OB Kuhn: „Hammerstarke Projekte“
Den Vorhaben sei gemein, dass man weg von der Kleinteiligkeit komme, hin zu einer Urbanisierung, sagte IBA-Intendant Andreas Hofer: „Der rote Faden ist die produktive Stadt mit dicht bebauten und lebendigen Quartieren, in denen vielfältige Wohnungstypen für alle Gesellschaftsschichten mit Flächen für emissionsarme Industrie und neue Arbeitsformen zusammenkommen.“
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Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), Aufsichtsratsvorsitzender der IBA GmbH, sprach von „hammerstarken Projekten“, weitere würden bis Mitte nächsten Jahres folgen – wie viele, das ließ Hofer aber offen. Die bisherige Auswahl werde, so Kuhn, auch dem regionalen Grundgedanken gerecht. Das hob auch Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU), stellvertretender Chef des Aufsichtsrats, hervor: „Die IBA bewährt sich als regionales Projekt.“ In vielen, auch kleineren Städten gebe es eine „große Bereitschaft, aus dem Planungsalltag auszubrechen und Neues zu wagen.“ Er wünsche sich, dass als weiteres Projekt, die Zukunft des Stuttgarter Weißenhofs dazukomme – also jener Siedlung, die 1927 als Werkbundausstellung ein Vorgänger der IBA 2027 war. Freilich mit einem entscheidenden Unterschied, wie Hofer sagte: „Damals erklärten 15 ältere Herren, wie man künftig wohnen soll, wir werden keinen Stil verkünden“. Die Planungsprozesse müssten partizipativ ablaufen, also mit Beteiligung der Betroffenen.
Als Richtschnur nannte er fünf Themen, mit denen sich die IBA beschäftige: die produktive Stadt für Wohnen und Arbeiten; die Zukunft der Zentren, wenn der Einzelhandel zurückgeht; Orte der Bewegung und Begegnung, in denen Knotenpunkte der Mobilität auch als Treffpunkte, als Arbeits- und Betreuungsräume genutzt werden; der Neckar und seine Nebenflüsse sowie das Erbe der Moderne, also wie man beispielsweise mit der Weißenhofsiedlung heute umgeht.
IBA-Team begleitet Bauvorhaben intensiv
Die nun ausgewählten IBA-Projekte haben ein mehrstufiges Verfahren durchlaufen. Bisher gab es mehr als 110 Einreichungen für bauliche und nichtbauliche Vorhaben von Kommunen, Unternehmen, Initiativen und Wissenschaftlern. Die IBA-Intendanz hat daraus rund 70 ausgewählt, die ins sogenannte IBA-Netz aufgenommen wurden. Sie müssen sich „ehrgeizig mit der Zukunft des Bauens, Wohnens und Arbeitens“ in der Region Stuttgart auseinandersetzen und „ambitionierten Nachhaltigkeitsziele“ erreichen wollen. Sie zeichne aber auch „der Mut zur Offenheit und zum Experiment und der Wille, weiter zu gehen als gewohnt“, aus. Aus diesen momentan 70 Projekten wählten Kuratorium und Aufsichtsrat nun die ersten 13 Projekte aus, die das „Potenzial für eine Weiterentwicklung als Ausstellungsorte im Jahr 2027“ haben – das sind IBA-Projekte. Sie sollen in knapp sieben Jahren gezeigt werden.
Diese Bauvorhaben werden vom IBA-Team intensiv begleitet und unterstützt. Und die Projektträger hätten sich zu vorbildlichen Planungsprozessen, ökologischen, sozialen und ökonomischen Zielen verpflichtet. „Das ist mehr als Investorenarchitektur mit ein bisschen Green-Washing“, betonte Hofer. Es würden auch noch neue Projekte dazukommen, „wir werden aber auch manche verlieren“.
Ankerpunkte des Ausstellungsjahrs 2007
Mehrere große und anspruchsvolle Stadtentwicklungsprojekte sollen zudem „Ankerpunkte des Ausstellungsjahrs 2027“ werden. Sie müssen wie die Einzelprojekte bis dahin fertig und besuchbar sein, schließlich solle die Ausstellung „international für Aufsehen sorgen und zugleich ein breites Publikum erreichen“, sagte die kaufmännische IBA-Geschäftsführerin Karin Lang, die seit Mai im Amt ist. Stadt und Region bezuschussen die IBA mit jeweils 800 000 Euro pro Jahr, hinzu kommen 2,5 Millionen Euro vom Land bis zum Jahr 2027. Schon vor dem Ausstellungsjahr sind in 2023 und 2025 Festivals geplant. Sie widmen sich experimenteller und temporärer Architektur und sollen „Spiel- und Experimentierfeld für Studierende und Forschende, Kreative und Praktiker sein“. Er sei „sehr glücklich, was wir erreicht haben“, zog Hofer, der seit 2018 im Amt ist, eine Zwischenbilanz: „Wir sind in der Region angekommen.“