Die Region hat sich als Geburtshelfer für die Internationale Bauausstellung 2027 verdient gemacht. Doch nun muss die Idee in die Städte und Gemeinden getragen werden, meint unser Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Seit Mitte Oktober sind die Weichen für eine Internationale Bauausstellung 2027 Stadt-Region Stuttgart gestellt, auch wenn sich außer der Regionalversammlung noch kein demokratisch legitimiertes Gremium intensiv mit der Thematik befasst hat. Die eindeutigen Absichtserklärungen von Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut auf der IBA-Plattform vor sechs Wochen machen ein Zurück aber kaum möglich. Auch Stadt und Land werden sich früher oder später an der GmbH beteiligen, die das Zukunftsprojekt anstoßen, in die richtigen Bahnen lenken und bis zum Präsentationsjahr 2027 begleiten soll.

 

Region, geh du voran

Dieser Prozess nach dem Motto „Region, geh du voran“ mag dem Selbstverständnis der Regionauten entsprechen, die schon immer für sich in Anspruch nahmen, Vorreiter zu sein. Das Vorpreschen birgt aber auch Risiken: Wer sich an die Spitze der Bewegung setzt, kann sich, wenn es ums Bezahlen geht, nicht hintanstellen. Deshalb hat sich die Region quasi selbst dazu verpflichtet, in finanzielle Vorleistung zu gehen – und zu hoffen, dass Nicole Hoffmeister-Kraut und Fritz Kuhn mehr als salbungsvolle Worte zu bieten haben.

Menschen mitnehmen

Die Region und vor allem ihre Wirtschaftsfördergesellschaft erwirbt sich – unterstützt von namhaften Stadtplanern, Architekten und Bürgern – momentan große Verdienste als Geburtshelfer der IBA. Ohne die Regionalpolitik wäre aus der Idee kein Projekt geworden. Doch die Lokomotive Region darf nicht so schnell fahren, dass die anderen, die die IBA prägen werden, abgehängt werden – oder für sie nur ein Platz in der vierten Klasse bleibt. Das betrifft die Stadt Stuttgart, die mit ihrem Rosensteinviertel ein Kern der IBA werden soll, aber auch andere Städte. Vor allem aber gilt es für die Bevölkerung: Die IBA muss zu den Menschen in der Region getragen werden, sie muss auch ihr Projekt werden.

Das ist leicht gesagt und gefordert. Wie schwer das umzusetzen ist, hat aber zuletzt die Bürgerbeteiligung Rosensteinviertel in Stuttgart gezeigt. An ihr haben sich – gemessen an der Größe der Aufgabe und den vom Rathaus geschürten Erwartungen – zuletzt nur wenige Interessierte beteiligt. Das sollte bei der IBA anders werden.