergangen und stellte in einem Brief kritische Fragen an Spethmann, die bis heute nicht beantwortet sind. Als Hauptverantwortlicher der gescheiterten Schulleiterbesetzung gilt jedoch nicht Spethmann, sondern Clemens Börsig, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank. Der Topbanker führte den Vorstand vor Spethmann und ist inzwischen der Vorsitzende des Kuratoriums der Schule.

Als Chef eines dreiköpfigen Nominierungsausschusses war er federführend bei der Schuleiterbesetzung eingebunden. Auf Initiative Börsigs hin war die international tätige Personalagentur Spencer-Stuart mit der Suche nach der Spitzenkraft beauftragt worden. Kritische Berichte über Monika Zeyer-Müller habe die Agentur ignoriert, hieß es. Ihre Dienste sollen die Schule 50.000 Euro gekostet haben. Aus dem Vorstand verlautete dazu, die Agentur habe "pro bono" gearbeitet.

Zeyer-Müller hat Anspruch auf Abfindung


Im übrigen seien nur Spesen berechnet worden. Rainer Schöttle, Präsident der Altsalemer Vereinigung, fragt weiterhin, ob die 50.000 Euro allein für Spesen aufgebraucht wurden. Nach Börsigs Ideen wurde auch die Struktur der Schule streng hierarchisch ausgerichtet. "Hier geht es wie in einen Dax-Konzern zu", merken Kritiker an. Börsig trete unnahbar auf und werde bei Sitzungen des Internatsvereins stets von einem oder zwei Anwälten flankiert, was Teilnehmer als "befremdlich" empfinden.

Offen ist auch, was die gescheiterte Kandidatin Zeyer-Müller an Abfindung erhalten wird. Sie hatte bereits einen Fünfjahresvertrag unterzeichnet, angeblich ohne Probezeit. Nach internen Schätzungen hat Zeyer-Müller einen Anspruch auf mindestens eine halbe Million Euro. Gewagte Spekulationen gehen von Beträgen von einer Million Euro oder mehr aus.

Erboste Eltern, die sich zu Unrecht geschröpft fühlen, fragen bereits, ob der gescheiterte Vorstand um Spethmann hierbei nicht schadensersatzpflichtig zu machen sei. Am 19. Juni trifft sich der Internatsverein erneut in Frankfurt, um derlei kritische Punkte zu klären. Auch über eine neue Schulleitung soll dabei geredet werden.