Die Internationale Bachakademie Stuttgart hatbekanntgegeben, dass ihr Intendant Gernot Rehrl seinen Vertrag nicht verlängert. Das war vorauszusehen – und ermöglicht den dringend erforderlichen organisatorischen Umbau.

Stuttgart - So kennt das Stuttgarter Publikum den Intendanten, der bei der Internationalen Bachakademie Stuttgart seit 2013 an der Seite des künstlerischen Leiters stand: Irgendwo vorne im Mittelgang des Beethovensaals pflegte Gernot Rehrl zu sitzen, die Arme verschränkt, die Beine übereinandergeschlagen, konzentriert lauschend, aber immer auch ein wenig erschöpft wirkend und ein bisschen wie auf dem Sprung. Seinen Lebensmittelpunkt hat Rehrl, der vor seinem Amtsantritt am Johann-Sebastian-Bach-Platz erst Chor- und Orchestermanager beim Bayerischen Rundfunk, dann Intendant der Rundfunkorchester und Chöre GmbH in Berlin war, nie an seinen schwäbischen Arbeitsort verlegt, ist stattdessen zwischen München und Stuttgart hin- und hergependelt. 2018 wird er 63, und dann soll’s hier genug sein. Am Freitag gab die Internationale Bachakademie bekannt, dass der Intendant seinen Vertrag über 2018 hinaus nicht verlängert.

 

Das war abzusehen, denn die Unstimmigkeiten zwischen Akademieleitung und Intendanz haben in den letzten Monaten zugenommen, wohl auch unter dem wachsenden Druck angesichts schwindender Abonnentenzahlen. Die Position eines Intendanten der Bachakademie, dereinst als eine Art Dankeschön für den Mitbegründer der Institution neben Helmuth Rilling, den Geschäftsführer Andreas Keller, eingeführt, ist neben einem in allen Dingen übergeordneten Akademieleiter problematisch, und dieses Machtproblem hat in einem immer noch zwischen altem (Rilling-) und neuem (Rademann-)Lager gespaltenen Haus ein ganz besonderes Gewicht. Hans-Christoph Rademanns Dank an Rehrl, den die Bachakademie ihrem Informationsschreiben beifügte, wirkte entsprechend kurz und formell: Von „großem diplomatischem Geschick“ des Scheidenden ist da die Rede und vom „Übergang in die heutige Zeit“, an dem der Intendant mitgewirkt habe.

Ab Herbst 2018 wird es bei der Bachakademie keinen Intendanten mehr geben

Mit Gernot Rehrls Abschied im Sommer 2018 wird so der Weg frei für eine organisatorische Neustrukturierung der Bachakademie. Anstelle eines Intendanten wird es dort künftig einen (noch zu findenden) reinen Geschäftsführer geben, der das Tagesgeschäft erledigt und obendrein auch das Sponsoring betreut – möglichst einen jüngeren, der sich auch der drängenden jüngeren Themen (Social Media) annimmt. Rehrl, heißt es, wird dem Haus weiter verbunden bleiben, indem er Einzelprojekte betreut – „in beratender Funktion“, betont Helmut Nanz. Gernot Rehrl, so der Vorstandsvorsitzende der Bachakademie, sei dafür zu danken, dass die Bachakademie „heute auch wirtschaftlich gesund dasteht und im internationalen Konzertgeschäft wieder präsent ist.“