Vor der Internationalen Funkausstellung gibt sich die Industrie optimistisch. Verbraucher können sich über sinkende Preise für immer besser ausgestattete Geräte freuen.
Berlin - Zwei Wochen vor dem Start der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin meldet die Branche gute Halbjahreszahlen. Besonders Unterhaltungselektronik und Mobiltelefone sind Verkaufsrenner bei den Deutschen, zumal viele Geräte trotz besserer Ausstattung immer billiger werden. Fast 29 Milliarden Euro sollen die Bundesbürger in diesem Jahr für TV-Geräte, Satellitenboxen, Kameras, Telefone und privat genutzte Computer ausgeben. Das wären rund vier Prozent mehr als voriges Jahr, falls sich die Erwartungen der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationstechnik (GfU) erfüllen.
Schon im ersten Halbjahr war die Branche mit einem Umsatzplus von sechs Prozent auf 13,2 Milliarden Euro ein Antriebsmotor der Konjunktur und der Binnennachfrage. Vor allem für TV-Geräte, intelligente Mobiltelefone (Smartphones) und tragbare Computer in Tablettform wie das iPad von Apple geben die Verbraucher viel Geld aus. Dagegen bleiben DVD-Rekorder, Camcorder, PCs und Notebooks immer öfter links liegen.
Gespaltener Markt
Wie unterschiedlich sich die Nachfrage entwickelt, zeigt ein Blick auf die drei Sparten der Konsumelektronik. Die klassische Unterhaltungselektronik wuchs um knapp fünf Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Die privat genutzte Telekommunikation legte sogar um 17 Prozent auf 3,3 Milliarden zu, während die Erlöse mit privat genutzten IT-Produkten um 1,5 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro schrumpften.
In den Zahlen spiegelt sich die rasante technologische Entwicklung bei elektronischen Geräten. Besonders immer besser ausgestattete Fernseher locken die Käufer. In diesem Jahr sollen 10,4 Millionen TV-Geräte verkauft werden und damit nochmals gut sieben Prozent mehr. Bereits bis Ende Juni wuchs der Absatz um 14 Prozent auf fast fünf Millionen Geräte. Der Trend geht dabei nach Branchenangaben zu hochwertigen TV-Geräten und großen Bilddiagonalen. Jeder zweite Fernseher ist bereits internettauglich, alle Geräte liefern inzwischen hochaufgelöste Bilder und jedes dritte Modell taugt schon für die 3-D-Wiedergabe. Trotzdem sank der Durchschnittspreis nochmals leicht auf 622 Euro. Die LCD-Technik hat sich inzwischen auf breiter Front durchgesetzt, der Absatz von Plasmageräten schrumpfte um fast ein Fünftel auf nur noch 239 000 Stück.
Nachfrageschub bei Empfangsboxen
Die Abschaltung der analogen Satellitenübertragung Ende April verlieh dem Geschäft mit modernen Empfangsboxen einen kräftigen Schub. Die Verkäufe verdoppelten sich fast auf 4,5 Millionen Stück, der Umsatz wuchs wegen stark sinkender Preise um gut die Hälfte auf 382 Millionen Euro. Geringere Einnahmen gab es dagegen laut GfU bei digitalen Kameras (minus ein Prozent), Camcordern (minus 20 Prozent) und Videospielen (minus elf Prozent).
In der Telekommunikation sind weiterhin die Alleskönner unter den Mobilgeräten stark gefragt. Mehr als acht Millionen Smartphones wurden im ersten Halbjahr in Deutschland verkauft, fast ein Drittel mehr. Auch der Umsatz wuchs um fast ein Drittel auf 2,9 Milliarden Euro. Ein Gerät kostet im Schnitt 355 Euro. Im gleichen Maß schrumpft allerdings die Nachfrage nach klassischen Mobiltelefonen, von denen nur noch 3,6 Millionen Stück und damit 31 Prozent weniger verkauft wurden. Der Umsatz sackte auch wegen sinkender Preise auf nur noch 228 Millionen Euro (minus 47 Prozent). Im Schnitt ist ein Gerät nun für 63 Euro zu haben. Vor einem Jahr waren noch 81 Euro zu bezahlen. Eher enttäuschend läuft das Geschäft mit privat genutzter Computertechnik. Nur die Tablet-PCs mit 1,1 Millionen verkauften Geräten (plus 168 Prozent) und einem Umsatz von 524 Millionen Euro (plus 138 Prozent) sind noch Verkaufsrenner. Bei Notebooks ging der Absatz um fast ein Fünftel auf 2,7 Millionen Geräte zurück, bei PCs um sieben Prozent auf 638 000 Stück.