Seit Anfang des Jahres nehmen die Vorbereitungen für die Internationale Bauausstellung 2027 mit der Wahl des Intendanten Andreas Hofer Fahrt auf. Es gibt nun ein Grobkonzept – und erste konkrete Überlegungen, beispielsweise von der Ingenieurkammer.

Stuttgart - Auf drei Säulen soll die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart stehen. Erstens: die IBA-Quartiere, das sind eine Handvoll Stadtviertel, in denen exemplarisch gezeigt, wie wir künftig wohnen und leben. Zweitens: die IBA-Festivals, das sind in den Jahren 2023, 2025 und 2027 Ausstellungen mit temporären und experimentellen Gebäuden. Und drittens: das IBA-Netz, in dem verschiedene Projekte wie Bauten, Infrastruktur, Forschungsarbeiten, Ausstellungen, Kongresse und Publikationen real und virtuell zusammengefasst werden.

 

App für Ingenieurleistungen

Dieses Gerüst füllt sich nun mit ersten Ideen – eine davon stammt von der Ingenieurkammer Baden-Württemberg. Die Interessenvertretung aller Ingenieure im Südwesten mit rund 4000 Mitgliedern will mit einer speziellen App auf interaktiven Stadtrundgängen Ingenieurleistungen an Gebäuden und Infrastrukturprojekten sichtbar machen. Auch einen Namen dafür gibt es schon: die IngIBAapp.

Ingenieure werden in der öffentlichen Wahrnehmung weit weniger wahrgenommen als Architekten. Dabei sind sie als Fachleute für technische Herausforderungen gefragt wie nie – von der Mobilität über Materialeinsatz bis zur Energieeffizienz. „Ganz in der Tradition der Stuttgarter Schule ist uns auch bei der IBA die Zusammenarbeit zwischen Architekten und Bauingenieuren bereits in frühen konzeptionellen Phasen wichtig“, sagt Julian Lienhard, der in der Ingenieurkammer einem eigens eingerichteten Arbeitskreis für die IBA vorsitzt. Gemeinsam könne man „innovative Lösungen entwickeln für eine Ausstellung, die international Beachtung findet. „Sowohl bei Einzelprojekten als auch bei der Quartiersbebauung sind Fragen der Energie, des Stadtklimas und der Verkehrsinfrastruktur nicht mehr wegzudenken“, sagt Lienhard. Und gerade Bauingenieure könnten da wesentliche Beiträge leisten, etwa durch besondere klimawirksame Fassaden oder die Verwendung von Materialien, die schallschluckend sind, oder auch bei der Verknüpfung von Elektromobilität mit der lokalen Erzeugung und Speicherung von Strom.

Umfassende technische Lösungen

Allerdings will die Kammer auch an die Öffentlichkeit herantreten, um zu zeigen, wie viel Ingenieurleistungen in einzelnen Bauwerken und Infrastrukturprojekte stecken. Smartphone-Besitzer sollen mit der Kamera Bauwerke anvisieren können und über die App wird dann gezeigt, wo die Versorgungsleitungen verlaufen und wie die Statik des Gebäudes ist. „Das ist mehr als eine Spielerei“, sagt Lienhard, „dadurch können Bürger verstehen, wie komplex manche Bauaufgaben sind.“ Und Lienhard und die rund drei Dutzend Mitglieder des Arbeitskreises können sich noch mehr vorstellen: Modelle zu entwickeln, die verdeutlichen, wie sich neue Gebäude auf die Infrastruktur auswirken.

Diese Aktivitäten seien bei aller Begeisterung für die IBA allerdings nicht ganz uneigennützig, gibt Lienhard zu: „Wir wollen auch zeigen, wie faszinierend unser Beruf ist, und dafür werben. Denn momentan ist es schwierig, Ingenieure zu finden.“